Bad Laasphe. . Selbstverteidigung lernen, Rat finden, Flagge zeigen: Für Mädchen und junge Frauen aus Bad Laasphe ist das „Haus der Jugend“ die richtige Anlaufstelle. Häusliche Gewalt ist in der Diskussion ein besonderer Schwerpunkt.

Es ist die Geschichte von Michelle (22), die Marieka Kunold den Bad Laaspher Mädchen im „Haus der Jugend“ erzählt. Als Kind wird sie vom Vater oft geschlagen, mit 13 kommt sie ins Heim. Mit 17 lernt sie Marcel kennen. Doch als der Vater zweier Töchter wird, wächst ihm die Sache offenbar über den Kopf: Betrunken und bekifft schreit er die junge Mutter seiner Kinder an, schlägt sie. Als Marcel immer aggressiver wird, sorgt die Polizei dafür, dass er zehn Tage nicht nach Hause kommen darf – und sich Michelle Hilfe sucht...

Beratung suchen und finden – auch Mädchen und junge Frauen in Bad Laasphe können das, wenn’s in Familie, Freundschaft oder Beziehung kriselt, womöglich Gewalt im Spiel ist. Marieka Kunold ist Gleichstellungsbeauftragte der Stadt und weiß, wer in so einem Fall der richtige Ansprechpartner ist.

Vorbeugen, das Thema „Häusliche Gewalt“ so früh wie möglich diskutieren – mit diesem Ziel sucht Kunold das Gespräch mit den Kindern und Jugendlichen. Gibt es so etwas in Eurer Nachbarschaft? Achtet Ihr darauf?

08000/116 016 – das ist die Nummer des Hilfe-Telefons „Gewalt gegen Frauen“. Das sollten die Mädchen wissen. Und die Rufnummer am besten auf dem Handy speichern, findet Stadtjugendpfleger Hartmut Birkelbach, im „Haus der Jugend“ Ansprechpartner. „Für den Notfall.“

Gewalt? Das ist auch auf dem Schulhof ein Thema. Gerade die älteren Jungs schlagen sich, erlebt Cheyenne Faltinsk (13) – und landen dann beim Streitschlichter. Gut, das es Schüler gibt, die da vermitteln. Streit gibt’s auch auf offener Straße, hat Danijela Nadj (13) beobachtet – wenn die Jungs mal wieder zu viel getrunken haben. Und manchmal werden auch Mädels untereinander handgreiflich. Weniger Alkohol – das wäre mehr, um Raufereien nach dem Disco-Besuch zu verhindern. Dazu soll es vor Ort bald eine eigene Projektwoche geben. Die meisten Jugendlichen in Bad Laasphe seien jedoch friedlich, betont Stadtjugendpfleger Hartmut Birkelbach. Damit sich die Mädchen im Notfall wehren können, nahmen sie am Montag an einem Kurs zur Selbstverteidigung teil.

„Frei leben – ohne Gewalt“ diese Forderung der Menschenrechtsbewegung „terre des femmes“ für die Frau zum internationalen Tag „Nein zur Gewalt an Frauen“ unterstützt auch das „Haus der Jugend“ – weithin sichtbar mit einem riesigen Banner an der Hausfassade.

Gleichstellungsbeauftragte Marieka Kunold wirbt ferner bei allen Wittgensteinern um Unterschriften – gegen eine Gesetzeslücke im Strafgesetzbuch. Denn: Kaum ein Verbrechen werde so selten bestraft wie eine Vergewaltigung.