Wittgenstein. Die exklusive Berichterstattung in der WESTFALENPOST darüber, dass Landrat Paul Breuer Geschwindigkeitsbegrenzungen für einige Straßenabschnitte in Wittgenstein prüfen lässt, um die Wisente vor Autos zu schützen, hat die SPD-Kreistagsfraktion zu einer Stellungnahme veranlasst. Darin kündigt die SPD eine Anfrage im Kreisverkehrsausschuss Anfang Dezember an.

Zum Hintergrund erklärte SPD-Fraktionsvorsitzender Michael Sittler: „Wir möchten wissen, ob die einschlägige Presseberichterstattung tatsächlich die Auffassung des Landrats wiedergibt.“ Von Interesse ist aus Sicht der SPD-Kreistagsfraktion insbesondere auch, ob Breuer inzwischen bereits konkrete Maßnahmen für die Prüfung, ob Geschwindigkeitsbegrenzungen angeordnet werden können, eingeleitet hat.

Mehr Schwarzwild als Wisente

Betroffen sind insbesondere die Streckenabschnitte zwischen Wingeshausen und Fleckenberg (über Jagdhaus) sowie zwischen Bad Berleburg und Kühhude. Für die SPD stelle sich zudem die Frage, ob das Gefahrenpotenzial bei der Begegnung von Kraftfahrzeugen mit Wisenten größer ist als bei einem Zusammentreffen mit anderen Wildtieren. „In den Wittgensteiner und auch Siegerländer Wäldern gibt es zum Beispiel viel mehr Schwarz- und Rotwild als Wisente“, betonte Michael Sittler und fügte hinzu: „Möglicherweise muss die Bevölkerung künftig mit Tempo 30 auf etlichen weiteren Landstraßen unserer Region mit häufigem Wildwechsel rechnen, es sei denn, der Landrat hält die Wisente für schützenswerter als die übrigen Wildtiere.“

Auch auf diese Fragen erwarten die Genossen eine Antwort des Landrats, heißt es in der Stellungnahme. Karl Heinrich Sonneborn (SPD) machte zudem deutlich, dass „es natürlich notwendig sei, überall dort über angemessene Maßnahmen zum Schutz von Mensch und Tier nachzudenken, wo es tatsächlich ein hohes Gefährdungspotenzial gibt. Andererseits darf aber das Wisentprojekt aus unserer Sicht nicht dazu führen, dass man künftig nur noch im Schneckentempo durch Teile Wittgensteins fahren kann. Bei eventuell notwendigen Schutzmaßnahmen muss jeweils die Verhältnismäßigkeit gewahrt bleiben“, unterstrich der in Wingeshausen beheimatete Kreistagsabgeordnete.

Nicht übers Ziel hinausschießen

Übertriebene Geschwindigkeitsbegrenzungen nur, um speziell die Wisente in besonderer Weise zu schützen, seien weder akzeptabel noch konsequent. Sofern der Landrat tatsächlich über Tempolimits nachdenke, dürfe er dabei nicht über das Ziel hinausschießen, forderte Sonneborn „pragmatische Lösungen mit Augenmaß“. In ihrer Anfrage spricht die SPD-Kreistagsfraktion auch mögliche Gefahrensituationen bei der Begegnung von Wanderern und Wisenten an. Sie möchte vom Landrat erfahren, wie er diese Gefahrenpotenziale einschätzt und auch ihnen gegebenenfalls begegnen möchte.“

Auf Nachfrage unsere Zeitung machte Landrat Breuer deutlich: „Mit geht es um die Verkehrssicherheit aller und nicht um Tempo 30 auf der ganzen Strecke von Wingeshausen nach Jagdhaus.“ Auf der Kreisstraße nach Kühhude könne aufgrund der Kurven ohnehin nicht schnell gefahren werden, hab Breuer zu bedenken.

Gleichwohl müsse gemeinsam mit dem Hochsauerlandkreis geprüft werden: Wo passieren die Wisente die Fahrbahn? Wie können wir dem Rechnung tragen, dass die Wisente - anders als andere Tiere - manchmal auf der Fahrbahn stehen bleiben? Paul Breuer betonte: „Die Verhältnismäßigkeit wird in jedem Fall gewahrt!“