Bad Berleburg. .

7.20 Uhr, eigentlich en ganz normaler Dienstagmorgen. Plötzlich Melder-Alarm für Heiko Pratsch von der Bad Berleburger Polizeiwache: Auf der L 903 zwischen Richstein und Arfeld hat sich ein Auto überschlagen. Pratsch erinnert sich genau an den tödlichen Unfall im Juni 2008, als er jetzt Wittgensteiner Berufsschülern im Bürgerhaus darüber berichtet – beim „Crash-Kurs NRW“, der Info-Veranstaltung zur Unfall-Vorbeugung. Ganz still ist es im Saal.

Am Unfallort zeigt sich: In einer Böschung liegt ein total deformierter Wagen. Aus einem der Fenster ragt ein Arm. Pulsschlag? Nicht mehr messbar. Im Innern des Autos: der Fahrer und eine junge Beifahrerin, blutüberströmt. Unfallursache: zu hohes Tempo.

„Vier große Totmacher im Verkehr“

„Wer kann schon sagen, wohin die Straße geht...“: Zum Lied „Only Time“ von Enya sehen die Schüler Fotos von Wegekreuzen, die auch nach Unfällen in Wittgenstein am Fahrbahnrand mahnen, es gerade im Straßenverkehr nicht zu übertreiben: „Es ist eine unbarmherzige Realität, die kleinste Fehler nicht verzeiht“, warnt Georg Baum, Sprecher der Kreispolizeibehörde und Moderator der Info-Veranstaltung. Er nennt vier „große Totmacher im Straßenverkehr“:
zu hohes Tempo
Insassen nicht angeschnallt
Fahrer wird abgelenkt
Fahrer sitzt betrunken oder gar unter Drogen am Steuer

Und wie kann ich mich davor schützen? Baums Faustregel: „Vorher die richtige Entscheidung treffen“, einfach nicht mitfahren, wenn der Typ am Steuer sich als Draufgänger gibt. Baums Appell: „Ist das Freundschaft, die Kumpels betrunken nach Hause zu fahren?“

Auch an den Rettungskräften sei der Unfall auf der L 903 nicht spurlos vorbeigegangen, berichtet Raphael Brüggemann von der Berleburger Rettungswache. „Dieser Einsatz geht einem nicht mehr aus em Kopf.“ Andreas Lückel, Feuerwehrmann aus Bad Berleburg, geht das tragische Ereignis noch näher: „Wir haben damals einen Kameraden verloren und von einem Kameraden die Tochter.“

Wie schwer es einem Menschen fällt, die Nachricht vom Tod eines jungen Unfallopfers den Eltern zu überbringen, schildert Dr. Spornhauer, Pfarrer in Raumland und Notfall-Seelsorger. Verzweiflung, Trauer – „was da alles dranhängt...“ Mehr noch: Gut 100 Personen können unter so einem einzigen tödlichen Unfall leiden, weiß Moderator Baum aus Erfahrung – die Familie, Freunde, Mitschüler, ganze Vereine.

„Verkehrssicherheit – das ist am Berufskolleg ohnehin ein Schwerpunkt“, sagt Lehrer Christian Fischer. So biete man den Schülern in der hauseigenen Kfz-Werkstatt ganz gezielt Tuning-Kurse fürs eigene Zweirad oder Auto an – damit die Jugendlichen lernen, „verkehrssicher“ zu schrauben. Gerade die Schrauber selbst seien nämlich auch oft die Opfer von Verkehrsunfällen, ergänzt Pfarrer und Berufskolleg-Lehrer Detlev Schnell.