Bad Berleburg/Siegen. .

Ausgerechnet am 75. Jahrestag des Gedenkens an die Judenverfolgung durch das Dritte Reich wurden in Bad Berleburg und Siegen jüdische Friedhöfe und Gedenkstätten geschändet.

In der Nacht von Freitag auf Samstag, den 9. November, wurden an der äußeren Umzäunung und unmittelbar am jüdischen Gräberfeld des Friedhofs Hermelsbach in Siegen sowie am jüdischen Friedhof in Bad Berleburg jeweils ein Transparent mit der Aufschrift: „Die ewige Lüge lebt weiter“ sowie einem Davidstern angebracht. Außerdem wurde die Stele, die vor dem Zugang zum Bad Berleburger Judenfriedhof an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert, mit roter Farbe beschmiert. Das teilte die Hagener Staatsschutzabteilung der Polizei im Gespräch mit der Westfalenpost mit.

Spaziergänger bemerkten den Frevel

Die Transparente wurden in den frühen Morgenstunden von Bürgern bemerkt. In Bad Berleburg waren es laut Staatsschutz Spaziergänger, die sofort die Polizei verständigten. Nach der Untersuchung der beiden Tatorte wurden die Transparente und auch die Schmierereien sofort entfernt. Dies sei gängige Praxis, um den Tätern die gewünschte Öffentlichkeit-Wirkung zu nehmen, erläutert ein Sprecher des Staatsschutzes. In Bad Berleburg erinnert nun nichts mehr an diese Aktion von vermutlich Rechtsradikalen, die sich offenkundig einen symbolträchtigen Tattag für ihre politische Straftat ausgesucht haben.

Bei der Polizei geht man von einer genau geplanten Aktion aus. Dafür sprechen das zeitlich koordinierte Handeln an den beiden Orten Siegen und Bad Berleburg sowie die ähnliche Vorgehensweise bei der Tat. In Hagen hat eine eigens eingerichtete Ermittlungskommission unter der Führung des Leiters des Polizeilichen Staatsschutzes des Polizeipräsidiums Hagen, Kriminalrat Matthias Stascheit, die Arbeit aufgenommen. Bisher liegen allerdings laut Polizei keine konkreten Hinweise auf die Täter vor. Bürger, die Hinweise zu den beiden Tatorten geben können, werden gebeten, sich an die örtlichen Polizeidienststellen zu wenden.

Häufung politischer Straftaten

Hinweise auf eine erstarkende rechte Szene kommentiert der Staatsschutz nicht. Gleichwohl hat es nach WP-Recherchen in Wittgenstein allein in der jüngsten Vergangenheit mehrere Straftaten gegeben, die der Neonazi-Szene zugeordnet werden können: Im Vorfeld der Bundestagswahl waren im August diesen Jahres Wahlplakate mit rechten Parolen beschmiert worden. 2012 waren Telefonverteilerkästen an der Landstraße 553 anlässlich des 25. Todestages des NS-Verbrechers Rudolf Hess mit Parolen bemalt worden. Und zwischen 2012 und 2013 in mindestens vier Fällen gegen Wittgensteiner wegen des Hitlergrußes oder dem Skandieren von verfassungsfeindlichen Parolen ermittelt.