Bad Berleburg.
Dem aktuellen Schulleiter des Johannes-Althusius-Gymnasiums, Erwin Harbrink, war bereits in den letzten Tagen seiner eigenen Schulzeit klar, dass sein späterer Beruf auf jeden Fall im Bereich der Naturwissenschaften, Mathematik und Physik, liegen sollte. „Das damalige Ziel ging in die Richtung Ingenieur“, erinnert sich der Schulleiter. Den meisten Schülern, die am Samstagvormittag einen Streifzug über den Berufsinformationstag im Bad Bereburger Gymnasium machen, dürfte diese lebenswichtige Entscheidung nicht allzu leicht fallen.
Dritte Messe
Zum dritten Mal präsentierten Unternehmen und Firmen aus der Region, aber auch Weiterbildungsinstitutionen wie die Universität Siegen oder das Berufskollege Wittgenstein den interessierten Jugendlichen ihre Ausbildungskonzepte in den Räumlichkeiten des JAG. „Die Resonanzen von Seiten der Schüler aber auch von Seiten der Arbeitgeber fielen sehr gut aus“, kommentierte Erwin Harbrink die Veranstaltung. Während in der Aula des Gymnasiums heimische Firmen wie EJOT, das Berleburger Schaumstoffwerk oder Geldinstitute wie die Sparkasse Wittgenstein oder die Volksbank Wittgenstein ihre Ausbildungskonzepte vorstellen, laufen parallel in den Klassenräumen Vorträge einzelner Unternehmen sowie bestimmter Branchen. Zum Beispiel präsentiert auch die Westfalenpost, wie man über die Freie Mitarbeit bei der Tageszeitung und Praktika den Einstieg in den Journalismus und die Medienwelt schafft.
Messe ist „Gold wert“
Gefragt waren aber auch die Erfahrungen mit dem Dualen Studium: Christopher Birkelbach und Christopher Klinker, arbeiten heute für das Berleburger Schaumstoffwerk. Vor drei Jahren standen sie selbst noch vor der Zukunftsfrage: „Wir möchten den Schülern in unserem Vortrag das Leben eines dualen Studenten näher bringen, so, wie wir es in den letzten beiden Jahren erlebt haben“, erklärt Klinker. Für die beiden ehemaligen Schüler des JAG waren damals solche Informationsveranstaltungen „Gold wert“ und halfen bei ihrer Entscheidungsfindung zur beruflichen Zukunft. „Wenn man die Motivation und den Ehrgeiz mitbringt, ist ein duales Studium das Beste, was einem passieren kann“, so Klinker weiter. Klinker und Birkelbach bereuen es „zu keiner Sekunde“, diesen arbeitsintensiven aber auch hochqualifizierten Ausbildungsweg eingeschlagen zu haben. Auch Elke Jentzsch, die mit ihrem Sohn Justin Jentzsch zur Berufsmesse gekommen ist, gefällt, was ihnen geboten wird: „Ich möchte später mal eine kreative und handwerkliche Tätigkeit machen“, erläutert Justin Jentzsch seine Zukunftspläne. Dabei helfe ihm die Infoveranstaltung sehr, weil die Entscheidung über die Zukunft doch nicht so einfach sei: „Der EJOT-Stand hat mir dabei sehr gut gefallen.“ Seine Mutter, Elke Jentzsch, blickt zufrieden zu ihrem Sohn herüber und lobt die Fülle an Angeboten der einzelnen Firmen.
Nach dem Abi eine Ausbildung
20 Meter weiter, am Stand der Firma Otto aus Schwarzenau, informieren sich die Schüler Paul Bettelhäuser und Nico Schlaf über ihre Möglichkeiten: Die Gymnasiasten aus der 11. Klasse wollen nach dem Abitur zuerst eine Ausbildung machen: „Das ist sehr schwer, sich jetzt schon eine Vorstellung für die Zukunft zu bilden“, so Paul Bettelhäuser nachdenklich. Auch Klassenkamerad Nico Schlaf will sich noch nicht festlegen: „Heute haben wir einen guten Einblick in die einzelnen beruflichen Möglichkeiten nach der Schule erhalten, aber nur die Wenigsten aus meiner Stufe wissen bereits, was sie in Zukunft machen möchten.“
Die Firma für Maschinenbautechnik „Heinrich-Wagner-Sinto“ aus Bad Laasphe hat mit Berufsinformationstagen bereits sehr gute Erfahrungen gemacht. Ausbildungsleiter Stephan Weber: „Letztes Jahr konnten wir bei zwei Schülern des Johannes-Althusius-Gymnasiums das Interesse für unser Unternehmen wecken. Die beginnen in diesem Jahr mit einem dualen Studium.“
Technischen Berufe für Frauen
Auch dem Trend, dass technische Berufe für Frauen uninteressant und unattraktiv wirken, will HWS mit Informationsmaterial auf solchen Veranstaltungen entgegenwirken, fügt Marleen Müller hinzu. Die 21-jährige macht momentan eine Ausbildung zur technischen Zeichnerin bei dem Laaspher Unternehmen und sie kann Frauen die technische Berufssparte nur empfehlen.
Als sich das Schulgebäude gegen die Mittagszeit allmählich leert und die ersten Unternehmen beginnen, ihre Stände abzubauen, fährt Erwin Harbrinks Blick erneut durch die gesamte Aula. Warum er denn damals kein Ingenieur geworden sei? „Ich wollte auch etwas mit Menschen machen, aber eben zusätzlich meine naturwissenschaftlichen Interessen wahren, von daher war das Lehramt die beste Entscheidung.“