Bad Laasphe. . Sie ist klein und unscheinbar. Aber ihr Name signalisiert schon Gefahr. Die Asiatische Tigermücke mit dem lateinischen Namen Stegomyia albopicta schwirrt eigentlich nur in den süd- und südostasiatischen Tropen und Subtropen umher. Jetzt aber tauchte ein Exemplar in Bad Laasphe auf. Die Tigermücke stach Sylvia Knaack ins Bein. Ein Mückenstich mit sehr schmerzhaften Folgen.

Eigentlich müsste man sich um die Asiatische Tigermücke mit dem lateinischen Namen Stegomyia albopicta in Wittgenstein keine Gedanken machen. Denn eigentlich ist sie ursprünglich in den süd- und südostasiatischen Tropen und Subtropen beheimatet. Dass man mit ihr auch in Bad Laasphe Bekanntschaft machen kann, hätte auch Sylvia Knaack nicht gedacht.

Hohes Fieber nach Mückenstich

Die freie Mitarbeiterin unserer Redaktion war bei Terminen unterwegs und dachte sich zunächst nicht viel dabei, als sie einen Mückenstich am Bein bemerkte. Doch am Samstagabend bekam sie hohes Fieber. Das war zwar am Montag so schnell verschwunden wie es gekommen war, doch der Gang zum Hausarzt blieb ihr nicht erspart. „Ich nehme an, mein Immunsystem hatte den Kampf schon aufgegeben. Am Sonntag konnte ich kaum noch laufen. Das Bein war geschwollen und ich hatte starke Schmerzen.“

Der Mediziner wartete nur einen Tag auf eine Besserung und überwies seine Patientin tags darauf ins Biedenkopfer Krankenhaus. Neun Tage brachte sie dort mit hoher Medikation zu - mit einer großen braunen Beule am Bein, die nur langsam schrumpfte. Die behandelnden Ärzte tippen nach ersten Befunden auf Krankheitskeime, die von jenem unangenehmen Vertreter aus der Gattung der Stechmücken übertragen wird, den es eigentlich im Wittgensteiner Land nicht geben sollte: die Tigermücke. Sylvia Knaack: „Man hat mir gesagt, dass es schon zwei oder drei ähnliche Fälle gegeben hat.“

Entzündungsherd am Bein abgeheilt

Mittlerweile ist zwar der Entzündungsherd am Bein bei ihr ganz gut abgeheilt, aber auch jetzt, Tage nach ihrer Entlassung, ist sie weiter gehandicapt, muss hohe Dosen Penicillin nehmen und tut sich noch schwer beim Laufen. Dabei hat sie offenbar noch Glück gehabt. Alles sei recht glimpflich verlaufen, erfuhr Sylvia Knaack über einen Virologen.

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Und auch die eigenen Recherchen im Internet bestätigen das. Bei der Chikungunya-Epidemie (mit Fieber und Gelenkbeschwerden einhergehende tropische Infektionskrankheit) von 2005/2006 auf der französischen Insel La Réunion waren Asiatische Stechmücken die Überträger des Virus. Bis September 2006 wurden dabei Schätzungen zufolge 266.000 Menschen infiziert, 248 Todesfälle waren zu beklagen.

Für Wissenschaftler nicht unbedingt ein Rätsel

Für Wissenschaftler ist das Vorkommen der Asiatischen Tigermücke, die als Überträger von Krankheiten wie Chikungunya- und Denguefieber bekannt ist, nicht unbedingt ein Rätsel. Durch weltweiten Warenversand und Reisen hat sie sich bereits seit den 1990er Jahren zunehmend in Europa verbreitet. Nachdem sie zunächst in wärmeren Regionen wie Italien oder Griechenland auftrat, wurde sie 2007 das erste Mal in Deutschland gesichtet.

Mückenfallen zur Überwachung von Einschleppungen 

2012 wurden unter anderen in Baden-Württemberg und in Bayern an jeweils vier Standorten Mückenfallen zur Überwachung eingeschleppter Mücken aufgestellt. An drei dieser acht Standorte wurden Asiatische Tigermücken gefangen. Das deutet auf wiederholte Einschleppung hin. Experten gehen aber auch davon aus, dass sie sich vor dem Hintergrund globaler Erwärmung auch bei uns ausbreiten könnte.

Stich von einem Einzelexemplar?

Um ein solches Exemplar hat es sich möglicherweise auch bei dem Stechtier in Bad Laasphe gehandelt. Denn auf größere Vorkommen deutet, so Dr. Wilhelm Pelger vom Gesundheitsamt des Kreises Siegen-Wittgenstein, derzeit noch nichts hin: „Bis dato sind mir keinen ähnlichen Fälle zu Ohren gekommen. Es kann aber auch gut sein, dass sie nicht gemeldet wurden.“

Zumindest aber sei eine Mückenplage tagsüber nicht bekannt. Und zu dieser Zeit sind die Weibchen der Tigermücke mit ihrem Stachel unterwegs - im Gegensatz zu vielen heimischen Mücken, die gern am Abend ihre Opfer aufsuchen. Es könne sich durchaus um ein Einzelexemplar handeln, das eingeschleppt worden sei. Damit sei auch erklärbar, dass ein Stich eine ansonsten in Deutschland eher unbekannte Krankheit übertragen habe.

Tigermücke könnte im Garten-Biotop gelebt haben

Darauf tippt auch Sylvia Knaack. Möglicherweise hat die Mücke aus Asien nach dem Import im kleinen Garten-Biotop von Knaack recht angenehme Lebensbedingungen gefunden. Dort hatte die 56-Jährige auch in diesem Sommer gern ihre Berichte tippt. Ob dieser Lebensraum dem ungebetenen Gast noch lange erhalten bleibt, ist allerdings fraglich. „Ich überlege ernsthaft, das Biotop abzuschaffen“, resümiert Sylvia Knaack. Denn: „Die Erfahrung mit diesen Insekten braucht kein Mensch.“