.

Es wird ein simpler Klick auf das Lesegerät sein und schon spuckt der Computer alles aus, was über die handkolorierte Fotografie eines Bauernhofes aus dem Jahr 1952, den ersten selbstfahrenden Mähdrescher Wittgensteins oder eine äußerst seltene Rundstrickmaschine wissen kann. Doch bis es soweit ist, liegen vor den Mitstreitern des Bad Berleburger Heimatvereins Landwirtschaft und Brauchtum noch viele Wochen voller Arbeit. Denn alles Wissenswerte zu den unzähligen Museumsstücken auf Hof Espe und in den verschiedenen anderen Lagerräumen muss erst noch in eine eigens entwickelte Computer-Datenbank und auf so genannte RFID-Chips an den Museumsstücken übertragen werden – und zwar aus dem Kopf und von Hand. Eine Inventarliste oder gar einen Museumskatalog gibt es nämlich nicht: Was lagert wo? Was ist Eigentum des Vereins, was eine Leihgabe? Welchen Wert haben die einzelnen Stücke? Aus welcher Epoche stammen sie und wurden sie überhaupt schon einmal gezeigt? Diese vielen Fragen soll die eigens von Studenten der Universität Siegen entwickelte Datenbank künftig ein für alle Mal auf Knopfdruck beantworten.

Ungeahnte neue Möglichkeiten

Und wenn dass geschafft ist, gerät Klaus Daum ins Schwärmen: „Langfristig suchen wir einen neuen Ort für unser Museum. Wenn wir den gefunden haben, werden wir unser Konzept von einer statischen in wechselnde Ausstellungen verändern.“ Und Klaus Daum geht noch weiter: Kooperationen mit anderen wittgensteiner Handwerksmuseen, wie der Drehkoite in Girkhausen, der Schmiede in Arfeld oder dem Schieferschaubergwerk in Raumland böten sich auch bei der Nutzung der Software an: „Wenn wir in der Datenbank nachschauen können, was jeder einzelne hat und was uns fehlt, können wir uns untereinander austauschen und so unsere Schwerpunkte vervollständigen.“

Mit Hilfe von RFID-Chips der Bad Berleburger Firma Waldemar Winckel GmbH & Co. KG und einem eigens von Studenten des Fachbereichs Elektrotechnik und Informatik entworfenen Datenbank-Programms sollen alle Museums-Exponate des Heimatvereins Landwirtschaft und Brauchtum in Bad Berleburg erfasst werden. Das Programm soll zukünftig aber auch anderen interessierten Heimatvereinen und Heimatmuseen zur Verfügung stehen.
Mit Hilfe von RFID-Chips der Bad Berleburger Firma Waldemar Winckel GmbH & Co. KG und einem eigens von Studenten des Fachbereichs Elektrotechnik und Informatik entworfenen Datenbank-Programms sollen alle Museums-Exponate des Heimatvereins Landwirtschaft und Brauchtum in Bad Berleburg erfasst werden. Das Programm soll zukünftig aber auch anderen interessierten Heimatvereinen und Heimatmuseen zur Verfügung stehen. © WP

Spezialisierung einerseits und wechselnde Ausstellungen andererseits. Darin sieht Daum auch eine Chancen, wieder mehr Besucher - auch Einheimische - in die Museen zu locken und so die Refinanzierung der Vereinsarbeit durch Eintrittsgelder zu verbessern.

Die knappe Kassenlage zwang den Verein auch zur Innovation: Heino Knebel brachte Daum auf die Idee, die Universität Siegen um Hilfe zu bitten und Prof. Udo Kelter war begeistert: „Das ist eine echte Win-Win-Situation, bei der auch die Studenten sehr viel lernen können. Eine Kernkompetenz der Informatiker ist es, Anwender zu verstehen und Anwenderverständnis kann ich eben nicht im Sandkasten simulieren.“ Auch sein wissenschaftlicher Mitarbeiter Pit Pietsch aus Erndtebrück war angetan. „Die Motivation der Studenten ist viel größer, wenn es um eine echte Aufgabe geht.“ Die Software für diese Museumsdatenbank haben zwölf Studenten des Fachbereichs Praktische Informatik im Rahmen eines Programmier-Praktikums erstellt und jeweils gut 70 bis 80 Stunden Arbeit in das Projekt gesteckt, so Pietsch.

Ebenfalls begeistert war auch der Bad Berleburger Unternehmer Jörg Bald. Der Geschäftsführer der Winckel GmbH & Co. KG stellt mit den programmierbaren RFID-Chips einen ganz wesentlichen Baustein für die Erfassung der Museumsstücke als Sponsor zur Verfügung. Die Transponder werden an den einzelnen Stücken als Identifikations-Label angebracht und mit Daten versehen. Sie können später ganz einfach ausgelesen werden. Das bietet auch für künftige Ausstellungen ungeahnte Möglichkeiten der Präsentation, so Klaus Daum, der sich durchaus auch Rundgänge mit Lesegeräten vorstellen kann, die den Museumsbesucher dann auf einen Klick mit allem versorgen, was er wissen will, vom Text über Fotos bis hin zum Video über das Exponat.

Doch bis das mit einem einfach Klick funktioniert, müssen auf jeden Fall erst einmal alle Teile in der Datenbank erfasst werden.