Bad Berleburg.

Wie wild sind die Wisente? Ursprünglich gingen die Projektverantwortlichen davon aus, dass nur wenige Menschen die freigelassene Wildrinderherde zu Gesicht bekommen werden. Doch in Bad Berleburg gibt es inzwischen einen ganze Schar Menschen, die von ihren Begegnungen mit Bulle Egnar und Leitkuh Araneta samt Anhang im Homrighäuser Tal berichten können. Einige hatten die Tiere sogar auf der Straße nach Kühhude vor sich. „Wir waren total überrascht, als wir sie auf unserer Joggingrunde plötzlich vor uns hatten. Die haben da ganz friedlich gegrast und sich immer mal wieder nach uns umgedreht“, berichtet eine Berleburgerin. Ihren Namen möchte sie nicht in der Zeitung lesen. „Wir waren total ergriffen und haben den Tieren bestimmt eine Viertelstunde zugeschaut“. Aber ein paar Dinge waren eben auch ganz anders, als die Joggerin und ihr Mann es erwartet hatten. „Die Tiere sind nicht einfach geflüchtet und sie haben nicht wie Wild gerochen, sondern ganz normal nach Kuhherde.“ Im Anschluss an diese Begegnung am frühen Morgen des 1. Mai haben die Jogger dann einen weiten Bogen um die Wisente gemacht.

Wenn die Tiere seelenruhig in den Wiesen und an den Waldränder stehen, kommen sie dann auch bis in die Stadt? Diese Befürchtungen, die ebenfalls geäußert wurden, kann der 1. Vorsitzende des Trägervereins Bernd Fuhrmann zerstreuen und präsentiert der Heimatzeitung am Rande des Wollmarktes eine Karte mit den GPS-Senderdaten der Tiere. Gut drei Kilometer groß ist der Radius um das Eingewöhnungsgehege im Homrighäuser Tal, in dem sich die Herde bewegt. „Wenn sie sich zu sehr der Stadt nähern, sehen wir das und werden Maßnahmen ergreifen“ Konkret heißt das, die Tiere mit Futter zu locken und zu lenken. Auch Johannes Röhl von der Rentkammer gibt sich gelassen: „Ist etwas passiert? Haben die Tiere aggressiv reagiert? Nein!“ Entgegen den Erwartungen der Projektbegleiter haben die Tiere allerdings auch überhaupt keine negativen Verknüpfungen zum Menschen. „Sie werden ja auch nicht bejagt und tun nun eben das, was nach dem harten Winter logisch ist. Sie suchen das frische Grün in den Tallagen.“ Aber Forstdirektor Röhl erläutert auch, dass für alle Menschen im Umgang mit Wisente gilt, was auch für Begegnungen mit Rotwild oder Wildschweinen gelte: Das man die Tiere nicht aufschrecken, stören oder ihnen folgen solle.