Bad Berleburg. .

Wenn die rund 800 Einwohner von Alertshausen und Wunderthausen heute aufwachen, haben sie eine Nacht ohne Straßenbeleuchtung schon hinter sich. Sofern es mit der Funktechnik geklappt hat – und der Impuls per „Fernbedienung“ des Stromversorgers RWE von Siegen aus auch im Elsofftal angekommen ist. Was wird sich mit der testweisen Nachtabschaltung von 0 bis 5 Uhr ändern? Im Grunde nicht viel, vermuten die Ortsvorsteher Georg Freitag (Alertshausen) und Martin Schneider (Wunderthausen).

Sicher: „Auch in Wundert­hausen gibt’s Schichtarbeiter, ist der ein oder andere noch nach Mitternacht unterwegs“, weiß Schneider. Aber: Die Abschaltung sei ja zunächst ein Versuch, den man jederzeit abbrechen könne, wenn etwas schiefgehe. Generell steht Schneider hinter dem politischen Beschluss, mit der Abschalt-Aktion städtisches Geld zu sparen. „Völlig okay“, sagt auch Georg Freitag – und spricht damit offenbar für den Großteil der Alertshäuser. Bei der Sprechstunde des Bürgermeisters in dieser Woche vor Ort fanden die meisten Bürger die Idee jedenfalls grundsätzlich gut.

Dass die Laternen in den beiden Dörfern schon jetzt dran sind, hat Schneider und Freitag durchaus überrascht. Allerdings hat Martin Schneider durchaus Verständnis, wenn die Verantwortlichen sich aus technischen Gründen so entschieden haben.

Das neue Rundsteuergerät im Schaltkasten vor Ort hatte das RWE am Freitag abschließend geprüft und „scharfgestellt“, wie es Wolfgang Grund formuliert, im Rathaus Abteilungsleiter Infrastruktur & Erholung. Die Kosten für die Geräte, die an mehr als 40 Abnahmestellen für die Straßenbeleuchtung installiert werden, seien im Übrigen überschaubar. Das Sparpotenzial demgegenüber sei in jedem Fall gegeben, erläutert Grund – sogar, wenn man nachts nur zwei Stunden abschalte.

Und wenn die Technik funktioniert, will man im Rathaus über die nächsten Orte für die schrittweise Abschaltung sprechen. Vielleicht, so Grund, seien dann auch schon Teile der Kernstadt mit an der Reihe. Über Ausnahmen an kritischen Stellen – zum Beispiel an Fußgängerüberwegen oder Baustellen – werde die Stadt noch mit den Straßenbaulastträgern verhandeln, etwa mit dem Landesbetrieb Straßen NRW. Wie angekündigt bis spätestens Juni soll die Abschaltung im Stadtgebiet flächendeckend sein – in der nun angelaufenen Versuchsphase zunächst bis September.

Unterdessen haben sich im Rathaus schon „viele besorgte Menschen“ gemeldet, berichtet Grund. Ihre Befürchtung vor allem: mehr Kriminalität in den Nächten. Anfragen dieser Art, aber auch Hinweise auf problematische Orte werde man jetzt erst einmal wie geplant sammeln, so Grund.

Fahndungen werden schwieriger

Mehr Straßenkriminalität, mehr Straftaten durch die Nachtabschaltung – das sieht Bernd Dickel, Leiter der Polizeiwache Bad Berleburg, nicht. Schon eher, dass sich in den stockdunklen Straßen unerwartete Stolperfallen für die Fußgänger auftun. Und nächtliche Fahndungen schwieriger werden, wenn verfolgte Einbrecher oder Kleinkriminelle sich leichter im Schutz der Dunkelheit vor der Polizei verstecken könnten.

An der Überwachung des Stadtgebietes etwa durch Polizei-Streifen werde sich mit der neuen Situation nachts nichts ändern, so Dickel. Mehr Personal werde die Berleburger Polizei deshalb nämlich nicht bekommen. Dennoch: In Alertshausen und Wunderthausen werde die Polizei auch in den nächsten Nächten präsent sein.