Bad Berleburg. .

Hilfe, die Wisente aus dem Rothaargebirge sind los! Waldbauern und Landwirte aus dem benachbarten Hochsauerlandkreis sahen die wuchtigen Tiere im Geiste schon in Vorgärten oder auf Feldern stehen. Touristiker fürchteten gar Angriffe auf arglose Wanderer. Das war vor ein paar Jahren. Und wie lief die offizielle Auswilderung der Herde jetzt beim symbolischen Zerschneiden des Gehege-Zauns unter den Augen internationaler Medien-Vertreter? Eher unspektakulär.

„Die Ängste und Sorgen sind mittlerweile in Vertrauen umgemünzt worden“, sagt Thomas Weber, Touristiker im Hochsauerland und Vorsitzender des Rothaarsteig-Vereins. „Wir haben da auch immer vermittelt“, betont er. Innovativ könne Tourismus nur sein, wenn „man sich was traut“. Seit der Eröffnung vergangenen September hat die „Wisent-Wildnis“ rund 15 000 Besucher registriert. Messbar sei die Magnet-Wirkung des Wisent-Projekts für den übrigen Tourismus in der Region bislang nicht, so Weber. Aber er ist überzeugt: Es werde ebenso Kreise ziehen wie der Waldskulpturenweg zwischen Berleburg und Schmallenberg. Auch deshalb möchte Weber jetzt offensiv für die komplette Wisent-Welt werben. „Wir werden das jetzt so langsam in unsere Prospekte und im Internet-Auftritt einbauen“, kündigt er an.

Experten: Tiere nehmen sich Zeit

Initiator des Wisent-Projekts ist bekanntlich Richard Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg. Nach der Pressekonferenz im Berleburger Schloss in elf Kleinbussen auf dem rund 88 Hektar großen Eingewöhnungsareal unterwegs, sehen die rund 70 Medien-Vertreter die Wisente auch tatsächlich „live“ – bis das Wild vor dem Tross auf Rädern in die Tiefen der Wälder flüchtet. Dennoch: „Ich bin sehr berührt“, sagt Touristiker Weber. „Es hat ein bisschen von Jurassic Park.“

Die „Wisent-Wildnis“ mit einer zweiten Herde als ergänzendes Tourismus-Projekt ist das eine, das eigentliche Artenschutz-Projekt das andere: Wie die ausgewilderte Herde um Bulle Egnar wirklich auf ihre neue Freiheit reagiert, wird sich jetzt zeigen. Angriffe etwa auf Menschen oder ihre Hunde? Damit rechnen die Wissenschaftler nicht. Im Gegenteil: Tests zeigen, dass die Tiere lieber davontrotten. Und sich wohl auch nicht so schnell auf weite Wege durch die Natur machen. Ziel ist es, dass sich die Wisent-Herde in freier Natur bis zu einer Größe von 25 Tieren vermehrt.

Seiner Frau Jutta und den drei Söhnen Jan, Tim und Max hat Touristiker Thomas Weber schon klargemacht, was er auch Freunden zur „Wisent-Wildnis“ sagt: „Wir müssen dahin.“