Erndtebrück. .

Jetzt hat auch Erndtebrück seine „Stolpersteine“: An drei Stellen in der Marburger Straße und an einer in der Bergstraße unterhalb der evangelischen Kirche erinnern sie nun an jüdische Mitbürger der Stadt, die während der Nazi-Herrschaft ermordet wurden. Und „mahnen, dass so etwas nie wieder passieren darf“, sagte Erndtebrücks Bürgermeister Karl Ludwig Völkel am Donnerstagnachmittag beim öffentlichen Einbau ins Gehsteig-Pflaster.

In Bad Berleburg und Bad Laasphe gibt es die markanten Steine mit aufgesetzter Messing-Platte samt Gravur schon länger, in Erndtebrück hatte sich der Pädagoge Bernd Härtel (70) im vergangenen Jahr dafür eingesetzt. „Diese alte Idee hat mir immer gefallen“, sagt er. Die Stolpersteine seien eine gute Ergänzung zur Gedenktafel an der Bergstraße. Für deren Anbringung hatte sich Härtel seinerzeit ebenfalls intensiv engagiert. An der Tafel findet seit einiger Zeit jeden November die Gedenkveranstaltung zur den Reichspogromen 1938 statt, als viele Synagogen zerstört wurden.

Moses-Enkel unter den Zuschauern

Härtel, sehr aktiv in der evangelischen Kirchengemeinde, hat Herstellung und Einbau der bislang zehn Steine aus eigener Tasche finanziert, an seinem 70. Geburtstag Verwandte, Freunde und Bekannte an der Aktion beteiligt – statt sich von ihnen beschenken zu lassen.

Die beiden Stolpersteine an der Bergstraße zum Beispiel erinnern an Moritz Moses aus Wetzlar und seine Ehefrau Betty, geborene Grüne­baum, aus Bad Laasphe. Sie mussten ihr Erndtebrücker Obst- und Gemüsegeschäft 1934 aufgeben und wurden später im polnischen Lager Sobibor ermordet, berichtet Realschüler Simon Roth aus der Klasse 10a den umstehenden Zuschauern. Für ihn war das jüdische Leben in Erndtebrück bereits Unterrichtsthema. Gekommen ist auch Ingo Moses, ein Enkel des Ehepaars, und sei Sohn Joel.

Die Aktion Stolpersteine ist damit aber noch nicht zu Ende: Für zwei Opfer aus Erndtebrück, die den Holocaust überlebt haben, so Bernd Härtel, seien „noch zwei Leer-Steine“ reserviert.