Bad Berleburg.

Es kündigte sich hoher Besuch in Bad Berleburg an. Der SPD-Ortsverband und die Kulturgemeinde Bad Berleburg wollten gemeinsam für Unterhaltung passend zum Weltfrauentag sorgen. Und das gelang mit Bravour. Frieda kam, sah, quasselte und eroberte im Handumdrehen die Herzen von 300 Zuschauerinnen und geschätzten fünf Prozent männlichen Gästen im Bürgerhaus am Markt.

Karin Berkenkopf, gebürtige Winterbergerin, tritt als Frieda Braun in Erscheinung. Eigentlich müsste sie Frieda Braun-Beige heißen, denn in diesen Farben tummelt sie sich als derb-schnäuzige, steif-frisierte Hochsauerländerin auf den Bühnen. Sie wirbelt mit ihrer nicht stillstehenden Klappe herum, das rechte Auge stets zugekniffen, die Riesenbrille aus den 70ern hin- und herschiebend bietet sie dem geballten Östrogen und dem bisschen Testosteron im Raum einen philosophischen Abriss über das Leben und Zusammenleben von Sauerländern, Soestern, Paderbornern und natürlich Wittgensteinern.

Aus dem Ehealltag

Die Quasselstrippe ist in Winterberg für Erwin, Heinz-Bert und Ulrike tätig. Seit geraumer Zeit ist der Gemahl Erwin nun in Rente und geht der Frieda kräftig zur Hand. Morgens ab neun Uhr trägt er das Kabel des Staubsaugers, was Friedas Arbeitsalltag enorm erleichtert. Doch nicht nur das – er macht sich überdies auch nützlich als Schnäppchen-Jäger. Ein Gebinde Welpenschampoo und eine ganze Palette Buchstabenkekse mit Verfallsdatum Herbst 2010 sind seine reiche Ausbeute. Da kann Frau sich glücklich schätzen, solch einen Mitdenker im Haushalt zu wissen, nicht umsonst wurde der Herr schon im Schnarchlabor obduziert.

Frieda ist akribisch in ihren Beschreibungen der Familie und Winterberger Freundschaften. Enorm interessiert an Paarbindungen, Ehen und anderen Erscheinungsformen der Zweisamkeit senkt sie sich ab in die erotische Unterwelt von Franz und Lisbeth, Lenchen und Clemens und weiß die organisierten Gruppenreisen Egberts nach Norwegen besonders zu würdigen. Der ist ein hervorragendes Beispiel für einen Reiseleiter, besitzt er doch den Hinterkopf mit Marke Berleburger Stadtplan, zumindest seine Haarwirbel lassen auf zwei Kreisverkehre schließen.

Ferna Kreuger wurde von der pfiffig-kessen Frieda mit dem topmodischen Twinset zum Publikumsliebling erkoren. Die gebürtige Bremerin fiel der Sauerländerin ad hoc als etwas „anders“ auf, sie passte so nicht in das ländliche Bild der Wittgensteinerin, wo sie doch ihre Schilddrüsentabletten mit „Redbull“ herunterspült.

Das Wilde kommt nach Wittgenstein

Frieda Braun weiß: Ozon ist ein wichtiges Aphrodisiakum, ein Heilmittel und Aufputscher für Menschen beiderlei Geschlechts. Da die Werte in Soest im vergangenen Sommer besonders hoch waren, organisierte sie mit den Freundinnen eine Tagesfahrt ins Westfälische. Lohnenswert allemal, nicht nur das Gas wirkte Wunder an den Damen, auch die Übungsfahrten durch die Kreisverkehre stimmten Frau auf routiniertes Verhalten im immer dichter werdenden Verkehrsstrudel ein.

Eines darf keinesfalls vergessen sein: Das Wilde kommt nach Wittgenstein zurück. Nicht nur die Zivilisation im nahen Ruhrgebiet und den westfälischen Großstädten bietet der Winterbergerin eine Oase des Wohlgefühls, nicht allein das Zusammenleben mit Erwin und die ungestüme Brut in Form von Ulrike und Heinz-Bert lässt die (über)reife mit keckem Po-Schwung den Genuss ihres eigenen Daseins ins rechte Licht rücken. Es ist der Wisent, der vor vielen Jahrhundert „wechgelaufen“ ist und nun zurückgeholt wurde in heimische Lande. Frieda Braun gibt Gebrauchsanweisung für den Umgang mit dem buckeligen Wild-Rind. Im Fall einer direkten Gegenüberstellung verhalte man sich am besten wie ein Sauerländer Katholik, wenn er einem evangelischen Pfarrer begegnet.

Frieda, nicht ganz dumm, schaut als Weltmännin gern über den Tellerrand – beispielsweise in die europäischen Königshäuser. Hier kann Frau sich auch gute Anregung für das Leben zu Zweit holen. Camilla und Charles gehen in der Parade der Abschreckung voraus. Warum hat sie ihn bloß geheiratet? Für die gemeine Sauerländerin ein Rätsel, doch das löst sie flott: „Der heißt Windsor mit Nachnamen, also ganz eindeutig ist, er hat immer den Wind im Rücken, den Wind hinter den Ohren – Winds-Ohr eben!“

Eine Frieda mit Pfiff

Sie ist so eine richtige Frieda, wie Friedas zu sein haben: frech, frivol, nicht ordinär, wissend, was sie will und aussprechend was sie sieht und genau beobachtet. Eine Frieda mit Pfiff, Psychologin, Komödiantin, „modebewusst“ und beweglich mit der Zunge, flexibel strukturiert im Mentalen. So war der Besuch der mittelalten Sauerländerin ein Hochgenuss für das Volk aus dem „Nachbarland“ Wittgenstein. Die letzten Mauern der Humorlosigkeit hat die zierliche Sprechpuppe mit der pittoresken Gestalt charmant zum Einsturz gebracht und sorgt wohl jetzt noch für so manchen Schmunzler auf den Lippen derer, die sie in Berleburg erleben durften. Vor Ort allerdings hat die Zuhörerschaft geschrien vor Lachen.

Sie hat sich eines gesichert: einen Platz in den Köpfen des Publikums und die Wiederkomm-Garantie an die Odeborn.

Zum Abschied gab’s für alle Frauen noch eine Rose zur Anerkennung und als Danke von SPD und Kulturgemeinde.