Bad Berleburg/Wittgenstein.

Kranke wie Gesunde sind auf ihren Sachverstand angewiesen. Sie kennen sich mit klassischen Heilpflanzen häufig genauso gut aus wie mit chemischen Wirkstoffen. Sie mischen Salben und drehen Pillen. Die Rede ist von den Pharmazeutisch Technischen Assistenten - Kurz PTA.

Für Daniela Braun und Jessica Lenhart ist es ihr Traumberuf; genauso wie für viele andere junge Frauen und auch den einen oder anderen männlichen PTA. Ob das auch in Zukunft so bleibt, ist aber die ganz große Frage. Bei den PTAs geht die Angst um den Nachwuchs um, wenn sich das Land NRW endgültig aus der Ausbildungs-Förderung zurückzieht.

Schulensterben hat bereits begonnen

Schon immer musste die PTA-Schüler für ihre Ausbildung an speziellen Schulen in die Tasche greifen. Den Rest finanzierte das Land. Zukünftig aber zahlt das Land nicht mehr dazu.

„Als ich meine Ausbildung vor 20 Jahren gemacht habe, hat das 200 DM im Monat gekostet. Hinzu kamen Arbeitsmaterialien, Bücher und der Laborkoffer, die selbst finanziert werden mussten“, erinnert sich Daniela Braun aus Bad Berleburg. Sie gehört mit ihrer Kollegin Jessica Lenhart aus Langewiese zu den Wittgensteiner Unterstützern einer Petition der Apothekerinnen und Apotheker im Kreis Siegen-Wittgenstein. Denn die nächstgelegene PTA-Schule in Siegen steht bei einem Wegfall der Ausbildungsförderung vermutlich auch durch dann sinkende Schülerzahlen vor dem Aus. In Hagen ist die Schließung angekündigt und Minden hat bereits 2012 dicht gemacht. Wer dann PTA werden will, müsste nach Dortmund oder Paderborn, dann neben der Ausbildung auch die Wohnung finanzieren und gegebenenfalls BAföG beantragen.

378 Euro Schulgeld pro Monat

Landesweit mussten PTA-Schüler durchschnittlich 200 Euro Schulgeld im Monat zahlen. In Siegen sind es inzwischen 220 Euro und nach dem Wegfall der Landesförderung 378 Euro pro Monat. Das empfinden Braun und Lenhart als ungerecht und vor allem gefährlich für ein so vielseitiges Arbeitsfeld. Den Jobs für PTAs gibt es in Apotheken bei Chemieunternehmen oder in Labors und Krankenhäusern.

Trotz der Vielfalt an Berufsaussichten ist eine duale Ausbildung nach dem Vorbild anderer Berufe nicht denkbar: „Dann dauert die Ausbildung etwa fünf Jahre“, so Braun. Derzeit sind es zwei intensive Schuljahre samt einem Praktischen Halbjahr und den anschließenden Prüfungen.

Vielseitiger Beruf

Anders als beispielsweise Logopäden, Ergo- oder Physiotherapeuten, die häufig in der Ausbildung auch zur Kasse gebeten werden, ist auch, dass PTAs sich nicht selbstständig machen können. Sie dürfen nur als Angestellte eines Apothekers oder in einem Unternehmen in ihrem Beruf arbeiten. Das macht die Refinanzierung der Ausbildung schwierig.

„Unser Beruf ist so vielfältig. Ich arbeite mit Menschen, spreche mit Firmen, stelle Medikamente her“, schwärmt Jessica Lenhart. Mit ihrer Kollegin hofft sich auf Unterstützung aus der Bevölkerung, denn die Petition für den Landtag kann von Jedermann unterschrieben werden.