Bad Laasphe. .

Hans-Christian Bosch liebt Bier so sehr, dass er es sogar sammelt. Er lagert es in der „Kreativbrauerei“, jenem Raum, in dem Besuchergruppen ihren eigenen Bölkstoff zusammenmixen können. In einem Kühlschrank bewahrt Bosch Flaschen aus aller Herren Länder auf. „Es gibt weltweit über 90 Biersorten“, sagt der Geschäftsführer. „Der Deutsche kennt aber nur fünf oder sechs.“

Die alteingesessene Brauerei aus Bad Laasphe will das ändern, sie setzt voll auf die Nische Regionalität: An der Steinackerstraße produzieren die 27 Mitarbeiter neben dem obligatorischen Pils auch Spezialsorten wie Lager, Porter, Maibock und Braunbier. Insgesamt zehn verschiedene Biere, „mit ganz unterschiedlichen Geschmäckern und Brauverfahren“, so Bosch.

Der Biermarkt schwächelt

Das Unternehmen positioniert sich so auf dem hart umkämpften Biermarkt. Denn die Deutschen trinken immer weniger. Als Gründe gelten die Promillegrenze im Straßenverkehr, die Demografie und ein steigendes Gesundheitsbewusstsein. Zudem dominieren die Großbrauer den Handel: „Zwei Prozent der Braustätten machen 80 Prozent des Bieres“, so Bosch. In Südwestfalen sind Krombacher (2012: 6,5 Mio Hektoliter) und Veltins (2,8 Mio) schier übermächtige Kontrahenten für die Laaspher, die etwa 40 000 Hektoliter pro Jahr herstellen. Sie mussten sich etwas einfallen lassen, um am Markt bestehen zu können.

Bosch erkannte, dass die Firma quantitativ nicht mit den großen Nachbarn mithalten kann. Seine Strategie besteht deshalb darin, aus der Not eine Tugend zu machen. Als Hans-Christian Bosch 2003 sein Diplom-Braumeister-Studium im bayerischen Weihenstephan abschloss, reiste er in die Vereinigten Staaten, um Konzepte regionaler Brauer zu erkunden. Der US-Markt sei dem deutschen ein paar Jahre voraus, dort habe es damals schon einen Trend hin zu Kleinbrauereien, sogenannten Microbreweries, gegeben. Motto: „Doppelter Preis, aber dreifacher Geschmack.“

Die persönliche Weiterbildung war für den heute 35-Jährigen von entscheidender Bedeutung: „Ich habe zu der Zeit gemerkt, dass man was Besonderes machen muss, um sich von den industriell hergestellten Bieren abzuheben. In der Folge haben wir das Porter und die Gourmetbiere unter dem Label Propeller ins Sortiment aufgenommen.“

Expansion in Hessen

Bosch hat bewusst eine eng umgrenzte Zielgruppe auserkoren. Nicht für den Massengeschmack, sondern für Liebhaber will das Unternehmen produzieren. Das Verbreitungsgebiet liegt in einem Radius von 70 Kilometern um Bad Laasphe, Expansionen soll es nur selten geben. Seit 2012 ist Bosch verstärkt in Gießen aktiv, dort „bauen wir was auf“. Auch wenn die Verkündung des Qualitätsanspruchs mitunter wie von PR-Experten ersonnen scheint und der unbescheidene Reklamespruch „Die Guten verdienen das Bessere“ gut sichtbar jedes Flaschenetikett ziert – den Laasphern ist es mit ihrer Fokussierung auf Format und Regionalität erkennbar ernst. Der Geschäftsführer wähnt sich auf dem richtigen Weg, er glaubt an ein steigendes Bierbewusstsein. Es beginne gerade eine Entwicklung, die es beim Wein schon vor 30 Jahren gegeben habe: Immer mehr Verbraucher rückten ab vom Einheitsgebräu, probierten bewusst verschiedene Sorten aus und dächten nach über das, was sie da im Glas haben.

Kein Übernahmekandidat

In Boschs Sammlerkühlschrank in der „Kreativbrauerei“ stehen neben Flaschen aus Belgien, England und Amerika auch Exemplare der eigenen Produktion. Sein Produkt in einer Reihe mit Liebhaberbieren aus aller Welt – das schmeckt dem ausgebildeten Biersommelier. Ob er den Betrieb verkaufen würde, wenn eine der Großbrauereien Bosch übernehmen wollte? Ach, sagt er, „wir sind so klein, wir nehmen denen nichts weg. Für die sind wir doch uninteressant.“