Erndtebrück.

Es brennt lichterloh in Erndtebrück. Es gibt viel zu wenige Feuerwehrleute und die Ausrückezeiten genügen den gesetzlichen Anforderungen nicht. Das zeigt der Abschlussbericht zur Überprüfung der Einsatzfähigkeit der Freiwilligen Feuerwehr Erndtebrück durch die Bezirksregierung Arnsberg und den Kreis Siegen-Wittgenstein.

„Wir brauchen jeden, der mitmachen will und wir brauchen jeden Standort, weil die Ausrückezeiten ein Problem sind“, fasst Bürgermeister Karl Ludwig Völkel auf Anfrage der Wittgensteiner Heimatzeitung die Fakten zusammen. Und Völkel weiß, dass der Unterhalt einer „entsprechend leistungsfähigen Feuerwehr“ kommunale Pflichtaufgabe nach Paragraf 1 des Feuerschutz und Hilfeleistungsgesetzes NRW ist.

Die Politik wurde am Montag durch den Gemeindebrandmeister Karl-Friedrich Müller, Kreisbrandmeister Schneider und Bezirksbrandmeister Hartmut Ziebs informiert: Ausstattung und Zustand der Ausrüstung und Fahrzeuge sind gut. Aber es fehlt flächendeckend an Personal. Gemeindebrandmeister Müller rechnet vor, dass die nominell aktiv gemeldeten 133 Feuerwehrleute keinesfalls die tatsächliche Tagesverfügbarkeit widerspiegeln. Arbeitsplätze außerhalb der Gemeinde, Urlaub oder Krankheit verringern die Zahl der tatsächlich alarmierbaren Helfer.

Politische Scharmützel

„Wir müssen Womelsdorf als Standort erhalten und wir müssen die Löschgruppe Balde reaktivieren“, sagt Bürgermeister Völkel. Er will alle jüngeren Einwohner Baldes anschreiben und für die Arbeit in der Feuerwehr mobilisieren. Auf diesem Weg hofft Völkel, auch langfristig das Brandschutz-Problem in Benfe zu lösen. Das Dorf hat keine Löschgruppe. Die jüngsten politischen Diskussionen um die Standort-Zusammenlegungen von Birkelbach und Womelsdorf sowie die Aussiedlung der Löschgruppe Schameder in Richtung des Industrieparks hatten für böses Blut und Austrittsdrohungen in der Feuerwehr gesorgt. „Diese Scharmützel müssen aufhören“, fordert Gemeindebrandmeister Müller. Er wäre mit Blick auf die Personaldecke schon zufrieden, „wenn wir unser qualifiziertes Personal halten können und es dann Stück für Stück auf den notwendigen Personalstand aufbauen könnten“.

Kreisbrandmeister Bernd Schneider unterstützt die Erndtebrücker: bei ihren Bemühungen, Löschgruppen zu halten: „Wenn in einem Dorf die Aktiven weg sind, bekommen wir kein Bein mehr auf den Boden.“ Und mit Blick auf die Unterversorgung in Benfe macht Schneider deutlich, ist es mit einem Gerätehaus und einem Feuerwehrauto nicht getan. „Es dauert Jahre, bis eine schlagkräftige Truppe zusammen ist.“

Für gemeinsame Rettungswache

Aus Sicht des Kreises, sagt Schneider, wolle man am Bau einer Rettungswache in Womelsdorf festhalten und er versteht dies als Einladung für die Kommunalpolitik, den „unzumutbaren Zuständen“ am Gerätehaus Womelsdorf durch eine Zusammenlegung mit der Rettungswache ein Ende zu bereiten. Auf diese Lösung setzt auch Müller und beziffert die Kosten auf rund 150.000 Euro gestreckt auf 20 Jahre. Der Anbau an das Feuerwehrhaus Birkelbach wäre nach verschiedenen Schätzungen mit 350.000 bis 600.000 Euro teurer.

Das leerstehende Feuerwehrgerätehaus Balde.
Das leerstehende Feuerwehrgerätehaus Balde. © WP

Eine einfache Lösung haben Schneider und Müller auch für Balde im Sinn: Auf einem kommunalen Grundstück in Leimstruth in der Nähe der Luisenburg könnte ein neues Gerätehaus mit Umkleide und Toilette in Industriebauweise für gut 150.000 Euro entstehen. Um die Tagesverfügbarkeit dort zu verbessern, könnten auch im Industriegebiet arbeitende Feuerwehrleute in Balde einen Spind haben.

Die Feuerwehr ist Thema der Gemeinderatssitzung am 27. Februar. Dann muss das bildlich lodernde Feuer gelöscht werden.

Rettungsfristen und Personal

Es sind erschreckende Zahlen, die die Überprüfung der Freiwilligen Feuerwehr Erndtebrück durch den Bezirksbrandmeister der Bezirksregierung Arnsberg und den Kreisbrandmeister Bernd Schneider für die Jahre 2007 bis 2012 ergeben haben.

Schneider bestätigter Informationen der Wittgensteiner Heimatzeitung, dass in Erndtebrück nur in zehn Prozent der Einsätze die Rettungfristen eingehalten werden. Vorgeschrieben sind aber mindestens 70 bis 75 Prozent.

Rettungsfrist bedeutet, innerhalb von acht Minuten mit einer Stärke von neun Einsatzkräften und nach 13 Minuten mit weiteren neun Helfern vor Ort zu sein.

Außerdem fehlt der Feuerwehr in Erndtebrück Personal. Mit 198 Köpfen beziffert der Prüfbericht die Sollstärke für die Gemeinde Erndtebrück. 133 sind es ohne die bereits abgemeldete Löschgruppe Balde (13 Aktive) derzeit. Bei einem zusätzlichen Verlust der 19 Aktiven aus Womelsdorf wären es nur noch 114. Dies und das nicht einmal annähernd flächendeckende Netz von Standorten sorgen für die massiven Probleme.