Stünzel. .
Nachdem der letzte Eigentümer des ehemaligen Gasthofes Grübener in Stünzel 2009 verstorben war, stand das Gebäude leer und drohte zu verfallen. Nach Hinweisen einiger Einwohner Stünzels, die den Wert des Hauses früh erkannt hatten, stellten Denkmalpfleger des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) den Denkmalwert des ehemaligen Gasthofes fest.
Die engagierten Denkmalfreunde gründeten den Förderverein „Altes Gasthaus“, stellten Nutzungskonzepte auf, legten bei Entrümpelungsaktionen selbst Hand an und waren schließlich bei der Suche nach Kaufinteressenten bei einem niederländischen Ehepaar erfolgreich. So ist die Zukunft für das erst kürzlich in die Denkmalliste eingetragene Gebäude hoffnungsvoll. Deshalb zeichnete der LWL das ehemalige Gasthaus jetzt als Denkmal des Monats Januar aus.
„Das in weiten Teilen unveränderte Haus ist sehr gut überliefert, es hat eine hohe Bedeutung für den Ortsteil Stünzel und die nötigen Sanierungsarbeiten sind sehr behutsam geplant und zum Teil auch schon durchgeführt. Beispielhaft ist vor allem das große Engagement der Einwohner für ‘ihr‘ Denkmal auf Stünz“, begründet LWL-Denkmalpfleger Christian Steinmeier die Auszeichnung. Das Haus ist über den Europäischen Fernwanderweg E1 an Umbrien und Skandinavien sowie mit den Niederlanden verbunden.
Die Aufräumaktionen sind mittlerweile vorangeschritten und erste Baumaßnahmen in Abstimmung mit den Denkmalbehörden erfolgt. Als erstes erfolgte die wichtige Instandsetzung des teilweise schadhaften Daches. Dabei haben die Bauherren die originalen Betondachsteine verwendet. Weitere Maßnahmen auch im Inneren sind für 2013 geplant. „Bei allen Arbeiten legen die neuen Eigentümer großen Wert auf den Erhalt der historischen Bausubstanz und die Abstimmung mit den Denkmalbehörden. Ihre neuen Nachbarn stehen ihnen dabei zur Seite und fungieren als Bauherrenvertreter vor Ort“, so Steinmeier.
Geschichte und Bauweise
Im Herzen des Wittgensteiner Landes liegt Stünzel, der kleinste Ortsteil der Stadt Bad Berleburg. Hervorgegangen aus der einst wohl größten Hofstelle des Ortes entstand hier 1784 ein Hofgebäude, das in den Jahren 1910/1912 zu einem Gasthaus erweitert wurde. Das zweigeschossige Fachwerkhaus setzt sich aus zwei Gebäudeteilen zusammen. Der Wohnteil des alten Hauses wurde von dem neueren Teil umfasst, der Scheunenteil des Altbaus ragt heute noch an der Rückseite des Hauses heraus. Der damalige Eigentümer und Bauherr Heinrich Grübener reagiert mit dem Umbau auf den zu Anfang des 19. Jahrhunderts beginnenden Tourismus im Tal. Die günstige Lage nahe des wichtigen Stünzeler Festplatzes, damals wie heute Austragungsort des Stünzelfestes, war ein weiterer Beweggrund zur Initiative Grübeners.
In seinem straßenseitigen, jüngeren Teil weisen das das Erd- und Obergeschoss Wohn- und Gasträume auf. Das Haus wird durch einen breiten Querflur erschlossen, an den rechts Ausschank und Gastraum anschließen. Links des Flures liegen die ehemalige Küche, die Viehküche, die Speisekammer und weitere Kammern. An den Wohnteil grenzt der ältere, aber stark veränderte Stall- und Scheunenteil an. Verschiedene Elemente, wie der mit Blech beschlagene Giebel, eine unpassende und durchfeuchtete Kalksandsteinwand oder das verworrene Ständerwerk ohne klare Raumfolge im Innenraum zeugen von den Veränderungen der vergangenen Jahrhunderte.
Mit Ausnahme der zur Straße gelegenen und mit Schmuckelementen versehenen Fachwerk-Giebelseite sind alle Fassaden des jüngeren Gebäudeteils teilweise aufwändig verschiefert. Alle Fassaden in diesem Bereich sind aus der Zeit um 1912 erhalten. „Besondere Aufmerksamkeit zieht hier die ebenfalls bauzeitliche Dacheindeckung auf sich: Die verwendeten, rautenförmigen Betondachsteine galten zur Bauzeit als technische Innovation und prägen das Gebäude noch heute wesentlich“, so Steinmeier.