Bad Berleburg.

. Der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt hat 1980 einmal gesagt, „wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen“. In Bad Berleburg hatten vor ein paar Jahren Menschen eine Vision von frei lebenden Wisenten, die in wenigen Wochen schon Wirklichkeit sein kann. Diese Idee wurde jetzt belohnt. Aus 2000 Bewerbungen hat eine Jury das Wisentprojekt ausgewählt. „365 Orte im Land der Ideen“ gibt es. Seit Donnerstag ist das Bad Berleburger Artenschutzprojekt einer davon. Christina Nuhr, die die „Orte der Ideen“ als Projektmanagerin betreut und Ralf Ehser als Regionalgeschäftsführer der Deutschen Bank übergaben den Preis an den Vorstand des Trägervereins des Wisentprojektes.

Bad Berleburgs Bürgermeister Bernd Fuhrmann, der auch 1. Vorsitzender des Trägervereins ist, skizzierte die Erfolgsgeschichte des „Projektes ohne Blaupause“, das beispielhaft für ganz Westeuropa. sei. 80 Standorte von Wisenthaltungen gebe es allein in Deutschland, doch weder hier noch in Belgien oder Dänemark gebe es etwas Vergleichbares. „Die Initiative, die Idee und schließlich die Umsetzung kamen von Privatpersonen und aus der Bevölkerung. Damit ist die Wiederansiedlung der Wisente im Rothaargebirge ein besonders gutes Beispiel für Innovationsfähigkeit, die nicht von oben, von der Politik oder Institutionen, gesteuert ist“, so Fuhrmann. Das besondere sei, dass dieses Projekt von unten nach oben getragen werde.

Beispielhaft für den Erfolg sei auch die zweite, touristische Komponente neben der Auswilderung. Das Schaugehege haben in den zwei Monaten seit seiner Eröffnung 12 000 Besucher gezählt. „Eine Zahl mit der wir innerhalb eines halben Jahres kalkuliert hatten. Wir liegen also im Soll“, machte der Vorsitzende deutlich.

Der 2. Vorsitzende des Trägervereins ist Landrat Paul Breuer. Er nutzte die Gelegenheit den Wisent mit den Bambi-Preisträgern des Abends zu vergleichen. Dort soll der Österreicher Felix Baumgartner ausgezeichnet werden - aus Breuers Sicht eher nebensächlich. „Den Wisent vor dem Aussterben zu bewahren, ist für die Natur und die Geschichte wichtiger, als ein Fallschirmsprung aus der Stratosphäre“, rückte der Landrat den Wertemaßstab gerade. Und als 2. Vorsitzender betonte Breuer, der Preis sei auch eine Bestätigung für die Menschen, die das Wisent-Projekt trotz vieler Schwierigkeiten vorangetrieben hätten. So sei es gelungen, die Widerstände aufzunehmen, in Energie umzuwandeln und das Projekt nach vorne zu bringen: „Der Preis unterstützt solche Menschen, die innovative Ideen haben und notwendige Veränderungsprozesse in Gang setzen.“

Die Überzeugungsarbeit und Vertrauensbildenden Maßnahmen der Wildrinder-Freunde bringen uns zum Altkanzler Helmut Schmidt zurück. Der hat 1996 in einem Buch geschrieben:„In den grundlegenden Fragen muss man naiv sein. Und ich bin der Meinung, dass die Probleme der Welt und der Menschheit ohne Idealismus nicht zu lösen sind. Gleichwohl glaube ich, dass man zugleich realistisch und pragmatisch sein sollte.“ All diese Eigenschaften treffen sicher auch auf Menschen zu, die sich für das Wisent-Projekt einsetzen.