Beddelhausen. .
Es war beim besten Willen keine Schnapsidee. Das ehrgeizige Projekt in den Räumlichkeiten der ehemaligen Lederwarenmanufaktur von Luise Riedesel ist auch nicht unbedingt aus einer Bierlaune heraus entstanden. Fakt ist allerdings, dass jetzt am Ortsausgang Beddelhausen in Richtung Hatzfeld die „Braugemeinschaft Edertal“ des Öfteren leckeren Gerstensaft produzieren wird – aber nur wenige Hektoliter sind pro Jahr anvisiert – vorerst.
Hinter dieser eingetragenen GbR verbergen sich die beiden Maschinenbauingenieure Mario Möldner und Steffen Gerhard, der Pharmareferent Hermann Lenneper (alle Beddelhausen) sowie Ingo Saßmannshausen aus Dodenau. Er ist ausgebildeter Braumeister und arbeitet – es ist kaum zu fassen – als stellv. Produktionsleiter bei Selters.
Kreatives Quartett
Dieses kreative Quartett möchte also nun seinen Freundeskreis mit leckeren Hopfenkaltschalen verwöhnen, die in rund sieben Wochen Lagerzeit gereift sind. Dafür hat das „westfälisch-hessische-Gemeinschaftsunternehmen“ relativ viel Geld in die Hand genommen. Für Anschaffungen wie Sudkessel, Kühltechnik und weiteres erforderliches Equipment hätte man laut Ingo Saßmannshausen, er ist Sprecher der Gruppe, „möglicherweise ein schönes Auto mit Stern kaufen können“.
Die vier Jungunternehmer sehen die Produktion von Pils, hellem und dunklen Märzen als ausgleichendes Hobby an, den alle vier kommen in ihrem Betrieben mit 40 Arbeitsstunden pro Woche meist nicht hin.
Das erste Ziel ist deshalb bewusst recht bescheiden gewählt – die Braugemeinschaft will „kostendeckend arbeiten“. Bier gebraut wird übrigens schon seit Oktober vergangenen Jahres, allerdings stets unter der 200-Liter-Marke und nur für den Eigenverbrauch, sonst wäre Alkoholsteuer fällig gewesen. Die erste Braustätte ist aber bereits Geschichte. In den vergangenen Tagen ist in der ausbaufähigen Halle die neue Hausbrauerei aufgestellt worden. Die entsprechenden Pläne stammen aus der Feder von Steffen Gerhard. Das macht er fast jeden Tag, er arbeitet schließlich bei der Siemag.
Ein weiter Weg zur Braugemeinschaft
Bis zur eigentlichen Braugemeinschaft war es ein langer Weg. Mal eben so den Sudkessel auf Betriebstemperatur bringen, reicht nicht aus. „Wir haben den Zoll kontaktiert, Berufsgenossenschaft und die Handwerkskammer ebenfalls, und außerdem hat das Gesundheitsamt die zukünftige Braustätte in Augenschein genommen“, erklärt Ingo Saßmannshausen, der im Gespräch mit der Heimatzeitung deutlich macht, dass die Herstellung von Bier fast schon eine Kunst ist. Bei der Zubereitung können zahlreiche Fehler begangen werden. Das fängt übrigens schon beim Mahlen der Braugerste an. Wird das Schrot anschließend zu lange gelagert, fängt es an zu oxidieren.
Namenlose Getränke
Ihre Biersorten sind übrigens noch namenlos. Das gilt aber nicht für den ebenfalls noch ausbaufähigen Saal mit der Theke. Hermann Lenneper, Steffen Gerhard, Mario Möldner und der Braumeister nennen ihre Gastronomie liebevoll „Luises Stuwwe“, genannt nach der Inhaberin der Ledermanufaktur.
Erhältlich sind bereits die entsprechenden Bierdeckel mit Luises Konterfei, und das gleiche Logo ziert auch die Schankleuchten. Die Vier meinen es also ernst, es ist schließlich keine Schnapsidee.