Wittgenstein. . Mit dem Taubenschwänzchen haben wir uns in dieser Serie schon einmal kurz im Zusammenhang mit der Kuckuckslichtnelke beschäftigt. Weitere Beobachtungen und neue Erkenntnisse erfordern eine abermalige, tiefergehende Betrachtung.

Mit dem Taubenschwänzchen haben wir uns in dieser Serie schon einmal kurz im Zusammenhang mit der Kuckuckslichtnelke beschäftigt. Weitere Beobachtungen und neue Erkenntnisse erfordern eine abermalige, tiefergehende Betrachtung.

Das Taubenschwänzchen ist ein Schmetterling und gehört zur Familie der Schwärmer (lat. Sphingidae) wie zum Beispiel der Wein-, Winden-, Pappel- oder Ligusterschwärmer auch. Sie zählen zu den besten Fliegern unter den Schmetterlingen und saugen den Nektar aus den Blüten stets im Schwirrflug, also ohne sich anzusetzen, was sie manchmal wie Kolibris erscheinen lässt. Die nackten, oft sehr bunten und bis zu zwölf Zentimeter großen Raupen der Schwärmer besitzen fast immer ein sehr auffälliges, gebogenes Horn kurz vor dem Körperende und Naturfotografen geraten beim Anblick dieser exotisch anmutenden Tiere regelmäßig ins Schwärmen.

Die meisten Schwärmer, so die landläufige Meinung, lieben die Wärme und kommen deshalb nur in südlichen Regionen Europas vor. Vor wenigen Jahrzehnten gingen auch Fachleute noch davon aus, dass es in Wittgenstein und dem Rothaargebirge außer Linden-, Pappel- und Eichenschwärmer so gut wie keine weiteren Schwärmer gäbe. Das hat sich inzwischen geändert.

Seit Jahren schon ist das Taubenschwänzchen von Mai bis Mitte August auch in Wittgenstein recht häufig und gar nicht selten an Blumenkästen und Balkonpflanzen zu beobachten. Es gehört zu den bekanntesten Wanderfaltern und wandert alljährlich aus den südeuropäischen Ursprungsgebieten ein, um sich bei uns fortzupflanzen. Einige der Falter der Nachfolgegeneration wandern in den Süden zurück, andere versuchen bei uns zu überwintern, was in der Regel misslingt. Doch seit einigen Jahren werden immer mehr Beobachtungsmeldungen lebender Falter aus allen Monaten publiziert, so zum Beispiel vom Oberrhein. Die noch im Herbst geschlüpften Falter legen erst nach der Überwinterung Eier ab.

Mit seinen graubraunen Vorder- und auffallend, leuchtend gelborangefarbenen Hinterflügeln sowie dem schwarzen Haarpinsel am Hinterleib (deshalb der merkwürdige Name), ist das Taubenschwänzchen leicht zu erkennen und unverwechselbar.

Natürlich können wir im Rothaargebirge nicht mit den „exotischen“ Schwärmern südlicher Regionen aufwarten und konkurrieren, aber in den letzten Jahren werden immer häufiger neben dem Taubenschwänzchen sowohl der Hummel-, als auch der Mittlere Weinschwärmer beobachtet. Neben entsprechenden Sommertemperaturen ist immer auch das Vorkommen von Futterpflanzen für das Auftreten der Schwärmer verantwortlich. So scheint der Mittlere Weinschwärmer bei uns besonders Weidenröschen und Fuchsien und der Hummelschwärmer Schneebeere und die Rote Heckenkirsche zu lieben. Die Anlage von Wildwiesen mit speziellen „Schmetterlingsmischungen“ sowohl im heimischen Garten als auch im Wald dient nicht nur der Artenvielfalt und nützt unseren Honigbienen, sondern sie sind häufig auch die Grundvoraussetzung für das Vorkommen von farbenprächtigen Schwärmern, die unsere Schmetterlingsfauna ganz ohne Zweifel bereichern.