Wittgenstein. In Wittgenstein stehen viele Restaurants, Gaststätten, Pensionen und Hotels leer - Und dies in einer Tourismusregion. Die Heimatzeitung sucht nach Ursachen und Problemlösungen.
In Wittgenstein stehen viele Restaurants, Gaststätten, Pensionen und Hotels leer - Und dies in einer Tourismusregion. Die Heimatzeitung sucht nach Ursachen und Problemlösungen.
Für den Pressesprecher der Krombacher Brauerei, Dr. Franz-Josef Weihrauch, sieht die Lage aber gar nicht so dramatisch aus. Ganz speziell nicht in Bad Berleburg, obwohl sein Unternehmen dort gleich sechs Gasthäuser zur Pacht oder zum Kauf anbietet. „Insgesamt betreuen wir 100 gastronomisch genutzte Objekte in Bad Berleburg“. Die eine Hälfte seien Gaststätten, Restaurants oder Hotels und die andere Vereinsheime oder Schützenhallen. „Nur sechs Leerstände, das ist doch eine gute Bilanz“, sagt Dr. Weihrauch. Bundesweit betreue sein Unternehmen insgesamt etwa 20 000 Betriebe.
7000 Betriebe weniger
Dennoch will auch der Krombacher-Sprecher nicht verhehlen, dass es ein massives „Kneipensterben“ in Deutschland gibt und nennt Zahlen: Bundesweit habe es in 2009 noch 182 000 Gastronomiebetriebe gegeben. Im Jahr 2010 seien es dann nur noch 175 000 gewesen. Die Gründe hierfür seien aber nicht in den Folgen der Wirtschaftskrise zu suchen. „Von 2010 auf 2011 sind die Umsätze wieder deutliche gestiegen“, sagt Weihrauch. Die tatsächlichen Gründe sieht er im „Sterben der Eckkneipenkultur“, dem Rauchverbot, das alleine die Existenz von 3000 bis 4000 Betrieben bedrohe, und nicht zuletzt in der demografischen Entwicklung. Die trifft das Dorf und den ländlichen Raum stärker als den Ballungsraum.
Für Investitionswillige ist der Start hinterm eigenen Tresen ebenfalls nicht einfach. Frei nach dem bösen Spruch „Wer nichts wird, wird Wirt“, fassen gerade Geldinstitute solche Projekte nur mit der Kneifzange an. Die Gastronomie gilt als „Risiko-Branche“, für die nur in den seltensten Fällen Finanzierungen zu bekommen sind. Wer dennoch Mut und Ideen hat, muss in jedem Fall auch ein ausgeklügeltes Konzept samt Wirtschaftsplan vorweisen können.
Von Konkurrenz abheben
„Sich auf den Zapfhahn lehnen und warten, dass die Gäste ein Bier bestellen, das reicht nicht aus“, formuliert es auch Hans-Christian Bosch, Geschäftsführer der gleichnamigen Bad Laaspher Brauerei. „Das gleiche Bier, das gleiche Essen und den gleichen Service anzubieten, reicht heutzutage nicht mehr aus. Ich muss mich von meinen Wettbewerbern unterscheiden“, sagt Bosch. Dann könnten auch mehrere Gastronomen nebeneinander gut bestehen. Wichtig sei seinem Familienunternehmen, dass die Pächter an einer nachhaltigen Entwicklung interessiert seien. Seine Brauerei betreut insgesamt 105 Gastronomen. Mit dem Restaurant „Zur Linde“ in Wallau, dem Gasthof „Zur Sonne“ in der Laaspher Altstadt und dem Gasthof „Alt Aue“ in Aue ist die Brauerei auch Eigentümer dreier Betriebe. Leer stehen von den Pächter-Betrieben zurzeit nur zwei in der Stadt Bad Laasphe.
Für Dorfkneipe gekämpft
Anders als viele in seiner Branche glaubt Hans-Christian Bosch auch nach wie vor an die Dorfgaststätte. Ein gutes Beispiel sei das Haus „Zur Linde“ in Berghausen, die sehr gut laufe, obwohl das nicht die „Toplage“ sei. Die Linde ist außerdem ein Beispiel, für die Beseitigung von Leerstand innerhalb einer Dorfgemeinschaft. Das hatte schon für Lob beim Dorfwettbewerb Unser Dorf hat Zukunft gesorgt.
2009 hatten sich private Investoren in Berghausen zusammengetan und den leerstehenden Gasthof gepachtet, um weiterhin eine Kneipe direkt im Ort zu haben.
Die Linde wurde in Eigenleistung renoviert, eine neue Einrichtung gekauft, eine Wirtin eingestellt und 2009 mit Dorffest und Gesangverein Eröffnung gefeiert. Das Geschäft lief so gut, dass die Wirtin den Laden 2011 in Eigenregie übernahm.