Bad Berleburg. . Der Trauermonat November steht vor der Tür. Wikipedia definiert den Begriff „Trauern“ als die durch ein „betrübendes Ereignis verursachte Gemütsstimmung, etwa durch den Verlust nahe stehender oder verehrter Personen.“

Der Trauermonat November steht vor der Tür. Wikipedia definiert den Begriff „Trauern“ als die durch ein „betrübendes Ereignis verursachte Gemütsstimmung, etwa durch den Verlust nahe stehender oder verehrter Personen.“

Anlässlich des oberhalb von Bad Berleburg geplanten Ruheforstes spricht Pfarrerin Claudia Latzel-Binder morgen (20. Oktober) ab 19.30 Uhr vor dem Frauenabendkreis im Olevianshaus über den Themenkomplex „Bestattungsformen und ihre christliche Interpretationen.“

Frage: Die Zahl der Feuerbestattungen nimmt rapide zu. Immer mehr gefragt sind auch alternative Formen wie Beisetzungen in Friedwäldern oder Ruheforsten. Wie ist dieser Trend zu erklären, und welche Entwicklungen erwarten sie für die Zukunft?

Claudia Latzel-Binder: Der Umgang mit Tod und Sterben in einer Gesellschaft ist immer auch ein Ausdruck der vorhandenen Bilder vom Menschen und vom Tod. Diese werden vielfältiger. Von daher ist es zu verstehen, dass der Wunsch nach individuellen Bestattungsformen immer weiter ansteigt. Das Gleiche gilt auch für die Trauerfeiern. Interessant ist auch, dass bis zur Wende die Zahl der Feuerbestattungen in der ehemaligen DDR bei rund 85 Prozent lag, dort kehrt sich der Trend aber wieder um.

Frage: Kann es sein, dass alternative Bestattungsformen in Friedwäldern, also an Bäumen, immer mehr zunehmen, weil den Hinterbliebenen die anschließende Grabpflege nicht mehr zugemutet werden soll?

Claudia Latzel-Binder: Dieses Argument mag neben den finanziellen Aspekten eine Rolle spielen. Ich habe aber immer wieder festgestellt, dass Angehörige gerne die Gräber der Verstorbenen pflegen. Es ist ihnen in ihrer Trauer wichtig. Sie brauchen einen realen Ort zum Trauern.

Frage: In ihrer Ansprache zum Volkstrauertag in 2009 haben sie angesprochen, dass Zusätze in Todesanzeigen wie: „Von Beileidsbesuchen bitten wir Anstand zu nehmen“ oder: „Die Beerdigung findet im engsten Familienkreis statt“, Trauernde ganz bewusst ausgrenzt. Was stört sie an den Formulierungen?

Claudia Latzel-Binder: Diese Zusätze sind der verständliche und nachvollziehbare Wunsch, im Fall eines unfassbar bedrückenden Ereignisses einen möglichst einfachen Weg zu gehen. Beim Heimgang eines geliebten Menschen beschränkt sich die Trauer aber nicht nur auf die Familie, sondern auch auf Freunde, Kollegen oder Nachbarn. Auch sie haben das Bedürfnis, Abschied zu nehmen, möchten ein Trostwort hören und ihrer Trauer Ausdruck verleihen. Das geordnete Ritual einer Trauerfeier ist dabei hilfreich. Öfters erlebe ich, dass, wenn solche ritualisierte erste Begegnung nicht zustande kommt, weitere vermieden werden. Sie brauchen dann ja auch mehr Worte, müssen persönlich angesprochen werden. Das braucht aber offensichtlich viel Mut, einem Trauernden nach zwei Wochen oder Monaten zu begegnen und hier die richtigen Worte zu finden. Deshalb wird ein spätes Kondolieren als schwierig empfunden und dem aus Unsicherheit lieber aus dem Weg gegangen. Solches Meiden beziehen Trauernde aber oft auf sich als Person und fühlen sich allein gelassen, bisweilen sogar ausgegrenzt. Und so wird das, was zunächst einfach scheint, im Nachhinein doppelt schwer.

Frage: In der gleichen Predigt haben sie Unverständnis darüber geäußert, dass Friedhofsbesucher ihre Grabpflege unvermindert fortsetzen, obwohl in nächster Nähe ein Verstorbener beigesetzt wird. Ist das mit einer Portion Gleichgültigkeit zu erklären?

Claudia Latzel-Binder: Nein, ich sehe die Verhalten weniger als Gleichgültigkeit an, sondern eher als Hilflosigkeit oder Unkenntnis. Ärgerlich bleibt es dennoch, weil es die Trauernden in dieser emotional besonderen Situation so leicht verletzt. Unverständlich bleibt es zudem, weil diejenigen, die dort die Gräber pflegen, doch gerade Menschen sind, denen Gleiches widerfuhr. Sich durch den Tod eines anderen Menschen in meiner Arbeit unterbrechen lassen, dem Trauernden mein Gesicht zuwenden und für einige Minuten Stille halten, das reicht schon und kann ganz tröstlich sein.

Ich kann aber auch von einem anderen Beispiel berichten. Als bei einer Beerdigung die Totenglocken zu läuten begannen, haben an einer Baustelle in unmittelbarer Nähe des Friedhofs Dachdecker ihr Verschieferungsarbeiten für die Dauer der Beisetzung unterbrochen.