Bad Laasphe. Am Donnerstagabend überwog noch die Überraschung darüber, dass die Pläne für eine Bad Laaspher Ortsumgehung keine landespolitische Priorität mehr haben. Am Freitag ging es schon in die Analyse: Wer ist Schuld an dieser Entwicklung und was sind die Alternativen?

Am Donnerstagabend überwog noch die Überraschung darüber, dass die Pläne für eine Bad Laaspher Ortsumgehung keine landespolitische Priorität mehr haben. Am Freitag ging es schon in die Analyse: Wer ist Schuld an dieser Entwicklung und was sind die Alternativen?

Bad Laasphes Bürgermeister Dr. Torsten Spillmann (SPD) ist noch immer optimistisch. „So sicher sehe ich das Aus noch nicht“. Obwohl die Ortsumgehung durch den NRW-Verkehrsminister Harry K. Voigtsberger (SPD) aus der Prioritätenliste herausgestrichen wurde, glaubt Spillmann an Chancen für eine bessere Verkehrsentwicklung seiner Stadt.

Spillmanns Gedanken kreisen um die von Politik und Industrie geforderte „Route 57“, die das Siegerland und Wittgenstein besser verbinden soll. „Es freut mich, dass sie drin ist.“ Wenn der Ausbau der Bundesstraße 62 bis kurz vor Bad Laasphe erfolge, entstehe auf dem Weg nach Hessen in der Kernstadt ein Engpass, der es notwendig machen werde, eine Lösung für Bad Laasphe zu finden. Wichtig ist dem Verwaltungschef die langfristige Perspektive für die Stadtentwicklung. Es sei besser, die Ortsumfahrung nach der Anbindung an die Route 57 auszurichten, so Spillmann im Gespräch mit unserer Zeitung.

Suche nach
Alternativen

„Ich freue mich darüber“, sagt Christian Hengst in einer ersten Reaktion über die Streichung. Hengst ist einer der Sprecher der „Bürgerinitiative für eine bessere Ortsumgehung Bad Laasphe“. Durch die Zurückstufung habe man „Zeit gewonnen“, über Alternativen zur ungeliebten V7-Planung nachzudenken. „Wir waren ja nie gegen, sondern für eine bessere Ortsumgehung“, so Hengst weiter.

Allerdings ist auch für ihn klar, dass die Verkehrsbelastung für Bad Laasphe jetzt weiter zunehmen werde. „Die Route 57 wird weiter vorangetrieben und dann wird eine Ortsumgehung noch wichtiger.“

„Überrascht bin ich nicht. Das war ja schließlich die lang angelegte Strategie, für die die Bürgerinitiative Synonym ist“, sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende Jürgen Borchert. „Die einzige machbare Ortsumgehung wollten sie nicht. Jetzt gibt es gar keine und die schweigende Mehrheit kriegt die Rechnung“, ärgert sich Borchert. In anderen Regionen kämpfe man mit einer Stimme für Straßen, in Bad Laasphe sei man uneins gewesen. Auch er habe die V7 nie als „Nonplusultra“ gesehen, habe die Trasse aber im Planungsprozess verbessern wollen.

Zurück auf dem
Stand von 1982

Im Grunde stehe die Stadt jetzt wieder auf dem Stand von 1982. „Damals war die Wallachei dagegen, jetzt waren es die Niederlaaspher und die Kernstadt zahlt die Zeche.“ Das sei das Sankt-Florians-Prinzip, kritisierte der Unionspolitiker. Eine Mitschuld sieht er aber auch bei Bürgermeister Torsten Spillmann: „Der hat die V7 still sterben lassen.“ Jetzt, so Borchert weiter, werde die Stadt im Verkehr ersticken, der durch die Laster der Mautflüchtlinge entstehe. Bad Laasphe werde der „Pfropfen“ sein.

Ganz anders fällt die Reaktion von Karl-Ludwig Bade (Grüne) aus. „Wir können auch mit einer Nulllösung gut leben.“ Auch ihn habe das Aus für die Ortsumgehung nicht überrascht.

Besser bestehende
Straßen verbessern

Für Bade ist es - ähnlich wie für die rot-grüne Landesregierung – wichtiger, „die bestehenden Straßen zu verbessern.“ Dazu gehöre auch eine Optimierung der Ortsdurchfahrt in der Kernstadt. Seine Partei habe sich vor Jahren bereits für Alternativen wie die Verlegung der Bahntrasse zugunsten einer Entlastungsstraße eingesetzt. Damals seien diese Pläne aber verworfen worden.

Für Schmetterlinge kann Niederlaasphe nichts

Auf eine Route 57 als Auslöser für neue Planungen setzt Karl Ludwig Bade indes nicht. „Die Chancen für die Route 57 stehen aus meiner Sicht auch nicht so gut.“ Auch diese würde – wenn überhaupt – erst in einer sehr fernen Zukunft gebaut werden.

Niederlaasphes Ortsvorsteherin Waltraud Schäfer (SPD) weist die Schuldzuweisungen von Jürgen Borchert zurück. Als Ortsvorsteherin sei sie froh, dass die V7-Planung nicht verwirklicht werde, aber wie die Bürgerinitiative sei sie auch nicht generell gegen eine Ortsumfahrung, nur besser müsse sie sein. „Dass da plötzlich die Schmetterlinge auftauchten, dafür konnten wir doch nichts. Das war EU-Naturschutzrecht“, spielt Schäfer darauf an, dass nach Jahren der Planung plötzlich die ursprüngliche Trassenführung nicht mehr möglich gewesen sei. Die Alternative V7 mit einer langen Brücke habe man aber nicht gewollt. Noch heute ärgert sie ein Kommentar zu einer Menschenkette des damaligen Bürgermeisters Robert Gravemeier. „Die Menschen sind doch nicht wegen des schönen Wetters demonstrieren gegangen.“

Streichung hat sich im
Ministerium abgezeichnet

Schäfer setzt nun ähnlich wie Bürgermeister Spillmann Hoffnungen in die Route 57 und den Ausbau der Straßen im Bestand.

Für den „Initiativkreis Route 57“ äußerte sich am Freitagmorgen Christian Kocherscheidt. Die Streichung von der Prioritätenliste sei absehbar gewesen, sagt er. Bei einem Besuch der Route 57-Befürworter bei Minister Voigtsberger im Januar diesen Jahres „war ersichtlich, dass der Bau der Ortsumgehung Bad Laasphe keine Priorität im Ministerium hatte. Dies wurde damit begründet, dass für das Ministerium in dieser Frage vor Ort kein Konsens bestünde“, schreibt Kocherscheidt.

Breite Unterstützung wichtig für Route 57

„Für uns war dies Anlass, unsere Kommunikation zur besseren Verbindung von Wittgenstein und Siegerland, die wir jetzt unter der Bezeichnung Route 57 führen, auf breitere Beine zu stellen [...] und die Unterstützung breiter Teile der Bevölkerung zu suchen. [...] Offensichtlich hat die Landesregierung unsere Aktionen und das Interesse der Region zur Kenntnis genommen und den Bau der Ortsumgehungen zwischen Kreuztal und Leimstruth in der Planung gehalten.“