Siegen/Bad Berleburg.

Was ist geschehen in der Nacht zum 7. August 2009? Wurde eine 39-jährige Berleburgerin von zwei Männern mit einem K.O.-Mittel betäubt und vergewaltigt? Ist sie glaubwürdig?

Oder folgt die 1. Große Strafkammer des Landgerichtes den Angeklagten, die alle Vorwürfe zurückweisen. Zwar gibt der jüngere zu, einvernehmlich mit dem mutmaßlichen Opfer geschlafen zu haben, doch eine schnelle Antwort wird es nicht geben. Nachdem die Kammer zunächst den 7. Februar für eine Urteilsverkündung vorgesehen hatte, wird sich die Verhandlung jetzt mindestens bis in den März ziehen.

Leises Schluchzen

Richter Wolfgang Münker kündigte gestern die Einholung zweier Gutachten an, die über die Aussagefähigkeit und die Glaubwürdigkeit der Belastungszeugin Auskunft geben sollen. Die Frau saß gestern die meiste Zeit mit gesenktem Kopf neben ihrer Anwältin. Immer wieder war leises Schluchzen zu vernehmen. Im Zeugenstand berichtete derweil ihr früherer Lebenspartner, wie er am Abend des 7. August nach Hause gekommen war und die Freundin im Bad ihrer Wohnung vorgefunden habe. Die Tür war verschlossen gewesen, sie habe ihm in wenigen Worten von der Vergewaltigung berichtet, ohne ihn reinzulassen. „Sie war fix und alle“, beschrieb der Mann seinen Eindruck, er selbst sei ebenfalls „völlig kopflos“ gewesen. Er habe ihr sofort geglaubt. „Sie geht nicht fremd, wenn sie mit jemandem zusammen ist“, versicherte er. Später seien sie gemeinsam in die Kneipe gefahren, in der seine Freundin die beiden Männer getroffen hatte. Dort hätten sie von dem Taxifahrer, der die Gesellschaft gefahren hatte, die Namen des beschuldigten Duos erfahren.

Kurz nach dem Vorfall habe er sich von der Frau getrennt. „Ich hatte nicht die Zeit und die Kraft, sie aufzubauen“, sagte der Zeuge, er mache es sich im Leben „lieber leicht“. Sie seien aber nicht verfeindet, er glaube ihre Geschichte.

Zum Beispiel habe sie ihre Kleider in der fremden Wohnung sorgsam zusammengelegt vorgefunden. Das sei nicht die Art seiner Ex-Freundin, „sie ist eher chaotisch, so wie ich“.

Auch die Schwester der mutmaßlich Geschädigten zeigte sich von deren Darstellung überzeugt. Die beiden Frauen waren auf der Musikveranstaltung und später in der Kneipe gewesen. Ihre Schwester habe das Auto bei ihr stehenlassen und am nächsten Morgen „auf meinen Sohn aufpassen wollen“, berichtete die Zeugin. Den ganzen Abend sei die Schwester von Männern geradezu umzingelt gewesen, zu denen auch der jüngere Angeklagte gehört habe.

Den habe ihre Schwester geküsst und ihn ihr auch vorgestellt. „Ich habe noch gefragt, warum machst Du das, Du hast doch einen Freund“, sagte die Zeugin. Die Schwester habe geantwortet, sie wisse nicht warum. Sie sei den ganzen Abend ungewohnt aufgedreht gewesen. Die Zeugin gab an, mit den Angeklagten und auch der Lebensgefährtin des Älteren in der Gastwirtschaft Kontakt gehabt zu haben. Die drei hatten hingegen übereinstimmend erklärt, die Frau in der Nacht nicht gesehen zu haben.

Widersprüche entdeckt?

Am Freitagmorgen sei ihre Schwester in „verstörtem und kaum ansprechbaren Zustand“ bei ihr vor der Tür gewesen. Sie habe nur von zwei Männern und einem schlimmen Erlebnis gesprochen, danach fast den ganzen Tag auf der Couch gelegen: „Sie wusste überhaupt nicht, was passiert war.“ Erst am Sonntag habe sie ihr Einzelheiten geschildert, dass sie von den Männern vergewaltigt worden sei. Einer habe von einem „geilen Zeug“ gesprochen, was wiederum auf ein K.O-Mittel hinweise. Verteidiger Ralph Giebeler nutzte die Gelegenheit, verschiedene Widersprüche in den Aussagen der Zeugin herauszuarbeiten. „Sie ist immer noch ein Wrack, ich weiß doch, wie sie vorher war“, wies die Frau erregt jeden Zweifel an ihrer Schwester zurück.

Nächster Verhandlungstag ist der 22. Februar. Dann soll das Gutachten über die Aussagefähigkeit des mutmaßlichen Opfers erstattet werden.