Bad Laasphe. .
Das Eisenwerk Friedrichshütte ist schon länger Vergangenheit (wir berichteten). Die meisten der alten Produktionsstätten wurden bereits vor Jahren demontiert.
Am Samstag fiel im Rahmen der abschließenden Abbrucharbeiten mit dem 29 Meter hohen Ziegelschornstein das letzte weithin sichtbare Wahrzeichen des traditionsreichen Unternehmens.
Relativ geräuschlos und durch den vorangegangenen Regen kaum Staub aufwirbelnd, fiel das Relikt Laaspher Industriegeschichte genau so, wie es sich Multibauchef Roland Hallermann, der neue Eigner des Geländes, die Arnsberger Ordnungsbehörde und das Sprengkommando mit Karl-Heinz Böcking an der Spitze vorgestellt hatten.
Gegen 12.40 Uhr: Mit gemischten Gefühlen beobachtet Karl-Heinz Gerhardt die letzten Vorbereitungen für die Sprengung: „Es tut schon ein bisschen weh, mit ansehen zu müssen, wie jetzt auch der Schornstein verschwindet. 1954 habe ich als Lehrling auf der Friedrichshütte angefangen und danach noch einige Jahre hier gearbeitet – in den großen Zeiten der Firma manchmal zehn, zwölf Stunden am Tag“, sinniert der 70-jährige Hesselbacher.
Für derlei Sentimentalitäten hat der aus Neunkirchen kommende Sprengmeister Karl-Heinz Böcking in dieser Phase überhaupt keine Zeit. Die elf vorbereiteten Löcher sind gebohrt und insgesamt mit weniger als einem Kilo Ammonsalpeter (Gesteinssprengstoff) gefüllt. Ein paar Kabel müssen noch verlegt werden, dann ertönen zwei Warnsignale. Wenige Momente später drückt der Sprengmeister auf den roten Knopf der Zündmaschine.
Doch er ist nicht der Einzige, der in diesem Moment auf den Auslöser drückt: Hunderte von Schaulustigen haben sich in dem gesamten Bereich des Kunster Weges auf der Jagd nach den besten Bildern außerhalb des Sicherheitsbereiches postiert. Als Karl-Heinz Böcking den Auslöser schon längst wieder losgelassen hat, fotografieren die Zuschauer munter weiter. Die Zünder detonieren. Der Sprengstoff entfaltet sich in den Bohrlöchern und verrichtet seine Arbeit. Augenblicke später fällt der Schornstein wie geplant zur Seite, zunächst etwas steif, knickt dann ein und zerbröselt am Boden. Der Experte aus dem Siegerland begibt sich zum Sprengobjekt und kontrolliert den Erfolg. Mit dem dritten Sprengsignal werden die Absperrmaßnahmen aufgehoben und die Fotografen eilen zu den Resten des Schornsteins.
Für Karl-Heinz Böcking und seine beiden Mitarbeiter war es ein Routinejob: „Wir sprechen in diesem Fall von einer gerichteten Sprengung nach Fallschlitzmethode eines relativ kleinen Objektes, die problemlos über die Bühne gebracht wurde. Da hatte ich in der Vergangenheit schon wesentlich größere Objekte zu bewältigen.“ Er erinnert sich, dass er vor rund 20 Jahren schon einmal in unmittelbarer Nähe der heutigen Sprengung im Einsatz war. Damals musste der Schornstein des benachbarten Sägewerks Schäfer dran glauben.
Vor und nach der Abbruchaktion konnten die Zuschauer auf dem Multibau-Gelände Würstchen und Getränke zu sich nehmen. Der Erlös dieser Aktion wird vom Ehepaar Hallermann dem Kindergarten Feldstraße und der Grundschule Bad Laasphe zur Verfügung gestellt.