Bad Laasphe. .

„Der kann nicht zu uns gehören, den müssen die im Krankenhaus vertauscht haben.“ Mit dieser Feststellung begegneten seine bodenständigen Eltern allen Fragen zur Abenteuerlust des Sohnes. Denn Wilhelm Hellmold drängte es in die weite Welt.

Und da wollte er gut vorbereitet sein. Bücher und Erlebnisberichte - besonders über die Länder Südamerikas - hat er regelrecht verschlungen.

Doch zunächst ging es für den zwölfjährigen Jungen und seine Eltern im Jahr 1941 von Norddeutschland nach Laasphe, wo Vater August auf Anordnung des Rüstungskommandos die Betriebsleitung des Säge- und Sperrholzwerks Koch und Sohn übernahm.

Nach dem Abitur studierte Wilhelm Hellmold Maschinenbau in der Hansestadt Hamburg, nicht nur für ihn das Tor zur Welt. Denn, die Tinte unter seiner Dipl. Ingenieurs-Urkunde war noch nicht richtig trocken, hatte er bereits ein Schiffsticket nach Argentinien in der Tasche. Und so verließ er am 22. Dezember 1951 mit einem Liberty-Schiff Hamburg, passierte die Kanarischen Inseln Richtung Rio de Janeiro und erreichte am 15. Januar 1952 die argentinische Hauptstadt Buenos Aires.

Erste Arbeit in Buenos Aires

Getrübt wurde seine Vorfreude auf das südamerikanische Land unterwegs allerdings durch einen Seegang der Stärke 12, der in der Höhe der Kanaren einige Schiffe untergehen ließ und besonders den spanischen Auswanderern, die sich unter Deck der Liberty befanden, stark zusetzte.

Arbeit fand er in Buenos Aires als Betriebsingenieur in einer Versuchsfabrik der Firma Goldschmidt. Im Auftrag eines französischen Unternehmens ging er wenig später in die im Norden des Landes gelegenen Urwälder, um dort an den Ufern des Paranastroms eine kleine Sperrholzfabrik zu planen und aufzubauen. Von Buenos Aires aus flog er mit einer Sunderland rund 1850 Kilometer an seinen neuen Arbeitsplatz.

Die Hilfskräfte dort waren Nachkommen der Guarani-Indianer, die die Erde auch als „die Ruhestatt der Schmerzen, der Schwierigkeiten“ bezeichnen. Auf Erden zu leben ist für sie ein Privileg, aber auch eine Lernaufgabe - eine Einstellung, die den Ablauf der Arbeiten nicht einfach gestaltete.

Aus dem Urwald nach Montevideo

Beim Landeanflug auf den Rio Parana musste das Flugboot mehrfach durchstarten, da im Strom treibende Baumstämme eine sichere Landung fast unmöglich machten. „Ich dachte, dass wir da nie runterkommen“, erinnert sich der 80-Jährige. Mit einfachsten Hilfsmitteln schafften er und die Mitarbeiter es, eine Fabrik zu bauen und nach zwei Jahren voll funktionsfähig an seine Arbeitgeber zu übergeben.

Aus dem Urwald ging es dann direkt weiter nach Montevideo, der Hauptstadt Uruguays, wo er als Betriebsleiter im Gegensatz zu seiner letzten Tätigkeit mit modernsten Maschinen konfrontiert wurde.

Dass er sich auch im Pferdesattel zu bewegen wusste, zeigte er lange vor dem englischen Thronfolger Charles bei zahlreichen Polo-Wettbewerben. Ein Zeichen von Wagemut und der Suche nach Nervenkitzel geschuldet war auch die Teilnahme an zahlreichen Auto-Rallyes, so an der berüchtigten Rallye Caracas - Bogota.

Gründung des ersten Porsche-Club Uruguays

Gegründet hat er in dieser Zeit auch den 1. Porsche-Club Uruguays. Ausschlaggebend für seine Liebe zu den Sportwagen aus Zuffenhausen war ein Erlebnis auf der Panamericana, einer kontinentübergreifende Schnellstraße. „Als ich da sah, wie ein etwa 140 km/h schneller Greyhound-Bus von einem kleinen silberfarbenen Auto förmlich stehengelassen wurde, war es um mich geschehen und ich wusste, dass ich ein solches Fahrzeug einmal besitzen würde.“ Und diesen Wunsch erfüllte er sich auch in der Folgezeit. Noch heute steht ein Oldtimer der Marke Porsche in seiner Garage, wird gehegt, gepflegt und bei schönem Wetter auch ausgefahren.

Nach einigen Jahren zog er weiter nach Mexiko und Venezuela, der Holzindustrie blieb er jedoch treu. 1956 kehrte er zu seinem ersten Heimaturlaub für einige Wochen nach Laasphe zurück, lernte hier Leni Hengst kennen und lieben. Sie wurde seine Frau, mit der er 50 Jahre verheiratet war.

Fasziniert von der Luftfahrttechnik

Seine Auslandstätigkeit ging nach einer zwischenzeitlichen Betriebsleitertätigkeit bei Koch und Sohn weiter. So plante und baute er in Spanien für die international tätige Werzalit-Gruppe ein Lizenzwerk für Formteile, eine Holz-Kunststoff-Kombination. Anschließend leitete er die moderne Anlage als techn. Direktor. Später gründete Willi Hellmold in Laasphe ein eigenes Ingenieurbüro, das weltweit tätig war. „Das Unternehmen war sehr erfolgreich und viele Überseekunden fühlten sich rundum wohl in unserer schönen Heimatstadt“, erzählt er zum Abschluss unseres Gespräches.

In seiner Freizeit schreibt er mit viel Erfolg Sachbücher über die Luftfahrttechnik. In sechs Auflagen erschien die „V1“, seine von interessierten Lesern wie Fachleuten geschätzte Dokumentation über Raketen und Marschflugkörper. Fasziniert von der Luftfahrttechnik ist der 80-jährige Wilhelm Hellmold noch heute.