Bad Berleburg. Mit der Ankunft einer stattlichen Wisentkuh aus Belgien am Gründonnerstag ist vorerst die Aufstockung der Wittgensteiner Wisentherde abgeschlossen.

Wisentwärter Jochen Born hatte sich nach Belgien aufgemacht, um dort „Araneta”, Jahrgang 2006, in Empfang zu nehmen und samt ihrer Betreuer Joep van de Vlasakker und Etienne Brunelle nach Berleburg zu bringen.

Völlig anders als bei der aufregenden Ankunft von Bulle „Egnar”gestaltete sich diese Ankunft, die eher einem stilvoll-angemessenen Empfang „mit kleiner Besetzung” glich. Vorsichtshalber war die achtköpfige, bestehende Herde abgetrennt, um „Araneta” eine Eingewöhnungs- und Verschnaufphase zu verschaffen.

„Komm her, hier ist dein neues Zuhause!”

Kameraleute, Wisentwärter Born und einige Fotografen hatten sich ins Gehege begeben, um den ersten Auftritt der Wisentdame genau beobachten zu können. Und dies hatte durchaus eine gewisse Symbolik in doppelter Bedeutung: Zum einen wurde deutlich, dass Wisente, wenn man ihnen ihren artgerechten Raum, also Distanz zum Menschen lässt, überhaupt nicht aggressiv sind und nicht auf Menschen losgehen und zum anderen wirkte dieser „Auftritt” nicht als ein von hinten Ins-Gehege-Entlassen, sondern eher wie eine Einladung: „Komm her, hier ist dein neues Zuhause!”

Schnell „Nasenkontakt”

„Araneta” auf der einen und „Egnar” samt Herde auf der anderen Seite des Zaunes nahmen sofort völlig entspannt Kontakt auf, so dass nach wenigen Minuten das Tor geöffnet werden und alle Tiere untereinander „Nasenkontakt” aufnehmen konnten. Nun, im direkten Vergleich mit den anderen Tieren wurde allen Beteiligten klar, welch stattliche Kuh da aus Belgien gekommen war. Nach menschlichen Maßstäben: Ein Wisent-Vollweib! Und in wenigen Wochen, wie van der Vlasakker stolz erzählte, soll „Araneta” schon kalben. Bei einer durchschnittlichen Tragzeit von 264 Tagen soll ihr Kalb Anfang Mai das Licht der Wittgensteiner Bergwelt erblicken.

"Araneta” war im belgischen Wisent-Reservat durchaus ein Star und gerne hätten die beiden Belgier sie behalten, doch, wie Etienne Brunelle berichtet, seien sie so von dem Wittgensteiner Auswilderungsprojekt überzeugt und beeindruckt, dass sie geradezu stolz sind, sich mit ihrer „Araneta” daran beteiligen zu können.

Auch Rentkammerdirektor Johannes Röhl betonte, dass die Geburt eines Kalbes im neuen Gehege für die Bindung an den neunen Lebensraum so wichtig sei und womöglich damit auch der Aufbau einer intakten Herdenstruktur positiv beeinflusst werde könnte. Schon in wenigen Tagen werde man das Gehege öffnen und die Herde ins rund 80 Hektar große eigentliche Auswilderungsgehege entlassen.

wisentkuh trifft ein
wisentkuh trifft ein © WP

Beim Beobachten der Herde wurden die unterschiedlichen Charaktere der Tiere deutlich - einige jugendlich draufgängerisch, andere mit einer gewissen Altersgelassenheit - aber auch ihr differenziertes Verhalten gegenüber Menschen. Einige nahmen die hinter der Absperrung stehenden Menschen anscheinend überhaupt nicht wahr, andere hielten Distanz und wären am liebsten noch weiter fortgezogen, wenn sie gekonnt hätten.

Menschen am Gehege nicht erwünscht

Und dies ist eines der wichtigsten Ziele der nächsten Wochen und Monate, dass diese Tiere nämlich so wenig menschlichen Kontakt wie möglich bekommen und so nach und nach verwildern. Denn nur wilde Wisente sind glückliche Wisente.

In diesem Sinne appellierten Bernd Fuhrmann und Johannes Röhl vom Trägerverein Wisent-Wildnis-Wittgenstein unisono an die Einsicht und das Verständnis der Waldbesucher sich zu gedulden, bis im Herbst das Schaugehege eine Wisentbegegnung für alle erlebbar macht.