Bad Berleburg/Elsfleth. Als Sechsjährige machte sie mit ihrer Mama Urlaub auf Föhr. Um dorthin zu gelangen, ging's für Karola Klingspor aus Bad Berleburg rüber mit der Autofähre. Die Überfahrt auf die Insel hat sie so begeistert, dass sie schon damals wusste: „Ich will Kapitän werden."

Obwohl der Beruf zu dem Zeitpunkt eine überwiegende Männer-Domäne war, hielt die heute 27-Jährige an ihrem ungewöhnlichen Berufswunsch fest und - sie hat ihn realisiert. Als nautischer Wachoffizier ist sie auf den Meeren der Welt verantwortlich dafür, dass rund 2000 Container sicher den Zielhafen ansteuern.

Die Oberstufe des Gymnasiums absolvierte Karola Klingspor am Schloss in Bad Laasphe. Als ihre Mitschüler in der Jahrgangsstufe 11 das obligatorische Praktikum bei der Sparkasse oder bei Ejot absolvierten, machte sich Karola auf den Weg nach Rügen. In Saßnitz schnupperte sie erstmals in den nicht gerade einfachen Arbeitsalltag in einer kleineren Reederei. Die „Maloche" verdarb der junge Frau ihren Traum vom „Kapitänsdasein" nicht - im Gegenteil: Sie war nun noch mehr motiviert, zur See zu fahren.

Nautik studieren

„Wo soll ich nun Nautik studieren", fragte sich Karola nach dem Abi in 2003. „Ich wollte so eine Größenordnung wie Bad Berleburg und in keine Großstadt", erzählt sie, „deshalb habe ich mich für Elsfleth entschieden und auch, weil dort ein guter Schiffs-Simulator steht."

Das Studium begann gleich mit einem Praxis-Semester auf dem Container-Schiff „Gallia" mit dem klangvollen Charternamen „Alianca Shanghai".

Karola Klingspor aus Bad Berleburg steuert Containerschiffe auf den Weltmeeren.
Karola Klingspor aus Bad Berleburg steuert Containerschiffe auf den Weltmeeren. © WP

„Das war eine sehr schöne und harte Zeit", blickt Karola zurück. Die Studenten, darunter sechs Mädchen, wurden unter anderem für die ungeliebten Arbeiten an Deck herangenommen: Entrosten oder Anstreichen. „Dazu noch das von Zuhause-Weg-Sein. Das unterschätzen viele", mahnt die die Wachoffizierin. So haben ein paar Studenten gleich nach der Rückkehr aus dem Praxissemester das Handtuch geworfen. Nicht Karola.

Vier Theorie-Semester

Es folgten vier Theorie-Semester an der FH Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven, Fachbereich Seefahrt, dann ging's wieder raus mit einem Container-Schiff nach Asien, Südafrika und Südamerika. Zwei weitere Theoriesemester schlossen sich an, in denen sie ganz „nebenbei" an ihrer Diplom-Arbeit arbeitete, mit der sie nun auch Diplom-Ingenieurin für Seeverkehr ist.

Heute übernimmt sie manchmal ein Schiff in der weiten Welt und bringt es von Süd- nach Nordamerika, steht von Mitternacht bis morgens um 4 und dann wieder von 12 bis 16 Uhr bei Wind und Wetter als Wachoffizierin auf der Brücke, steuert das bis zu 200 Meter lange Schiff, kontrolliert den Kurs und hat die volle Verantwortung. In einem Hafen angekommen, überwacht sie das sichere Löschen und Laden der Ladung.

Heimweh? Nein danke!

Meistens kehrt sie dann nach dem Auftrag mit dem Flieger wieder an ihren Standort zurück. Ihr Arbeitgeber ist die Reederei „Martime" in Elsfleth. In dem kleinen Ort an der Unterweser, nordwestlich von Bremen, hat Karola Klingspor ihr neues Zuhause gefunden, wo sie allerdings nur vier Monate im Jahr verbringt. „Hier lässt es sich ganz gut leben", sagt sie und zum Stichwort „Heimweh" winkt sie ab: „Das hält sich in Grenzen, weil ich ja meinen Traumberuf gefunden habe."

Dies ist der erste Teil der neuen Serie "Wittis in der Welt". Sind Sie auch in der weiten Welt unterwegs, aber dennoch ein Kind aus Wittgenstein, dann melden Sie sich unter berleburg@westfalenpost.de .