Bad Laasphe. Die Einsatzkräfte bewältigen extreme Bedingungen im verrauchten Internat Schloss Wittgenstein in Bad Laasphe. Mit Fotostrecke.
Es war ohnehin heiß: Temperaturen knapp unter 30 Grad, Sonnenschein, unzugängliches Gelände, das nur über Treppen und steile Aufgänge zu erreichen ist, lange Schlauchleitungen verlegen, schwere Lüfter die Treppen hochtragen, enges Rangieren mit Einsatzfahrzeugen, schneller Einsatz unter schwerem Atemschutz und keine Sicht im Gebäude – die Alarmübung der Bad Laaspher Feuerwehr, die Tobias Hof ausgearbeitet und am Dienstagabend am Schloss Wittgenstein in Bad Laasphe realisiert hat, war sehr anspruchsvoll. Doch für die Einsatzkräfte der Feuerwehren aus dem gesamten Bad Laaspher Stadtgebiet und die Rettungskräfte des DRK Ortsverein Bad Laasphe stellte dies kein Problem dar.
Gegen 18 Uhr erhielten sie ihren Einsatzbefehl, in dem stand, dass das Gebäude verraucht ist und Menschen vermisst werden. Mit Blaulicht und Martinshorn starteten sie von ihren Unterkünften zum Schloss. Dabei stellte die Einsatzfahrt bereits die erste Herausforderung dar, denn: Für viele Verkehrsteilnehmer bedeutet ein herannahendes Einsatzfahrzeug eine Stresssituation. Viele reagieren nicht richtig, bremsen plötzlich ab, bleiben vor Kurven oder in der Kreuzung stehen. Manche überholen den vor ihn fahrenden Pkw, wenn dieser anhalten und dem Einsatzfahrzeug Platz machen wollten. Die Herausforderung für die Fahrzeugbesatzung ist es, bei ihrer Mission nicht zu verunglücken, niemanden zu gefährden und schnell und sicher zum Einsatzort zu gelangen. Am Dienstag ging alles gut. Die Fahrer der Fahrzeuge sind gut ausgebildet, bekommen jährliche Unterweisungen.
Die Lage vor Ort
Im zweiten Obergeschoss des Internats im Schloss war die Lage unterdessen dramatisch: Dichter Rauch – dargestellt durch eine Nebelmaschine – drang aus dem Gebäude. Am Fenster standen Schüler und Lehrer – dargestellt durch die Feuerwehren aus Girkhausen und Wiesenbach – und riefen um Hilfe. Sie husteten, hatten den giftigen Rauch eingeatmet und mussten schnellstmöglich gerettet werden. „Aufgrund dieser Lage haben wir zuerst zwei Einsatzabschnitte gebildet - einen zur Menschenrettung und einen zur Brandbekämpfung. Später kamen noch die Einsatzabschnitte Wasserversorgung und medizinische Rettung hinzu“, erklärte Einsatzleiter Max Kombächer.
Über die Drehleiter wurden an der vorderen Seite des Gebäudes die meisten Menschen gerettet: Neun der insgesamt elf Vermissten wurden mit dem Korb nach unten gefahren und an die Kräfte des DRK übergeben. Auf der Gebäuderückseite wurden zwei weitere mit Leitern gerettet. Im Gebäude gingen die Kameraden unter schwerem Atemschutz in das zweite Obergeschoss vor – zum einen, um nach Menschen zu suchen, aber auch um den Brand zu bekämpfen. Eine weitere Brandbekämpfung fand an der Gebäuderückseite statt. Dazu wurde die Wasserversorgung nicht nur über die Wassertanks der Löschfahrzeuge, sondern auch über einen Hydranten vor dem Schloss sichergestellt. „Es wurden Leitungen von vorne und hinter dem Gebäude gelegt“, erklärte Max Kombächer. Bei den am Dienstag sommerlichen Temperaturen und in voller Einsatzmontur – teils mit schwerem Atemschutz auf dem Rücken – körperliche Schwerstarbeit für die Feuerwehrleute.
Bad Laasphe: Spektakuläre Bilder von der Feuerwehrübung
Am Eingang zum Schlosshof, vor der Reitkoppel, hatten die Kräfte des DRK unterdessen eine Patientenablage eingerichtet. Dort wurden die geretteten Schüler von den Helfern sowohl registriert als auch triagiert. Dies ist ein Verfahren, wo anhand bestimmter Kriterien und Verletzungsmuster eine Versorgungsdringlichkeit für jeden Patienten festgelegt wird, die regelt, wer die Versorgung am dringendsten benötigt, und wer noch ein wenig warten kann. Dies ist immer dann erforderlich, wenn die Verletztenanzahl so hoch ist, dass nicht alle sofort mit den verfügbaren Kräften versorgt werden können. Anhand farblicher Umhängekarten, auf denen sowohl die Personalien als auch das grobe Verletzungsmuster vermerkt ist, werden die Opfer kenntlich gemacht und von den DRK Helfern betreut und entsprechend versorgt.
Positives Fazit
Nach rund einer Stunde endete die Übung und es kehrt langsam wieder Ruhe ein. Die Rettung der Menschen aus dem brennenden Gebäudeteil verlief schnell und ruhig und bereits nach kurzer Zeit waren die Verletzten aus dem Gefahrenbereich in Sicherheit gebracht worden. Auch das Feuer war schnell gelöscht und das Gebäude wurde belüftet und vom Rauch befreit. Max Kombächer konnte sich über das Ergebnis der 80 Feuerwehrleute und der acht DRK-Helfer freuen: „Das lief gut“. Und die Brandursache? Max lächelt. „Das ist Gegenstand polizeilicher Ermittlungen.“ Wie im echten Leben.