Wittgenstein. Unter Wildtieren breitet sich das Staupvirus NRW-weit aus. Besonders Hundehalter müssen Vorkehrungen treffen, so Wittgensteiner Tierärzte.

Seit einigen Tagen werden deutschlandweit wieder vermehrt Fälle vom Staupevirus öffentlich - insbesondere rund um Dortmund. Ein Virus, das für die Tiere nicht selten mit dem Tod endet. Vor allem Wildtiere wie Marder, Dachs, Fuchs oder Waschbären sind häufiger von der Krankheit betroffen. Aber auch für Hunde ist das Virus gefährlich. Doch wie hoch ist die Gefahr einer Ansteckung im Kreis Siegen-Wittgenstein? Gibt es auch hier aktuelle Fälle? Unsere Redaktion hat beim Veterinäramt, Tierärzten und Kreisjägerschaft nachgefragt.

Wie das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz in seinem Fallwildbericht des Jagdjahres 2020/2021 in NRW mitteilt, handelte es sich bis 2012 bei den in NRW nachgewiesenen Fällen von Staupe um Einzelfälle. „Während 2015 westlich des Rheins noch keine Fälle nachgewiesen wurden, sind heutzutage alle Kreise in NRW betroffen“, heißt es. Auch in Wittgenstein gab es in den vergangenen Jahren Fälle. Wie das Veterinäramt des Kreises Siegen-Wittgenstein mitteilt, gab es im vergangenen Jahr fünf gemeldete Staupe-Fälle. Dabei handelte es sich um Füchse und Waschbären. „Wenn Jäger ein auffälliges Wild beobachten oder nach dem Erlegen am toten Tier Auffälligkeiten feststellen, können sie sich an die hiesige Veterinärbehörde wenden“, so Jana Göbel, Pressesprecherin beim Kreis. Denn: „Hin und wieder kann es vorkommen, dass an Staupe erkrankte und daher verhaltensauffällige Tiere wie Waschbär und Fuchs erlegt werden, um sie von ihrem Leid zu erlösen und die Infektkette zu unterbrechen. Diese werden dann im Chemischen Veterinäruntersuchungsamt Arnsberg untersucht.“

Vielfältige Symptome

Die Meldung ans Veterinäramt erfolge aber in der Regel auch über den behandelnden Tierarzt. „Von Seiten der praktizierenden Tierärzte im Kreis Siegen-Wittgenstein wurden bisher keine Staupeinfektionen gemeldet“, so Göbel auf die Frage nach aktuellen Zahlen. Eine Meldepflicht hingegen bestehe nicht, so Henning Setzer, Vorsitzender der Kreisjägerschaft Siegerland-Wittgenstein. „Leider erreichen uns hierzu keine verlässlichen Zahlen. Wir hörten aber von vermehrtem Auftreten der Staupe.“ Für Menschen ist das Virus ungefährlich, für Jagdhunde und Haushunde jedoch nicht. Um die Tiere vor dem gefährlichen Virus zu schützen, raten Tierärzte dringend zur Impfung. „Das nehmen die Tierhalter hier in der Region auch ernst“, sagt Dr. Ulrike Jochims. Sie selbst habe noch keinen infizierten Hund gesehen. „Und ich hoffe, dass ich auch kein infiziertes Tier sehen muss“, sagt sie. Aktuelle Fälle seien ihr nicht bekannt. „Damit es so bleibt, raten wir jedem Hundehalter, seine Tiere regelmäßig zu impfen.“

Von Seiten der praktizierenden Tierärzte im Kreis Siegen-Wittgenstein wurden bisher keine Staupeinfektionen gemeldet.
Jana Göbel - Pressesprecherhin beim Kreis Siegen-Wittgenstein

Die Impfung gegen das Staupevirus zählt zu den Core-Impfungen, also jenen, die gemacht werden sollten. Je nach Impfstoff sieht die Stiko hier eine Auffrischung alle zwei bis drei Jahre vor. An die sollten sich Tierhalter auch dringend halten, findet auch Tierärztin Kerstin Wagner-Klappert. „Die Impfung ist das wichtigste, um die Tiere zu schützen.“ Auch sie kennt derzeit keinen aktuellen Fall - ebenso die Mitarbeiter der Tierarztpraxis Insa Biedermann und Tierärztin Julia Henk-Schulte. „Es gab in der Vergangenheit einige Fälle hier in Wittgenstein, die sind aber schon länger her. Aktuell aus diesem Jahr aber ist mir noch keiner bekannt.“

Impfstatus regelmäßig erneuern

Der Erreger des Staupevirus wird vor allem durch direkten Kontakt übertragen, „jedoch ist auch eine indirekte Übertragung über die Ausscheidungen infizierter Tiere möglich“, heißt es in dem Bericht des LANUV. „Daher können sich auch Jagdhunde und Jagdfrettchen an Raubwild und dessen Ausscheidungen infizieren und erkranken.“ Die Symptome bei betroffenen Tieren seien unterschiedlich. „Oftmals sind die Tiere zutraulicher als sonst, auch ein schwankender Gang ist möglich“, so Wagner-Klappert. Aber auch Nasen- und Augenausfluss gehören zu den typischen Symptomen. „Bei einer Staupe-Infektion werden vor allem Lunge, Magendarmtrakt, Gehirn und Haut geschädigt. Infizierte Tiere zeigen grippeähnliche Symptome wie Fieber, Schwäche, Atemprobleme, tränende Augen und Nasenausfluss sowie Durchfall“, heißt es auch seitens des LANUV.

Doch durch die verschiedenen Symptome sei es nicht leicht, als Halter sofort eine Infektion mit dem Staupevirus zu erkennen. „Die Symptome sind unterschiedlich und zu unspezifisch. Es ist schwierig, das Staupevirus als solches zu identifizieren“, so Dr. Jochims. Damit Hundehalter erst gar nicht mit einer Staupevirus-Infektion ihrer Lieblinge konfrontiert werden, appelieren Jochims, ihre Kollegen und auch das Veterinäramt einmal mehr an die Tierhalter, an die Routineimpfung gegen Staupe zu denken. Denn „stellt diese Infektion für Haushunde grundsätzlich auch keine Gefahr dar, da diese üblicherweise gegen Staupe schutzgeimpft sind“, heißt es seitens des Veterinäramtes.