Bad Laasphe. Grundrecht auf Platz im offenen Ganztag kommt. Erste Pläne für Grundschulstandorte existieren. Aber ist das auch bedarfsgerecht?

Fünf Jahre Zeit. Das klingt nach viel. Ist es aber nicht. Ab dem Schuljahr 2029/30 haben alle Grundschulkinder einen gesetzlichen Anspruch auf eine Ganztagsbetreuung. Um darauf vorbereitet zu sein, muss organisiert werden und es muss massiv investiert werden: in Gebäude, Ausstattung und neue Strukturen. Das Beispiel der Stadt Bad Laasphe zeigt, wie schwierig die Situation bereits jetzt ist, was da auf die Städte und Gemeinden zurollt und zugleich auch, mit welchem Engagement die Schulen, Eltern und vor allem auch die Kinder die Herausforderungen annehmen.

Wie viele andere Kommunen muss Bad Laasphe in die Schulinfrastruktur investieren. Unterstützt wird das durch Fördertöpfe beim Land NRW (750 Millionen Euro) und Bund (1,5 Milliarden Euro). Investiert werden darf in Neubau und Sanierung von Gebäuden, den Erwerb von Grundstücken, Schulausstattung und Betreuungsangebote. Alle Maßnahmen müssen bis zum Jahresende 2027 abgeschlossen sein. Der Zuwendungsschlüssel beträgt 85 Prozent. Das heißt, 15 Prozent tragen die Kommunen selbst. Im Fall von Bad Laasphe bedeutet das: 492.751 Euro Fördergelder werden um 86.956 Euro aus dem kommunalen Haushalt ergänzt.

OGS: Bad Berleburg investiert 810.000 Euro

In Bad Berleburg laufen die Vorbereitungen für die Umsetzung des Rechtsanspruches ebenfalls. Wie Regina Linde, Abteilungsleiterin Bürgerdienste auf Nachfrage mitteilt. „Wir haben aber noch keine konkreten Pläne gemacht.“ Sicher sei nur, dass man die Burgfeldschule auch baulich für ein größeres Angebot erweitert werde. Außerdem sollen die Standorte in Elsoff und Schüllar-Wemlighausen ertüchtigt werden. Daneben werde man aber auch den Schulverbund Berghausen-Dotzlar und den Standort Aue anschauen.

Insgesamt stehen der Stadt Bad Berleburg laut Linde 692.761 Euro aus den Fördertöpfen zur Verfügung. Hinzu kommen 120.487 aus Eigenmitteln. Aber Linde macht auch vor dem Hintergrund der Finanzmittel und der Schere zwischen notwendigen Investitionen und der Nachfrage klar: „Wir werden das Angebot nicht zu 100 Prozent abbilden können.“

Hintergrund dieser Förderkulisse und der Maßnahmen sind auch die Entwicklungen der Schülerzahlen. „Die Schülerzahlen sind stabil“, sagt Schulamtsleiter Jann Burholt. Bad Laasphe erwartet an seinen vier Grundschulstandorten Einschulungen von 110 (für 2024/25) bis 116 (2029/30). Nur zweimal fallen die Anmeldezahlen geschätzt nach den Geburtenstatistiken unter den Wert von 100 (93 ins 2026/27 und 92 in 2028/29).

Die Stadt Bad Laasphe stellte dem Schulausschuss in Niederlaasphe die Pläne für einen 70 Quadratmeter großen Anbau mit zwei zusätzlichen Klassenräumen für die OGS vor. Die entstehen auf einer Grünfläche im bosherigen Schulgarten.
Die Stadt Bad Laasphe stellte dem Schulausschuss in Niederlaasphe die Pläne für einen 70 Quadratmeter großen Anbau mit zwei zusätzlichen Klassenräumen für die OGS vor. Die entstehen auf einer Grünfläche im bosherigen Schulgarten. © WP | Lars-Peter Dickel

Das Problem sieht Jann Burholt an einer anderen Stelle: „Es klingt nach viel Geld. Das Geld wird nicht reichen“, macht er klar. Und beschreibt dabei auch ein zweites Problem für die aus dem Rechtsanspruch auf Ganztagesbetreuung resultierenden Investitionen. Das Angebot muss ausgebaut werden, obwohl die Nachfrage in eine andere Richtung zeige: „Viele Eltern wollen nicht den Ganztag, sondern eine Betreuung bis Mittag.“ Dieser Umstand und die vielfach laut werdenden Wünsche nach flexibel nutzbaren Betreuungsangeboten machen die Organisation einer OGS schwierig. „Manche Eltern melden ihre Kinder nur dann an, wenn sie keine andere Betreuungsmöglichkeit haben“, berichtet die Leiterin des Grundschulstandortes Niederlaasphe, Kerstin Hochdörffer.

In Niederlaasphe sind aktuell 37 Kinder im Offenen Ganztag und 20 in der Halbtagesbetreuung. Um das Platzangebot zu verbessern, ist der Anbau von zwei Räumen mit 70 Quadratmetern geplant. Die Ausschreibungen laufen und im März soll eine Auftragsvergabe erfolgen, erläuterte Dezernent Sören Lamm, der die Pläne präsentierte. Auf die viel gestellte Fragen nach Baubeginn und Fertigstellung konnte er keine Antwort geben, äußert sich aber optimistisch, dass die Arbeiten in diesem Jahr stattfinden könnten. Schulamtsleiter Jann Burholt erklärte: „Wenn im März eine Firma die Ausschreibung gewonnen hat, ruft die nicht an und sagt, wir sind morgen mit der Schippe da“.

Viele Eltern wollen nicht den Ganztag, sondern eine Betreuung bis Mittag. Manche Eltern melden ihre Kinder nur dann an, wenn sie keine andere Betreuungsmöglichkeit haben.
Kerstin Hochdörffer - Leiterin des Schulstandortes Niederlaasphe

Unabhängig vom Platzangebot macht etwas anderes die Organisation der Betreuungsangebote schwierig. Das sind die unterschiedlichen Bedürfnisse: Manche Eltern wollten an einem Tag eine Mittagsbetreuung und an einem anderen Tag eine im Ganztag und wieder andere holten ihre Kinder früher als verabredet aus einer Betreuung ab. Für Burholt aber ist klar: „Ganztag bedeutet den ganzen Tag“.

In Niederlaasphe und an den vier anderen Schulstandorten in Bad Laasphe gibt es neben der aufwändigen Organisation von Betreuungsangeboten und Verpflegung aber auch Probleme mit dem Raumangebot. „2011 haben wir den ersten Antrag auf Erweiterung der Räume gestellt“, erinnerte Kerstin Hochdörffer.

Die Stadt Bad Laasphe stellte dem Schulausschuss in Niederlaasphe die Pläne für einen 70 Quadratmeter großen Anbau mit zwei zusätzlichen Klassenräumen für die OGS vor.
Die Stadt Bad Laasphe stellte dem Schulausschuss in Niederlaasphe die Pläne für einen 70 Quadratmeter großen Anbau mit zwei zusätzlichen Klassenräumen für die OGS vor. © WP | Lars-Peter Dickel

Bislang verteilt sich das OGS-Geschehen auf die vier Klassenräume und zwei „Multifunktionsräume“. Der eine ist zugleich Küche, Essraum und Ausweichraum für Betreuungsangebote. Das Gleiche gilt für einen zweiten, der sowohl zum Werken, wie zum Bauen und als Ruheraum genutzt wird. Musikunterricht findet zum Teil auf dem Flur statt und Musikinstrumente lagern verteilt auf die Klassenräume. Das Gleiche gilt für anderes Geräte für Betreuung und Unterricht.

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Von Lars-Peter Dickel

Otto Wunderlich (SPD) ist froh, dass jetzt endlich etwas passiert. Er selbst hatte eine Zwischenlösung mit Containern auf dem Schulhof vor Jahren abgelehnt, weil damit Rettungswege blockiert und den Kindern Spielmöglichkeiten genommen worden wären. „Ich bin froh, dass wir jetzt Baupläne sehen“, sagt er. Aber Wunderlich fragt auch: „Reicht der Platz aus?“ Da muss Kerstin Hochdörfer schmunzeln. „Zwei Räume sind schon mal was. Eigentlich reicht das nicht aus, aber wir werden das Beste daraus machen.“

Was an den anderen Standorten geplant ist

Niederlaasphe ist aber nur einer von vier Standorten, die für den Rechtsanspruch umgebaut werden müssen. In der Kernstadt laufen die Diskussionen um einen „Jugend-Campus“, zu dem Grundschule, OGS und Haus der Jugend gehören könnten. Basis dieser Überlegungen ist die Sanierung des Hauses der Jugend, in dem auch gerade das Ausräumen der Räume des ehemaligen Radiomuseums läuft. Konkrete Pläne hierzu können Sören Lamm und Jann Burholt noch nicht präsentieren. Viel hänge an Fördermöglichkeiten und Finanzierbarkeit. „Alle Beteiligten haben ein hohes Interesse an der Umsetzung der Idee“, formulierte Sören Lamm den Stand. Aktuell nutzt die OGS in der Kernstadt mit ihren 84 Kindern sowie den 29 Kindern aus der Halbtagesbetreuung die Räume im ehemaligen „Einschulungsgebäude“ sowie in der Hausaufgabenbetreuung die Schulräume.

Die Stadt Bad Laasphe stellte dem Schulausschuss in Niederlaasphe die Pläne für einen 70 Quadratmeter großen Anbau mit zwei zusätzlichen Klassenräumen für die OGS vor.
Die Stadt Bad Laasphe stellte dem Schulausschuss in Niederlaasphe die Pläne für einen 70 Quadratmeter großen Anbau mit zwei zusätzlichen Klassenräumen für die OGS vor. © WP | Lars-Peter Dickel

Feudingen ist aktuell der einzige Standort, an dem bislang keine Planungen getroffen wurden, die OGS räumlich zu erweitern. Das Grundschulgebäude verfügen aktuell über ausreichend Platz. Momentan nutzten 30 Kinder die OGS-Angebote. 38 sind in der Halbtagesbetreuung angemeldet.

In Banfe werden jetzt 31 Kinder im Rahmen des OGS-Angebots betreut. 19 Kinder sind in der Halbtagesbetreuung. Um den künftigen Anforderungen gewachsen zu sein, soll in diesem Jahr ein erstes Umbauprojekt starten. Der bisherige EDV-Raum soll zu einem multifunktionalen Raum umgestaltete werden, um einerseits EDV-Unterricht, aber auch sogenannten selektiven Unterricht möglich zu machen. Nachmittags könnten dann hier Hausaufgabenbetreuung oder freie Nutzung stattfinden.

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