Wittgenstein. „Die Stimmung ist nervös!“ Die Regulierung von Bleimunition auf EU-Ebene beschäftigt die Schützen in Wittgenstein nach wie vor.
Das von der Europäischen Kommission vor langer Zeit angekündigte Bleiverbot beschäftigt die Schützen in der Region auch heute noch. Erst vor wenigen Tagen war das Thema erneut aufgekommen, als sich die heimische Bundestagsabgeordnete Luiza Licina-Bode in Erndtebrück mit Vertretern der Wittgensteiner Schützenvereine traf. Zwar kam bereits ein klares Signal von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, dass die geplanten Änderungen unverhältnismäßige Auswirkungen für das Schützenwesen hätten und an einer Lösung gearbeitet werde, dennoch aber bleiben für die Schützen viele Fragen unbeantwortet.
Das bestätigt auch Thorsten Bätzel, Vorsitzender des Schützenkreises Wittgenstein: „Die Stimmung im Schützenwesen ist nach wie vor sehr nervös. Noch haben wir keinerlei genauen Informationen darüber, wie es weitergeht und was genau auf uns zukommt“, sagt er mit Blick auf das Treffen in Erndtebrück. Von dem Verbot betroffen wären Sportschützen und Traditionsschützen gleichermaßen. Der finale Vorschlag der zuständigen Europäischen Chemieagentur (ECHA) sehe jedoch Ausnahmeregelungen in der nationalen Gesetzgebung vor – aber unter Auflagen wie Risikominimierung und Genehmigungspflichten. Noch sei nichts beschlossen. Das geht auch aus einer kürzlich veröffentlichten Pressemitteilung zum Austausch zwischen Luiza Licina-Bode und den Wittgensteiner Schützen hervor.
Unter anderem ging es dabei auch um das Schreiben der EU-Kommissionspräsidentin an den CDU-Europaabgeordneten Peter Liese. Man habe Verständnis für die Schützen, hieß es dort. Das kulturelle Erbe habe einen hohen Stellenwert und der Fortbestand der Tradition und des Schießsports sei wichtig und zu berücksichtigen. Auch Faktoren, wie die Menge des verwendeten Bleis und die bislang bereits getroffenen umfangreichen Schutzmaßnahmen, seien laut Schreiben zu berücksichtigen, „um die Unverhältnismäßigkeit der Regelung für das Schützenwesen und die Bestätigung der Ausnahmeregelung zu untermauern“. Für die Bundestagsabgeordnete Licina-Bode aus Bad Laasphe, die zudem Mitglied im Parlamentskreis Schützenwesen ist, ist dies „ein wichtiges Signal für unsere Schützenvereine und den Schießsport“.
Finanzielle Herausforderungen für Vereine
Immerhin würde ein Bleiverbot die Schützen vor eine hohe finanzielle Herausforderung stellen, wenn beispielsweise Vogelstangen und Kugelfanganlagen ausgetauscht werden müssten. „Wie mir die Schützenvereine in unserem Austausch versichert haben, verfügen die Anlagen bei uns bereits über Vorkehrungen zum über 99-prozentigen Aufsammeln der Bleimunition“, wird Licina-Bode in der Pressemitteilung zitiert. „Hundert Prozent zu verlangen, wäre unverhältnismäßig.“
Neben den Traditionsschützen wären vor allem die Sportschützen von einem Verbot der Bleimunition betroffen. Die Verwendung von Bleialternativen würde zu hohen Zusatzkosten führen, die für die Vereine existenzgefährdend wären. Einen Fakt, den auch Thorsten Bätzel auf Nachfrage unserer Redaktion bestätigt. „Die Vereine würden nach und nach verschwinden“, sagt er. „Denn dann könnten wir unseren Schießsport nicht mehr ausüben“, erklärt der Vorsitzende des Schützenkreises. Eine mögliche Alternative beim Luftgewehrschießen wären zum Beispiel Goldkugeln. „Und die Kosten hierfür kann kaum ein Verein tragen.“ Und auch Licina-Bode betont, dass „aufgrund der hohen Kosten für die Vereine und des geringen Nutzens für Umwelt und Gesundheit eine Ausnahme für die Schützenvereine wichtig und geboten“ sei.
„Die fachgerechte Sammlung und Entsorgung des Bleis erfolgt schon jetzt umweltgerecht und verantwortungsbewusst und ist für die Schützenvereine bereits heute eine Selbstverständlichkeit.“ Sie hofft daher auf ein positives Signal aus Brüssel. „Den Ankündigungen müssen jetzt auch im Rahmen einer entsprechenden EU-Verordnung reguliert werden, um die Unsicherheiten für unsere Schützenvereine rasch zu beenden. In einem zweiten Schritt wird der Bundesgesetzgeber diese in geltendes nationales Recht umsetzen und entsprechend an unsere Gegebenheiten anpassen.“