Wittgenstein. Nachbarschaftsstreit, üble Nachrede oder Beleidigungen: Heimische Schiedspersonen berichten von spannenden Einätzen und ihren Aufgaben.

Über die Hecke ragende Bäume, dauerhafter Lärm oder auch üble Nachrede sorgen nicht selten für Streit. Bevor der jedoch vor Gericht endet, können Schiedspersonen dafür sorgen, dass die Parteien sich einigen. Das spart Geld, Zeit und weiteren Ärger. Schiedspersonen, das sind Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren und versuchen, bestehende Spannungen abzubauen und eine Einigung herbeizuführen. Im besten Fall wird der abgeschlossene Vergleich schriftlich festgehalten. „Notfalls kann aus einem solchen Vergleich auch vollstreckt werden“, heißt es. Hubertus Kroh aus Aue war einer dieser Schiedspersonen. Er hat das Amt 25 Jahre lang ausgeübt und weiß, wie wichtig dieses Ehrenamt für die Menschen und die Justiz ist.

Es ist eine besondere Feier, die am Donnerstagmorgen im Amtsgericht Bad Berleburg stattfand. Insgesamt fünf Schiedspersonen schieden aus ihren Ämtern aus, zwei neue kamen hinzu. Einer, der sein Amt in neue Hände gab, war Hubertus Kroh. Nachdem er zunächst als stellvertretender Schiedsmann in Berleburg tätig war, übernahm er das Amt für Aue-Wingeshausen. 30 bis 40 Fälle übernahm er, rund 90 Prozent davon konnten geschlichtet werden. Dabei ging es unter anderem um Beleidigungen oder auch Mietsrechtsfälle. Und auch an seinen ersten Fall erinnert er sich noch gut. „Da ging es um die Fliege in der Suppe“, sagt er. In einer Gastronomie sei es zum Streit gekommen, nachdem sich ein Gast über eine Fliege in der Suppe beschwerte. Das habe den Gastronomen verärgert, der anschließend von seinem Recht Gebrauch machte und einen Schiedsmann bestellte. „Ich erinnere mich noch gut daran, wie wir in meinem Büro im Keller saßen und es am Ende zu einer Versöhnung kam“, so Kroh. Über weitere konkrete Fälle und Details darf er jedoch nicht sprechen. „Da gilt die Schweigepflicht“, erklärt er.

Im schlimmsten Fall enden die Streitigkeiten vor Gericht.
Im schlimmsten Fall enden die Streitigkeiten vor Gericht. © WP | Ramona Richter

Neben Hubertus Kroh gaben unter anderem auch Otto Marburger nach über 30 Jahren und Rudi Homrighausen nach 20 Jahren ihr Amt in neue Hände. „Ihr ward stets ein guter Ansprechpartner für die Menschen in unserem Bezirk“, lobte Olaf Wunderlich, Direktor des Amtsgerichts Bad Berleburg, die gute Zusammenarbeit. „Das Amt der Schiedsperson ist ein wichtiges Ehrenamt mit großer Verantwortung“, sagt er. „Gerade in der heutigen Zeit, in der unsere Gesellschaft droht auseinanderzudriften, können Schiedspersonen dem entgegenwirken. Sie machen das Leben der Menschen leichter und entlasten das Gericht“, so Wunderlich der auf einen Stapel Akten zeigt. „Im Schlimmsten Fall enden solche Streitigkeiten in langen Verhandlungen.“ Und das soll vermieden werden. Schiedspersonen sind dafür in verschiedensten Bereichen aktiv - unter anderem sind sie bei Nachbarschaftsstreiten zuständig für Ansprüche aus dem Nachbarrecht, schlichten bei Streitigkeiten wegen Lärm oder Gerüchen - aber auch bei Geldforderungen aus Verträgen oder Schadensersatzansprüchen, heißt es auf der Internetseite des Bundes Deutscher Schiedsmänner und Frauen. Aber auch bei Strafsachen werden sie hinzugerufen.

Jedoch machen nicht viele Menschen von dem Angebot der Schiedspersonen Gebrauch. „Daher ist es wichtig zu wissen, wer die Ansprechpartner vor Ort sind und welche Vorteile die Menschen dadurch haben“, so Wunderlich. Immerhin sei eine Schlichtung durch eine Schiedsperson nicht teuer. Das Ziel ist dabei ein Vergleich zwischen den Parteien. Ein Ziel, das auch Klaus Meier verfolgt. Der Bad Laaspher ist neuer Schiedsmann in Bad Laasphe und hat als Industriemeister bereits einige Streitigkeiten schlichten können. „Ich freue mich auf meine neue Aufgabe“, sagt er. Insgesamt sieben Schiedspersonengibt es im Bezirk des Amtsgerichts. In Erndtebrück sind dies Dieter Beck und Roland Scholz als stellvertretender Schiedsmann, in Bad Laasphe Klaus Meier und Dennis Schneider (Feudingen) und im Bereich Berleburg Dr. Georg Niklowitz und Silvana Lorenz und für Aue-Wingeshausen Inge Knebel.

Weitere Informationen zum Ablauf eines Schlichtungsprozesses, möglichen Kosten und dem Schiedswesen allgemein gibt es unter www.schiedsamt.de.