Bad Berleburg. Mit einer Aktion hat der Ortsverein in diesem Jahr auf etwas aufmerksam gemacht, das eigentlich selbstverständlich sein sollte.
Die Notrufnummer 112 hat eine ganz besondere Bedeutung - für die Menschen und vor allem auch für die Ehrenamtler des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Der DRK-Ortsverein Bad Berleburg hatte daher am 18. Juni dieses Jahres sein 112-jähriges Bestehen mit einem großen Programm gefeiert. Und das hat einen guten Grund: „Wir haben den Eindruck, dass die Notrufnummer in den Köpfen der Menschen etwas in Vergessenheit gerät. Das wollen wir ändern“, hatte Stephanie Sonneborn bereits im Vorfeld der Feierlichkeiten gegenüber der Zeitung berichtet. Seit zweieinhalb Jahren hat die 37-Jährige die Leitung inne und bekommt seit kurzem Unterstützung von Andreas Hoffmann. Sie beide haben sich bewusst für das Ehrenamt beim DRK entschieden und in den vergangenen Jahren dort vieles erlebt.
2015 kam Stephanie Sonneborn zum DRK - durch ihren Ehemann. „Der war schon länger als Rotkreuzler aktiv.“ Ihren ersten Einsatz hatte sie nur kurze Zeit später - beim Berleburger Schützenfest. „Wir waren kaum da, da wurden wir auch schon angefunkt, dass wir zur Hilfe kommen sollen. Dabei hatten wir gerade draußen schon alle Hände voll zu tun“, erinnert sie sich noch an ihren ersten Einsatz zurück. „Da habe ich schon überlegt: Schaffe ich das? Doch am Ende funktioniert man.“ Heute hat sie bereits einige Einsätze und Sanitätsdienste hinter sich - viele bei Festen oder wie in diesem Jahr bei den Dorfjubiläen. „Das war auch für uns etwas Besonderes“, so Sonneborn. Auch wenn für sie die positiven Erlebnisse überwiegen - ein Einsatz bleibt ihr auch heute noch besonders in Erinnerung: „Das war der Einsatz im Kredenbacher Krankenhaus. Kreisweit waren wir dort über zwölf Wochen im Einsatz, haben die Flüchtlinge dort betreut, sie zu Arztterminen begleitet, Essen zubereitet.“
Auch Andreas Hoffmann kann sich noch gut an die Dienste erinnern. Er ist seit viereinhalb Jahren beim DRK, seit zwei Jahren in Bad Berleburg. „Ich erinnere mich noch gut an die ersten Wochen, wo wir hier während der Pandemie getestet haben. Da mussten wir noch Komplettanzüge tragen. Ich hätte nie gedacht, dass es einmal soweit kommt.“ Er selbst kam zum DRK, um anderen Menschen zu helfen. „In der Welt passieren aktuell schlimme Dinge, die Menschen werden immer egoistischer. Das finde ich schade.“ Schade finden die beiden auch, dass nur wenige Menschen zum Tag der offenen Tür - anlässlich des 112. Geburtstages - gekommen sind. „Der Festkommers am Freitagabend war wirklich gut besucht. Aber am Sonntag war kaum jemand hier“, berichtet Sonneborn. Dabei hatten sich die Rotkreuzler einiges hierfür überlegt. So gab es Essen aus der Feldküche, Kinderschminken, Wissenswertes zum Ortsverein und vieles mehr. „Wir hatten im kompletten Haus Aktionen für die Besucher angeboten.“
Doch nicht nur beim Tag der offenen Tür fehlten die Menschen - auch für den Ortsverein selbst werden neue Mitglieder gesucht. Aktuell zählt der Bad Berleburger DRK-Ortsverein 28 aktive Mitglieder. „Davon gehören aber leider nur acht zum Kern, die sofort abrufbar wären“, erklärt Stephanie Sonneborn. Während zu Beginn der Pandemie noch einige Menschen neu zum Roten Kreuz kamen, um mit anzupacken, wurde dies im Laufe der Zeit immer weniger. „Wir hoffen, dass wieder mehr Menschen zu uns kommen. Selbst wenn sie kein Blut sehen können - wir haben viele Bereiche wie beispielsweise die Kleiderkammer, Jugendarbeit oder auch die Seniorenarbeit, wo wir Unterstützung gebrauchen können.“ Im kommenden Jahr soll zudem die Jugendarbeit wieder aufgegriffen werden. „Wir möchten es auf keinen Fall einstampfen, denn der Nachwuchs ist enorm wichtig.“ So wichtig, wie die Arbeit, die die Rotkreuzler schon seit 112 Jahren ehrenamtlich leisten. „Wir hören immer wieder: ,Schön, dass ihre hier seid!‘ Doch von lieben Worten können wir nicht leben, wir brauchen auch Mitglieder.“