Bad Berleburg. Die Berleburgerin Stefanie Bandtke hat seit 10 Jahren eine eigene Ergotherapiepraxis. Warum sie sich nichts anderes vorstellen kann.
„Bei der Ergotherapie geht es um alltägliche Dinge. Von kleineren Einschränkungen, wie die Finger nicht mehr bewegen zu können bis hin zu im Bett liegen und nicht mehr aufstehen können“, sagt Stefanie Bandtke. Die Berleburgerin ist seit 13 Jahren Ergotherapeutin und betreibt seit zehn Jahren eine eigene Praxis. „Das ist meine Berufung. Ich liebe es, Lösungen zu finden. Wenn Leute nur eine Hand bedienen können, wie bekommen sie die Zahnpasta auf die Zahnbürste? Es geht um das Ausprobieren und wie sie sich selbst helfen können.“ Im Grunde ist die Arbeit als Ergotherapeutin Hilfe zur Selbsthilfe: „Wir schaffen Selbstständigkeit, dass die Menschen wieder allein zurechtkommen und geben Lebensqualität zurück. Das geht nicht immer, aber wir können viel erreichen.“
Das Team der Ergotherapie Praxis Stefanie Wallat in Bad Berleburg besteht aktuell aus drei Leuten, neben der Inhaberin Stefanie Bandtke (geb. Wallat) arbeiten Larissa Hayn und Franziska Bauer in der Praxis in der Graf-Casimir-Straße. Aber nicht nur Therapiestunden in den Praxisräumen, sondern auch Hausbesuche stehen auf dem Plan der Therapeutinnen. „Wir sind viel unterwegs“, sagt Bandtke. Bei den Hausbesuchen geht es meist darum, „selbstständig im Haushalt“ zu sein oder wieder zu werden: „Aufstehen, zur Toilette gehen, sich ein Brot zu schmieren oder sich etwas zu essen zu machen“, erklärt die Berleburgerin.
Ergotherapie ist etwas für Erwachsene und Kinder
„Ergotherapie ist auch ganz viel Handwerk. Mit Kindern basteln, malen und spielen wir viel. Aber auch für Erwachsene kann man basteln oder etwas bauen, zum Beispiel Vogelhäuschen. Das ist nur zeitlich oft schwierig.“ Für eine Ergotherapie-Einheit sind jeweils 45 Minuten eingeplant und weil die Bedürfnisse und Vorlieben sehr unterschiedlich sind, gibt es bei Stefanie Bandtke keine Gruppensitzungen, sondern nur Einzeltherapien.
Ergotherapie Praxis Stefanie Wallat
Mitarbeitende: 3
Standorte: 1
Branche: Heilmittelberufe
Arbeitszeit: 8 bis 17.30 Uhr, einen Tag nur bis 14 Uhr
Arbeitsplatz: Hausbesuche und Praxis
Einsatzbereiche: Neurologie, Pädiatrie, Orthopädie, Geriatrie...
Gesundheitsförderung: Prävention und Anschlussbehandlungen
Weiterbildung: Neurohandtherapeutin, frühkindliche Reflexe integrieren
Weitere Besonderheiten: Tiergestützte Therapie nach Absprache
Adresse: Graf-Casimir-Straße 14, 57319 Bad Berleburg, Telefon: 02751-4080871
Erwachsene und Kinder kommen in die Praxis: „Es sind wirklich alle Altersklassen. Wir sind auf Schulter-, Arm-, Hand- und Fingerfunktion spezialisiert.“ Bei Kindern werden oft die Koordination, die Konzentration oder andere motorische Fähigkeiten verbessert. Bei Erwachsenen geht es meist um verschiedene Krankheitsbilder. „Schlaganfälle kommen am häufigsten vor, aber auch Patienten nach einer Reha oder bei psychischen Erkrankungen, wie Demenz.“
Therapiehund mit in der Praxis
Mit im Praxisteam ist Labradorhündin Layla. „Sie arbeitet viel mit Schlaganfallpatienten“. Die Therapiehündin hilft unter anderem beim Handöffnen: „Bei einer spastischen Hand gebe ich Leckerlis in die Hand. Ihre kalte Nase und warme Zunge geben Temperaturreize, die die Hand öffnen“, erklärt Bandtke. „Außerdem werfen die Patienten lieber ein Sandsäckchen für den Hund als für mich.“
Für Demenzerkrankte werden Bilder und Spiele wie Memory genutzt. „Wir lesen auch Geschichten vor, wie zum Beispiel von Sankt Martin. Viele wissen oft nicht mehr welche Jahreszeit ist, so machen wir darauf aufmerksam“, erklärt die Therapeutin. Aber auch Bewegungen helfen das Gehirn zu stimulieren: „Wir machen Bewegungen mit beiden Händen, so werden beide Gehirnhälften aktiviert. Zum Beispiel Bälle in die Hände nehmen oder etwas einfädeln.“
Ergotherapie – für Stefanie Bandtke nicht die erste Berufswahl, aber die Richtige
Zuerst wollte Stefanie Bandtke bei einem Raumausstatter arbeiten, in einem Praktikum stellte sie aber fest, dass das doch nicht das Richtige für sie war. „Dort arbeitete ich für den Kunden, aber nicht mit den Kunden, das war nicht meins“. Mit einer Freundin ihrer Mutter, die Ergotherapeutin war, kam sie über den Beruf ins Gespräch und absolvierte zwei verschiedene Praktika – eins in einer Praxis, das andere in der Odebornklinik. „Damit war es für mich entschieden“, sagt Bandtke. „Gelernt habe ich in Marburg, das empfehle ich auch allen.“ Aber auch in Siegen, Bestwig oder Lippstadt gebe es Schulen, so die Ergotherapeutin. Die schulische Ausbildung zur Therapeutin musste sie damals noch selbst bezahlen, mittlerweile werden die Schulkosten vom Land übernommen. „Man braucht auf jeden Fall ganz viel Geduld. Man muss flexibel und empathisch sein, sich auf alle einstellen können, schnell handeln und Lösungen suchen.“
In der Praxis von Stefanie Bandtke ist die Regelarbeitszeit 37 Stunden die Woche, aber von Teilzeit bis Vollzeit sei alles möglich. „Wir starten um acht Uhr, lange Tage sind bis 17.30 Uhr. Aber jeder hat einmal die Woche einen kurzen Tag, bis 14 Uhr – für private Termine oder Erledigungen.“ Mehr Stunden anzubieten sei kein Problem, aber das will die Therapeutin nicht. „Wir machen auch ein bisschen Seelsorge, durch Corona ist das nur noch mehr geworden und es gibt viele unterschiedliche Lebenszustände, wir sehen alles.“ Oft gehe es bei den Patienten auch um soziale Kontakte. „Viele Menschen sind sieben Tage die Woche allein zu Hause, wir sind der einzige Kontakt, den sie haben.“ Das kann auch für die Ergotherapeutinnen eine psychische Belastung sein. Deswegen sind Freizeit und ein Ausgleich wichtig: „Ich gehe mit Hund und Pferden raus an die frische Luft. Da wird mein Kopf frei“, sagt Bandtke. Einen anderen Job kann sie sich nicht vorstellen.
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