Erndtebrück. Seit in Erndtebrück keine Poststelle mehr ist, müssen Bürger weite Wege auf sich nehmen. Die Politik will die Post zum Handeln drängen.
Für eine Briefmarke, ein Paket oder ein Einschreiben nach Feudingen oder Bad Berleburg - so sieht derzeit die Realität für Erndtebrücker Bürger aus. Denn als das Stoffgeschäft Cascada im Kernort schließen musste, verschwand mit der dort integrierten Postagentur auch die Präsenz des Logistik- und Postunternehmens aus der Gemeinde. Unzumutbar, finden die Erndtebrücker Politiker, die sich jetzt einstimmig zu einer Resolution entschieden haben, um Druck auf die Post auszuüben.
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Was gerade in Erndtebrück passiert, ist nicht rechtens. Denn: Laut Bundesnetzagentur hat sich die Deutsche Post AG verpflichtet, die gesetzlich geforderte Grundversorgung sicherzustellen. Für Filialen und Agenturen gilt dabei: „Bundesweit müssen mindestens 12.000 Filialen vorhanden sein. Diese dürfen auch als Agenturen in Einzelhandelsgeschäften betrieben werden. In Gemeinden mit mehr als 2000 Einwohnerinnen/Einwohnern muss es mindestens eine Filiale geben. Ab 4000 Einwohnerinnen/Einwohnern muss eine Filiale in zusammenhängend bebauten Gebieten in maximal 2000 Metern erreichbar sein“, schreibt die Bundesnetzagentur vor.
Verstoß gegen Vorgaben der Bundesnetzagentur
Aktuell ist der Weg für Erndtebrücker, pauschal aus dem Kernort berechnet, aber deutlich länger. So liegt die nächste Postfiliale in Feudingen - 8,4 Kilometer Luftlinie entfernt. Eine weitere finden Kunden in Bad Berleburg vor. Hier beträgt die Entfernung 15,6 Kilometer Luftlinie. Sowohl die Forderung für einen 2000-Personen-Ort als auch für einen 4000-Personen-Ort wird also in der 6900-Einwohner-Gemeinde nicht erfüllt. Damit verstößt die Deutsche Post AG derzeit gegen die Vorgaben der Bundesnetzagentur.
Das Thema bewegt nicht nur Erndtebrücker Bürger, auch die Lokalpolitiker zeigen sich entrüstet über den Zustand. Im Haupt- und Finanzausschuss der Gemeinde regte nun Karl-Ludwig Völkel (SPD) an, eine gemeinsame Resolution zu verfassen, um die Deutsche Post zum Handeln zu bewegen. „Die Post hat einen gesetzlichen Auftrag, die Versorgung in der Fläche sicherzustellen. Dass sich derzeit aber nicht eine Poststelle in Erndtebrück befindet, ist ein Schlag für jeden Bürger, der die Poststelle nutzen muss“, machte Völkel deutlich. Vor allem die älteren Bürger, die unter anderem mit dem Bestellen von Briefmarken im Internet nicht vertraut seien, seien dadurch stark betroffen und eingeschränkt. „Wir sollten die Post an ihren Auftrag erinnern“, begründete er den Vorschlag zu der Resolution.
Rathaus seit Juni mit der Post im Austausch
Bürgermeister Henning Gronau begrüßte die Anfrage - es habe bereits politische Bemühungen gegeben, die Post zum Handeln zu bewegen. „Wir sind seit Juni mit der Post im Austausch, um eine Lösung zu finden“ so Gronau. Es seien auch schon Vorschläge unterbreitet worden. Auch aus den anderen politischen Fraktionen kam einstimmig Unterstützung für das Vorhaben. „Wir sollten in die Resolution mit aufnehmen, dass wir auch den Rechtsweg beschreiten würden, um eine Lösung zu erzielen“, schlug Lorenz Benfer (CDU) vor. Es solle größtmöglicher Druck auf das Post- und Logistikunternehmen ausgeübt werden, um den Zustand schnellstmöglich beenden zu können. Guido Schneider (FDP) warf dazu ein, die Möglichkeit der Erhebung von Zwangsgebühren zu erörtern.
Bis zur kommenden Woche soll der Text für die Resolution erarbeitet werden, kündigte Gronau an. „Nach unserem Kenntnisstand gibt es bereits Planungen. Allerdings sollten die dann auch offengelegt werden“, betonte er.