Elsoff. Im Mai 2022 hat Marco Frank den kleinen Laden übernommen. Ein Herzensprojekt für den Bäckermeister. Dennoch macht er sich nun Sorgen.

Mal eben ins Dorf gehen und ein Päckchen Milch, Brot oder Kaffee kaufen – dank eines Dorfladens ist das mancherorts möglich, auch für diejenigen, die kein Auto haben. Doch „die Erfahrungen zeigen, dass es oftmals schwierig ist, diese kleinen Läden wirtschaftlich zu betreiben. Dies gilt vor allem dann, wenn sich – wie zuletzt geschehen – die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verändern (z.B. Anstieg der Energie- und Personalkosten, inflationsbedingt verändertes Nachfrageverhalten)“, heißt es auf der Internetseite des Dorfladen-Netzwerkes – die Dorfbegegnungsläden in Deutschland. Marco Frank, Inhaber der Bäckerei Schwan und seit Mai 2022 auch Inhaber des Elsoffer Dorfladen, kennt das Problem. „Es läuft leider schleppend“, sagt er mit Blick auf den Elsoffer Dorfladen. Ein Geschäft, das Frank sehr am Herzen liegt, immerhin blickt seine Familie auf eine lange Tradition zurück. Bereits sein Opa fuhr mit einem Verkaufswagen durch das Elsofftal.

Eineinhalb Jahre ist es nun her, dass Marco Frank sich für den kleinen Laden in der Ortsmitte entschieden hatte, der zuvor von einer Genossenschaft geführt wurde. „Man kam auf mich zu und fragte mich, ob ich es mir vorstellen könnte, den Laden zu übernehmen“, erinnert er sich. Zwei bis drei Monate hatte der Bäckermeister Zeit, eine Entscheidung zu treffen – und er entschied sich für den Laden, in dem über mehrere Jahre bereits die Backwaren der Bäckerei Schwan verkauft wurden. „Ich wollte, dass es auch weiterhin hier vor Ort einen Nahversorger gibt, einen Treffpunkt für die Menschen.“

Gemeinsam mit seinem Team, das mittlerweile aus sieben Mitarbeitern besteht, startete er eine Bürgerbefragung, um zu erfahren, was sich die Menschen vor Ort wünschen. „Viele der Wünsche haben wir bereits umgesetzt“, so Frank. Unter anderem zog in den vergangenen Monaten dank Leader-Förderung auch eine neue Kühltruhe in den Laden ein. Neben den Produkten für den täglichen Bedarf gibt es aber auch eine Sitzecke, wo die Dorfbewohner gemeinsam bei einem heißen Kaffee ein paar gesellige Stunden verbringen können.

Marco Frank und Ellen Spies
Marco Frank und Ellen Spies © WP | Ramona Richter

Trotz Bemühungen aber läuft es schleppend. „Damit sich der Laden rentiert, müssten mehr Kunden hier einkaufen“, sagt Frank. „Wenn wir die neuen Flyer verteilt haben, steigt die Zahl der Kunden kurzzeitig, aber allein von den Angeboten kann man den Laden nicht führen. Auf Dauer ist das ein Minus-Geschäft.“ Für den Geschäftsinhaber eine belastende Situation, die ihm manch schlaflose Nacht beschert. „Der Laden ist für mich eine Herzensangelegenheit. Ich möchte ihn nicht aufgeben, aber nur mit gutem Willen kann man seine Rechnungen nicht begleichen.“ Strom, Gas, Personal – Kosten, die Monat für Monat anfallen. „Uns war klar, dass es nicht einfach wird, aber wir hoffen, dass wir das gemeinsam schaffen“, so Frank, der schon seit einigen Jahren auch in Diedenshausen neben den Backwaren verschiedene Lebensmittel im Laden anbietet. „Dort haben wir zum Glück eine andere Situation, was eventuell auch mit unserer Lage an der Hauptstraße und dem damit verbundenen Durchgangsverkehr zusammenhängt.“ Nun hofft er auch in Elsoff auf bessere Zeiten. Apropos Zeiten: Die hatte das Team bereits dem Bedarf angepasst. Der Laden ist nun montags bis freitags von 7.30 bis 18 Uhr und samstags von 6.30 bis 11 Uhr geöffnet.

Geöffnet hat seit Mitte Oktober auch wieder der Dorfladen in Girkhausen (montags bis freitags von 7.30 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr sowie samstags von 6.30 bis 12 Uhr). Nachdem die Bäckerei Gerke ihren Laden im Sommer dieses Jahres schloss, wurde intensiv nach einem Plan B gesucht. Eine Bürger-Genossenschaft „Dorfladen Girkhausen“ wurde ins Leben gerufen. Nach dem Umbau konnte Mitte Oktober wieder geöffnet werden- sehr zur Freude der Bewohner. „Wir haben vor Kurzem einen Blick auf die letzten zwei Wochen im Oktober geworfen – und wir sind positiv überrascht, wie gut der Laden von den Menschen hier im Ort angenommen wird“, sagt Ortsvorsteher Timo Florin. „Wir sind ganz zufrieden mit den ersten Wochen. Uns geht es nicht darum, damit tausende von Euros zu verdienen, sondern dass wir über die Runden kommen und ein kleines Plus fahren, da es immer noch Dinge gibt, in die wir investieren müssen.“

Timo Florin beobachtet zudem eine positive Auswirkung auch auf die Aktivitäten im Dorf. „Gegenüber der Drehkoite ist ein kleiner Park, wo sich seit Kurzem wieder vermehrt junge Menschen aufhalten, die dann auch mal in den Dorfladen kommen und sich einen kleinen Snack hier kaufen.“ Ein positiver Nebeneffekt.

Dass sich Genossenschaften gründen, um einen solchen Laden im Ort zu betreiben, sei nicht ungewöhnlich. „Die Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs in kleinen Dörfern und Gemeinden ist in den vergangenen Jahren immer schwieriger geworden. Viele Dörfer träumen davon, endlich wieder einen kleinen Supermarkt oder einen Dorfladen zu bekommen. So haben sich vielfach Bürgerbewegungen gegründet, die versuchen, ehrenamtlich solche kleinen Läden mit viel Enthusiasmus auf die Beine zu stellen“, heißt es unter anderem in der Beschreibung zu den Online-Seminaren zum Thema „Schwere Zeiten für Dorfläden – Perspektiven für eine ausgeglichene Wirtschaftlichkeit“, die die Agrarsoziale Gesellschaft (ASG) Göttingen, der Verein „Die Dorfbegegnungsläden in Deutschland“ (DbL) und der Zentralverband deutscher Konsumgenossenschaften (ZdK) organisieren.

Und wie geht es mit dem Dorfladen in Wingeshausen weiter? Mitte Oktober dieses Jahres hatte die Stadt Bad Berleburg gemeinsam mit Ortsvorsteherin Brigitta Dreier die Ergebnisse einer Umfrage in der Wingeshäuser Schützenhalle vorgestellt. Mit dabei war damals auch der Handelsexperte und Dorfladen-Gründer Klaus Heimann, der die Grundlagen für einen Neuanfang vorstellte. „Wir befinden uns derzeit mit allen Beteiligten im Abstimmungsprozess. Wenn Ergebnisse feststehen, können wir darüber informieren“, teilt die Stadt Bad Berleburg mit.

Was den Dorfladen in Elsoff betrifft, so solle es dort erst gar nicht zu einer Schließung kommen. „Wir wollen, dass es den Laden und damit auch den Treffpunkt im Ort noch lange gibt“, so Frank. Doch dafür braucht es Kunden, die in ihrem Dorfladen zum Einkaufen kommen.

Weitere Infos zum Dorfladen in Elsoff und der Bäckerei gibt es unter www.baeckerei-schwan.de.