Siegen-Wittgenstein. Kopfschmerzen und Migräne werden oft nicht ernst genommen und eigenständig behandelt. Ein Experte warnt jedoch vor drastischen Folgen.

Kopfschmerzen und Migräneattacken können den Alltag und die Lebensqualität stark beeinflussen. In einigen Fällen kann das sogar so weit führen, dass ein Krankenhausaufenthalt erforderlich wird.

Allein in Nordrhein-Westfalen wurden im Jahr 2021 insgesamt 18.647 Menschen wegen starker Kopfschmerzen und Migräneattacken stationär behandelt. Das ist ein Anstieg um fast 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr mit 14.982 Krankenhauseinweisungen. Dies teilte die AOK Nord-West auf Basis aktueller Daten des Statistischen Bundesamtes mit. „Häufig werden Kopfschmerzen nicht richtig ernst genommen. Viele Betroffene greifen vorschnell zu Medikamenten, anstatt sich aktiv mit der Krankheit auseinanderzusetzen und eine qualifizierte Diagnose erstellen zu lassen“, sagt AOK-Serviceregionsleiter Dirk Schneider. Jeder zweite Deutsche leidet regelmäßig oder sporadisch unter Kopfschmerzen. Besonders bei Kindern und jungen Erwachsenen steigt die Zahl der Betroffenen. Inzwischen gibt es rund 250 verschiedene Kopfschmerzarten.

Spannungskopfschmerzen und Migräne treten am häufigsten auf. Dabei tritt die Migräne häufiger wiederkehrend auf und verursacht stärkere Schmerzen. Viele Betroffene behandeln sich selbst und können so unbemerkt in eine Medikamentenabhängigkeit gelangen. Denn was viele nicht wissen: Die meisten Schmerzmittel schaden nicht nur Nieren und Leber, sondern können regelmäßig angewandt ebenfalls zu chronischen Kopfschmerzen führen. Wer an mehr als zehn Tagen im Monat Kopfschmerzmittel einnimmt, riskiert, davon einen chronischen sogenannten Medikamenten-Übergebrauchs-Kopfschmerz zu bekommen.

Ein Alltag mit Kopfschmerzen kann zur Qual werden und sogar so weit führen, dass Menschen deshalb ins Krankenhaus müssen.
Ein Alltag mit Kopfschmerzen kann zur Qual werden und sogar so weit führen, dass Menschen deshalb ins Krankenhaus müssen. © AOK | racorn

Menschen mit Migräne sind durch ihre Krankheit im Alltag besonders eingeschränkt. Unter dieser genetischen Veranlagung leiden rund 15 Prozent der Frauen und sechs Prozent der Männer. Der meist starke, einseitige, klopfende bis pulsierende Kopfschmerz hält vier bis 72 Stunden an. Meist wird Migräne von mindestens einem weiteren Symptom wie Überempfindlichkeit gegen Geräusche, Licht oder Gerüche sowie Übelkeit und Erbrechen begleitet.

Chronische Kopfschmerzen können Gesundheit und Leben der Betroffenen schwer belasten. Die Lebensqualität ist häufig stark eingeschränkt. Außerdem wirkt sich die „Marter im Kopf“ auch auf das familiäre und berufliche Umfeld aus. Wenn es gelingt, Auslöser zu vermeiden, sei oft schon viel gewonnen. Dabei kann das Führen eines Kopfschmerztagebuches helfen, diese Auslöser zu erkennen und zu vermeiden. Treten Schmerzen regelmäßig auf, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Insbesondere bei chronischen Kopfschmerzen und Migräne ist eine korrekte Diagnose und Therapie wichtig, um die Beschwerden zu lindern. Für die vorbeugende Behandlung von Migräne und anderen Kopfschmerzen können Entspannungsübungen helfen. Die Progressive Muskelrelaxation ist die bekannteste Methode.