Banfe. Die Nazi-Verbrechen haben das jüdische Leben in Banfe ausgelöscht. Im Heimatmuseum wird jetzt an die Opfer erinnert.
Seit dem 27. April 2022 erinnert in der Banfer Ortsmitte ein Gedenkstein an die jüdische Familie Burg, die an diesem Tag ihren Heimatort verlassen musste, nach Zamosc deportiert und ermordet wurde. Auf einer Erinnerungstafel sind die Namen und Daten der Opfer eingraviert. Seit dem vergangenen Sonntag, 6. August, haben die Opfer der Nazi-Diktatur nun auch ein Gesicht bekommen, so Rainer Becker vom Bad Laaspher Freundeskreisfür christlich-jüdische Zusammenarbeit e.V.
„Im Heimatmuseum Banfetal sind jetzt dauerhaft die Fotos von Benjamin und Bertha Burg und ihren Kindern Simon und Martin zu sehen, die vor einem Jahr in der Gedenkveranstaltung des Bad Laaspher christlich-jüdischen Freundeskreises anlässlich des 80. Jahrestages der Deportation auf dem Altar der Banfer Kirche standen“, so Becker.
Friedhelm Bode und Wolfgang Zoche vom Heimatmuseum hatten demnach dem Bad Laaspher Freundeskreis cjz einen zentralen Ort im Erdgeschoss des Gebäudes zur Verfügung gestellt, um an die Schicksale der einzigen jüdischen Familie aus Banfe zu erinnern. Sie laminierten auch die Informationstexte und gestalteten gemeinsam mit dem Freundeskreis cjz die Wandtafel mit den Fotos, die vom Fotohaus Achatzi gesponsert wurden. „Leider können keine Bilder von den ledigen Geschwistern Benjamin Burgs, Berta und Josef, gezeigt werden. Der Freundeskreis cjz hofft immer noch auf alte Fotos der beiden. Josef Burg war Soldat im 1. Weltkrieg und Mitglied im Kriegerverein und im Gesangverein“, erklärt Becker.
Die Familienfotos wurden von den Nachkommen Simon Burgs, des einzigen Überlebenden der Familie, zur Verfügung gestellt. Seine beiden Töchter Nurit und Edna waren im April 2022 aus Israel mit sechs weiteren Familienangehörigen nach Banfe gekommen, um an der Einweihung des Gedenksteins teilzunehmen. Die Rede, die Simon Burgs Enkel Ido im Namen der Familie vortrug, ist in Auszügen im Heimatmuseum zu lesen. „Ido lieferte auch wertvolle Informationen zum Lebensweg seines Großvaters nach dessen Ankunft am 31. Juli 1939 in Tel Aviv.
Dorthin gelang Simon Burgs Flucht vor den Nazis mit Hilfe der Kinder- und Jugend-Alija, eine jüdische Organisation, die vielen Jugendlichen das Überleben ermöglichte. Sein jüngerer Bruder Martin war damals noch nicht alt genug gewesen, um Simon nach Palästina zu begleiten“,so Becker weiter. Burg verließ Banfe mit seinen Eltern Benjamin und Bertha Burg, geb. Isaak, seiner Tante Berta und seinem Onkel Josef am 27. April 1942. An diesem Tag endete das jüdische Leben in Banfe, das begonnen hatte, als Simon und Jettchen Burg zwischen 1884 und 1886 von Fischelbach ins „Strüthchen“ gezogen waren.