Bad Berleburg. Es ist ein ganz besonderer Auftakt der 50. Internationalen Musikfestwoche auf Schloss Berleburg: Das Publikum ließ die Künstler nicht gehen.
So sieht Spielfreude aus: „Wir wollen Sie einfach noch nicht gehen lassen“, kommentierte Violinist Daniel Hope die dritte Zugabe beim Auftaktkonzert der 50. Internationalen Musikfestwoche auf Schloss Berleburg. Das Publikum fühlte ähnlich wie die Musiker und ließ den Applaus nicht abreißen.
Kann man ein Musikfestival in seinem 50. Jahr besser beginnen als mit einem Violinisten, der genauso alt ist wie das Festival selbst? Wohl kaum – und so bat Pianist Sebastian Knauer, seit 2017 künstlerischer Leiter der Musikfestwoche, seinen guten Freund Daniel Hope nach Bad Berleburg. Der herausragende Violinist spielte bereits zum zweiten Mal seit 2017 für die Musikfestwoche – und hatte gerade noch dieses Datum in seinem anderweitig ausgebuchten Terminkalender frei. Tags drauf war Hope bereits auf dem Weg nach Zürich zu seinem nächsten Engagement.
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„Ein bisschen reibt man sich die Augen, wenn man das Jubiläum der Musikfestwoche feiert. 50 Jahre! Das hätte sich damals, 1973 wohl keiner denken können, als erstmal der Entschluss umgesetzt wurde, der Kammermusik in diesen schönen Räumlichkeiten einen Platz zu geben“, lenkte Andreas Wolf, 1. Vorsitzender der veranstaltenden Kulturgemeinde Bad Berleburg, den Fokus auf das bedeutsame Jubiläum. Seit 1973 haben fast 400 Musiker aus zahlreichen Nationen im Rahmen der Musikfestwoche in Berleburg aufgespielt.
Mittlerweile ein „Best Ager“
Die Musikfestwoche, so Wolf, sei mittlerweile ein „Best Ager“ – nicht mehr ganz jung, aber auch noch nicht ganz alt. Da müsse man Selbstvertrauen zeigen – und dies brauche neben guten Musiker auch ein positives Umfeld. Ein mehr als fester Bestandteil dieses positiven Umfelds ist seit 47 Jahren Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Benedikte als Schirmherrin der Musikfestwoche. „Sie begleitet uns aktiv und proaktiv – und dafür sind wir von Herzen dankbar“, so Wolf. Und so nahm Ihre Hoheit auch erneut in der ersten Reihe Platz, um den Klängen von Sebastian Knauers Piano und Daniel Hopes Violine zu lauschen.
Das Konzert war ganz dem Violinisten Joseph Joachim, der von 1831 bis 1907 lebte, gewidmet – die Idee dazu stammte von Daniel Hope. Das Leben und Wirken diente, so Sebastian Knauer, als roter Faden für den Abend. Und geht man nach dem Eröffnungsabend, dann war das Leben und Wirken des Joseph Joachim voller leidenschaftlicher Spielfreude, Finesse und emotionalen Klängen: „Joachim war einer der größten Geiger seiner Zeit“, erzählte Hope seinem Publikum.
Als Zeitgenosse und guter Freund von Clara Schumann, Sergej Rachmaninow und Edvard Grieg, mit denen er auch tourte, deckte er ein breites Spektrum beliebter und bedeutender Musik ab. Ihm gelang es auch, so Hope, das Violinkonzert von Mozart so zu präsentieren, dass es ein Erfolg wurde. „Es war das zweite Mal überhaupt, dass es gespielt wurde. Er hatte das Stück erst richtig verstanden und dementsprechend gespielt“, so Hope.
Und so spielten sich Knauer und Hope durch das Scherzo in c-moll aus der F.A.E.-Sonate für Violine und Klavier sowie die Violinsonate Nr. 1 G-Dur op. 78 von Johannes Brahms, die Romanze für Violine und Klavier op. 22 Nr. 1 von Clara Schumann, „Auf Flügeln des Gesanges“ und das „Hexenlied“ von Felix Mendelssohn, die Violinsonate Nr. 3 in c-moll von Edvard Grieg und eine Eigenkomposition von Joachim, die Romanze op. 2 Nr. 1. Das Zusammenspiel aus Piano und Violine, mal verspielt und verträumt, mal energetisch und kraftvoll, verzauberte die Zuhörer – einige genossen das Spiel zum großen Teil mit geschlossenen Augen, um auch wirklich jeden Ton aus den Händen von Hope Knauer zu erhaschen und aufzusaugen.
Vollkommen zurecht weigerte sich das Publikum nach den letzten verklungenen Tönen des Programms, die Künstler zu verabschieden – und klatschen sie zu drei Zugaben, die die beiden Musiker mit viel Freude gaben, zurück auf die Bühne.