Es war spannend: Berleburg hat ein neues Schützenkönigspaar

Bad Berleburg. Drei Männer schossen um die Königswürde. Es war so spannend, dass selbst Regen niemanden vom Zusehen abgehalten hat. Hier sind Details und Fotos.

So spannend war ein Vogelschießen in Bad Berleburg seit zehn Jahren nicht. Und lange Zeit war unklar, wer von den drei Bewerbern am Ende die Siegerfaust in den Himmel recken könnte. Doch mit dem 273. Schuss stand fest, wer der auf der Königskette beschworene „Glückliche Schütze“ 2023 sein würde. Und unterm Strich muss man sagen: Selten versammelte sich so viel Familientradition in einer Person.

Frank Dickel hatte es sich so sehr gewünscht, eine lange Reihe der erfolgreichen Schützen fortzusetzen, die schon mit seinem Großvater, dem Schützenkönig von 1959 und langjährigen Schützenhauptmann Wilhelm Weber (Drusel), beginnt, sich über seinen Vater Horst Dickel (Schützenkönig vor 50 Jahren), seine Mutter Christa (Schützenkönigin 1967 und Jubelkönigin 1988) sowie Bruder Ralf Dickel (König 2006 und amtierender Jubelkönig) fortsetzt. Frank Dickel selbst war 1983 Jugendkönig gewesen. Und mit ihm freut sich nun die 1. Kompanie des Schützenvereins Berleburg, für die der „Kellersmann“ auch im Hauptvorstand des Vereins tätig ist.

Die Königin bereits 2018 gefragt

Zu seiner Königin erwählte der verheiratetet Familienvater Isabell Ginsberg. „2018 habe ich sie am Schützenfestsonntag im Zelt der ersten Kompanie gefragt, ob sie meine Königin sein würde“. Und die Diplom-Sozialpädagogin hatte sofort ja gesagt. Neben der Freundschaft der beiden Oberstädter Familien Dickel und Ginsberg kann auch die neue Königin auf eine Familientradition verweisen. Ihr Vater Olaf Ginsberg war 1971 in Hemschlar Schützenkönig und ihr Bruder Holger Ginsberg 1991 Jugendkönig in Bad Berleburg. Und wenn man noch Zeit hat: Frank Dickels verstorbener Schwager Henning Langenbach regierte 2000 die Berleburger Schützen. 1990 war es sein ebenfalls verstorbener Schwiegervater Helmut Langenbach.

Bad Berleburg feiert das Schützenfest 2023 und jubelt

Der Bruder der neuen Schützenkönigin, Holger Ginsberg, und der Bruder des Königs, Ralf Dickel, tragen den Schützenkönig 2023 zum Königszelt. Frank Dickel regiert zusammen mit Isabell Ginsberg die Berleburger Schützen und setzt eine lange Familientradition fort. © Peter Kehrle | peter kehrle

Bei einem der spannendsten Vogelschießen der vergangenen zehn Jahr kann am Ende Frank Dickel (Kellersmann) jubeln. Der 54-Jährige setzt mit seinem Königsschuss eine sehr lange Familientradition fort. Seine Königin Isabell Ginsberg kennt er schon seit Kindertagen auf der Oberstadt. 2018 hatte er sie gefragt, ob sie eine Königin im Jahr 2023 werden wolle. © Lars-Peter Dickel | Lars-Peter Dickel

Mit einem gelungenen Festauftakt am Freitag startete das Schützenfest 2023. Den Festzug in der Stadt säumten viele Menschen und den großen Zapfenstreich auf dem Schlosshof sowie das anschließende Mitternachtsfest eröffneten die Feierlichkeiten im 185. Vereinsjahr © Hans Peter Kehrle | Hans-Peter Kehrle

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Erster Versuch unter der Vogelstange

Bei all dieser Tradition zeigte der Kellersmann unter der Vogelstange am Anfang auch Nerven. „Ich habe es ja auch noch nie vorher versucht. Das war das erste Mal.“ Aber der hauptberufliche Mitarbeiter des Jobcenters schießt eben auch gut. Seine Mitstreiter, der Chef der 1. Kompanie, Meik Hövelmann, und der Chaproneur Mark Hummelsiep (2. Kompanie) machte den Dreikampf unter der Vogelstange komplett. Und ganz als faire Sportsleute gratulierten die Mitstreiter dann am Ende „dem glücklichen Schützen“ – so wie es eben auf der Königskette eingraviert ist.

Der vom Zimmermeister Matthias Dickel geschnitzte und rund 20 Kilo schwere Holzadler machte es den Schützen nicht leicht, obwohl er sich schon bei den Ehrenschüssen bedenklich gedreht hatte. Immer wieder flogen Späne, erzitterte der Rumpf, aber fallen wollte das Wappentier einfach nicht. Das Schießen aber war so spannend, dass auch der fortwährende Regen die Schaulustigen nicht in den Zelten hielt. Mit Raunen, Ohs und Ahs wurde die einzelnen Treffer kommentiert, bis dann endlich um 14.42 Uhr der Vogel von der Stange fiel.

Hauptleute ziehen zufrieden Zwischenbilanz

Auch die Hauptleute des Schützenvereins Berleburg freuten sich. Regen, Verzögerungen beim Schießen – all das konnte dem Hochfest der Berleburger nichts anhaben. Schon der Freitag mit Zapfenstreich und Mitternachtsfest auf dem Goetheplatz war gut gelaufen. Der Samstag toppte dann trotz Kälte und Nässe die Erwartungen: „Ich habe selten einen so starken Zulauf gesehen“, kommentierte der 2. Hauptmann Michel Hildebrandt den Zwischenstand am Samstag nach dem Vogelschießen.

Das gesamte Fest sei außerordentlich gut besucht gewesen, macht der Vereinsvorstand deutlich. Menschen säumten oft dicht gedrängt vor allem den Festumzug am Sonntag durch die Stadt. Aber auch Schlosshof und Goetheplatz am Freitag waren gut gefüllt. Und schließlich: Auf dem Schützenplatz sind einige Hektoliter Bier mehr getrunken worden als noch im vergangenen Jahr – fast wie in den besten Jahren vor Corona.

So lief das Preisschießen

Schon der Start des Preisschießen am Samstag war besonders. Beim Ehrenschuss durch den stellvertretenden Bürgermeister Bernd Weide, drehte sich der Vogel. Zum Glück hatte der sich aber vorher versichert: „Für den Fall, dass mir ein Malheur passiert, habe Pfarrerin Christine Liedtke gefragt, ob sie meine Königin wird, und sie hat zugesagt“, schmunzelte Weide später.

Aber nicht nur der stellvertretende Bürgermeister war treffsicher: Henry Althaus schoss die Krone, Tim Fuhrmann das Zepter und Martin Neutzler den Reichsapfel.Weitere Preise sicherten sich: Bernd Leukel, Reiner Göbel, Frank Weber, Stefan Lemmen, Carsten Zumrode, Christian Grebe, Mark Hummelsiep, Jennifer Zissel, Max Hackenbracht, Leonard Kroh, Fabian Rath, Heiko Treude, Justin Schlaf, Felix Benfer, Heiner Dickel, Alexander Bald, Andreas Hähnel, Björn Schneider, Paul Althaus, Markus Haßler, Stefan Linde, Hans Kargl, Joshua Grund (Gästepreis), Zoe Aderhold (Gästepreis) Christoph Rendel (Gästepreis). Den Geck schoss Franziska Birkelbach.