Siegen-Wittgenstein. Apotheker schlagen Alarm: Medikamenten-Engpässe werden bestehen bleiben. An einem Warntag im Juni sollen Apotheken deshalb geschlossen bleiben.
Vor der ersten Beratung des Engpässe-Gesetzes im Bundestag warnen jetzt die Apotheken im Kreis Siegen-Wittgenstein davor, dass sich die Arzneimittelversorgung der Menschen weiter verschlechtert.
„Engpässe werden auch nach Verabschiedung dieses Gesetzes auf absehbare Zeit die Tätigkeit in der Apotheke vor Ort bestimmen. Jedoch werden die Möglichkeiten, im Falle von Lieferproblemen Alternativen für die Patienten zu finden, durch den Gesetzentwurf eher beschränkt als verbessert“, kritisiert Dr. Christof Werner, Vorsitzender der Bezirksgruppe Siegen-Wittgenstein im Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL).
„Auch löst das Gesetz keines der weiteren akuten Probleme, die die pharmazeutische Versorgung der Bürger durch ein flächendeckendes Apothekennetz gefährden: weder das Problem der überbordenden Bürokratie noch der ungerechtfertigten Regresse durch Krankenkassen und schon gar nicht der mittlerweile defizitären Vergütung“, so Dr. Christof Werner.
Warntag am 14. Juni
Auf diese enormen Risiken und Nebenwirkungen der Gesundheitspolitik der Bundesregierung wollen die Apotheken in Siegen-Wittgenstein mit einem Protesttag aufmerksam machen. Am 14. Juni werden deshalb sehr viele Apotheken geschlossen bleiben. „Die Notdienstapotheken stehen hingegen bereit, um den Patienten bei akuten Problemen zu helfen“, sagt Dr. Christof Werner. „Planbare Medikationen aber sollten die Bürger an den Vortagen in ihrer vertrauten Apotheke abholen – oder danach, falls möglich.“
„Wir protestieren vor allem auch für unsere Patientinnen und Patienten“, erklärt er die Maßnahmen. „Sie sind ebenso Leidtragende, wenn Arzneimittel zunehmend knapp werden und das flächendeckende Apothekennetz ausdünnt.“ Denn nur die Apotheken vor Ort versorgten die Patienten im Nacht- und Notdienst, stellten bei Bedarf individuelle Rezepturen her und fänden im Falle von Engpässen, aber auch bei Neben- und Wechselwirkungen oder anderen Problemen mit der Arzneimitteltherapie Lösungen, oft im direkten Austausch mit dem behandelnden Arzt.
„Die Vergütung für all diese Leistungen ist aber nicht mehr auskömmlich. Sie ist in den vergangenen 20 Jahren nur ein einziges Mal um wenige Cent erhöht worden. Stattdessen hat die Regierung sie in dieser von steigenden Energiepreisen und hoher Inflation geprägten Zeit sogar noch gekürzt“, sagt Dr. Christof Werner. „Das können wir nicht mehr länger durch Einsparungen kompensieren. Die Luft ist endgültig raus.“