Raumland. Die Einbahnstraßenregelung an der engen Weststraße wurde rückgängig gemacht. Anwohner fühlen sich jetzt übergangen – und sehen Gefahren.

Und plötzlich war sie weg, die Einbahnstraße in der Raumländer Weststraße. Die Anwohner der Straße, die sich vor einigen Jahren noch für eine Verkehrsberuhigung der Straße eingesetzt und die Einbahnstraße dann auch bekommen hatten, fühlen sich jetzt übergangen. Denn die Aufhebung der Einbahnstraßenregelung kam für sie mehr oder weniger aus heiterem Himmel – informiert wurden sie kurz vor der Maßnahme nicht.

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Das sorgt neben Unverständnis und Kopfschütteln bei den Anwohnern der Straße nun vor allem auch für verstärkt auftretende gefährlichen Situationen, macht Anwohner Wolfgang Schlabach klar, der zusammen mit anderen Anwohnern aktiv geworden ist. „Aus einer Verkehrsberuhigung ist hier nun eine Verkehrsbeunruhigung geworden“, so Schlabach. Ein Begegnungsverkehr auf der ohnehin schmalen Straße, die von den Anwohnern auch zum Parken genutzt wird, berge ein beachtliches Gefahrenpotenzial. „Man will sich gar nicht vorstellen, was passiert, wenn hier mal der Rettungsdienst oder die Feuerwehr durch muss“, so Schlabach.

Anwohner damals wie heute aktiv

Ein Blick zurück: Durch die Anwohner des Baugebiets am Hinterstöppel mit Südstraße, Hinterstöppel und Fritz-Krämer-Straße war die Fahrzeugbelastung der Weststraße im Jahr 2017 so stark gestiegen, dass sich die Anwohner in einem Schreiben an die Stadtverwaltung wendeten: „Die enge Weststraße wird als Hauptdurchgangsstraße von und nach Bad Berleburg genutzt. Die Weststraße ist mit Sicherheit nicht ausgelegt für das heutige Verkehrsaufkommen.“ Der Vorschlag zur Entlastung mittels einer Anbindung ab dem Wendehammer Fritz-Krämer-Straße über den Land- und Forstwirtschaftsweg, der gegenüber dem Schulzentrum/Hermann-Böttger-Straße in den Stöppelsweg mündet, blieb unbeantwortet.

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Straßenschild an der Weststraße. Kurz vor Aufnahme des Fotos wurden die Schilder für „Einbahnstraße“ und „Einfahrt verboten“ abmontiert.
Straßenschild an der Weststraße. Kurz vor Aufnahme des Fotos wurden die Schilder für „Einbahnstraße“ und „Einfahrt verboten“ abmontiert. © Lars-Peter Dickel

Drei Jahre später fanden die Anwohner der Weststraße einen Wurfzettel in ihren Briefkästen, in dem sich Dezernent Christoph Koch an sie wendete: „Das Verkehrsaufkommen in der Weststraße in Raumland hat in den letzten Jahren so zugenommen, dass ein Begegnungsverkehr aufgrund der schmalen Straße nahezu unmöglich geworden ist. Außerdem sind durch parkende Autos kaum Einscher-Möglichkeiten gegeben.“ Daher sollte ab dem 1. August 2020 dort die Einbahnstraßenregelung gelten. Zwar nicht das, worum die Anwohner gebeten hatten, aber: „Dadurch ist es zu einer erheblichen Verkehrsberuhigung und mehr Sicherheit an der Straße gekommen“, so Schlabach.

8. Februar: Gericht hebt Regelung auf

Einige Zeit blieb es danach ruhig. Doch im Februar 2023 geht das Gerücht um, dass die Einbahnstraßenregelung wieder aufgehoben werden soll. Und an diesem Gerücht war auch etwas dran: „Das Verwaltungsgericht Arnsberg hat am 8. Februar 2023 in einem Einzelverfahren eines Anwohners gegen den Kreis Siegen-Wittgenstein durch Urteil entschieden, die verkehrsrechtliche Anordnung des Kreises Siegen-Wittgenstein vom 31. Januar 2020 aufzuheben und die Einbahnstraßenbeschilderung in der Weststraße zu entfernen“, teilt uns Dezernent und Fachbereichsleiter Planen, Bauen, Wohnen Christoph Koch auf Nachfrage mit. „Das Gericht hat festgestellt, dass entgegen der Auffassung des Kreises die Voraussetzungen zur Errichtung einer Einbahnstraße nicht gegeben sind. Daher musste die Regelung durch den Kreis wieder aufgehoben werden“, lässt dazu die Kreisverwaltung mitteilen.

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Doch um die Informationen zur Regelung an ihrer Straße mussten sich die Anwohner selbst kümmern. Sie forderten die Stadt auf, Einspruch zu erheben und baten um aufklärende Gespräche. Der Einspruch, so Koch auf unsere Nachfrage hin, sei nicht möglich gewesen: „Auf Nachfrage beim Kreis wurde uns mitgeteilt, dass von dort kein Antrag auf Zulassung der Berufung gestellt wird. Das Urteil wurde somit rechtskräftig. Der Bauhof hat daher den Auftrag erhalten, die Beschilderung zu entfernen.“ Ein Gespräch zwischen einigen delegierten Anwohnern, die eine Unterschriftenliste mit den Namen von 56 Nachbarn mitgebracht hatten, und der Stadtverwaltung habe es gegeben.

Weststraße Thema in nächster Verkehrsschau

„In dem Termin wurde die Möglichkeit einer sogenannten unechten Einbahnstraße erörtert. Doch eine Information zur Aufhebung der Einbahnstraßenregelung bekamen die Anwohner – wie 2020, als die Regelung eingeführt wurde – nicht. „Es kann nicht sein, dass Anwohner in solche Entscheidungen nicht eingebunden werden“, ist Schlabach empört. Auserzählt ist die Geschichte noch nicht: Der Kreis nimmt die Weststraße in seine nächste Verkehrsschau mit auf – und die Straße soll im Rahmen einer Sitzung der Verkehrskommission noch einmal erörtert werden.