Wittgenstein. In Wittgenstein sind Telefon-Verbrecher wieder sehr aktiv. Betroffene berichten und Banken sagen, wie man sich ganz einfach schützen kann.

Ob Einzeltäter oder ganze Callcenter – sie sind clever und haben es nur auf eines abgesehen: Das Geld anderer Menschen. Aktuell häufen sich wieder Telefonbetrügereien auch in Wittgenstein. Wir haben drei ganz unterschiedliche Fälle. Außerdem haben wir mit den beiden heimischen Kreditinstituten, Sparkasse Wittgenstein und Volksbank Wittgenstein, darüber gesprochen, wie man gar nicht erst zum Opfer wird, bzw. was zu tun ist, wenn man glaubt, einem Betrüger auf den Leim gegangen zu sein. Wichtig ist dabei eines vorweg: Schämen muss sich niemand, der betrogen wurden. Denn diese Fälle sind inzwischen leider alltäglich.

Rechtzeitig Notbremse gezogen

Ursula Buschmann hat den Betrugsversuch am Telefon rechtzeitig erkannt und will anderer Menschen warnen.
Ursula Buschmann hat den Betrugsversuch am Telefon rechtzeitig erkannt und will anderer Menschen warnen. © WP | Annelie Manche

Der Telefonbetrüger hatte sie schon fast am Haken, bevor Uschi Buschmann dann doch noch die Kurve bekam: „Ich habe eine Email mit einem Gewinnspiel von Rossmann bekommen. Da konnte man 599 Euro gewinnen und ich habe mitgemacht.“ Dass sich dahinter Betrüger verbergen könnten, kam der Bad Berleburgerin zunächst nicht in den Sinn. Sie dachte, das hänge mit dem großen Umbau der Filiale in der Poststraße zusammen. Dass etwas nicht stimmte, wurde ihr erst am Ende eines Telefonats klar, als sich ein Mitarbeiter des Gewinnspiels meldete: „Der hörte sich ganz seriös an, hat ganz vernünftig gesprochen“, erinnert sich die Rentnerin. Er habe ihr erzählt, dass sie unter den letzten zehn Teilnehmern sei und eine große Chance. habe etwas zu gewinnen. „Dann hat er mich nach meiner IBAN gefragt und mir erklärt, die brauche er um mir das Geld überweisen zu können. Als ich ihm gesagt habe, dass ich meine Bankdaten nicht herausgebe, hat er einfach aufgelegt“. Auf der Internetseite von Rossmann wird man schnell fündig: Dort warnt das Unternehmen ganz ausdrücklich vor „Fake-Gewinnspielen“ und schreibt: „Regelmäßig kursieren Gewinnspiele durch das Netz, die angeblich im Namen der Dirk Rossmann GmbH initiiert sind.“

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Fünf Tipps für ein sicheres Onlinebanking

1. Geben Sie niemals Ihre Bankdaten oder TANs im Internet an Dritte weiter (z.B. in sozialen Netzwerken). Nutzen Sie Ihre Bankdaten nur in der Online-Filiale oder in vertrauenswürdigen Online-Shops. Speichern Sie keine Bankdaten auf Ihrem Computer oder auf Ihrem Handy/Smartphone. Reagieren Sie nicht auf Phishing-Mails. Ihre Bank fordert Sie niemals per E-Mail dazu auf, vertrauliche Daten wie PIN, TAN oder Kontonummer bekannt zu geben. Falls Sie derartige Nachrichten erhalten, informieren Sie Ihre Bank darüber – aber folgen Sie keinesfalls den in der E-Mail enthaltenen Anweisungen. Wechseln Sie Ihr Passwort, wenn der Verdacht besteht, dass dieses in die Hände von unbefugten Dritten gelangt ist.

2. Online-Banking sollte immer über das geschützte https-Protokoll erfolgen. Ob das der Fall ist, können Sie daran erkennen, dass sich der Anfang der Browserzeile verändert. Statt http:// wird dann https:// angezeigt. Verschlüsseln Sie Ihre WLAN-Verbindung nach dem WPA 2-Standard.

3. Überprüfen Sie die Bewegungen Ihres Kontos mithilfe ihrer Kontoauszüge; bequem per PDF im elektronischen Postfach oder über die SB-Geräte. Legen Sie ein Höchstlimit für tägliche Geldbewegungen fest.

4. Betreiben Sie Online-Banking – soweit möglich – nur von eigenen Geräten aus. Vorsicht ist insbesondere bei öffentlich zugänglichen Computern geboten. Wenn Sie unterwegs sind, nutzen sie nach Möglichkeit die Banking App für ihre Geschäfte.

5. Sollte Ihnen beim Online-Banking etwas verdächtig vorkommen, sperren Sie den Zugang unter dem Sperr-Notruf 116116 oder in der Onlinefiliale. Überprüfen Sie bei Authentifikationen, Transaktionen und Auftragsbestätigungen mit einer TAN unbedingt die Informationen am TAN-Medium (TAN-Generator, VR SecureGo-App). Falls Ihre Eingaben nicht mit diesen Informationen übereinstimmen, handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um einen Betrugsversuch. Melden Sie sich nach Verwendung des Online-Bankings ab („Logout“) über den dafür vorgesehenen Button ab.

Ein aufmerksamer Dr. Erich Wüstenfeld ist einem vermeintlichen Anruf der „Sparkasse“ nicht auf den Leim gegangen, wie seine Frau Barbara der WP berichtet: „Der Mann hat uns angerufen, weil unser Amazon-Kundenkonto gehackt worden sein solle. Dort seien zwei Mal Gartenmöbel im Wert von 7245 Euro bestellt worden“, berichtet sie. Ihr Mann habe sich den Namen des Anrufers geben lassen und dann nach dessen Telefonnummer gefragt, weil „unbekannte Nummer“ angezeigt hatte und Wüstenfeld stutzig wurde. Dann habe der Anrufer aufgelegt. Ein Rückruf bei der Sparkasse Wittgenstein brachte dann endgültige Klarheit: Einen solchen Anrufer gab es nicht – und auch keine Gartenmöbelbestellungen.

Warnung vor Photovoltaik-Betrug

Vor einer anderen Masche von Telefon-Trickbetrügern warnt die Stadt Bad Berleburg auf ihrer Internetseite: „Derzeit kommt es unaufgefordert zu Anrufen in der Region in Privathaushalten. Dabei geben sich die Anrufenden als Mitarbeitende der zuständigen Kommune aus, um zu Photovoltaik-Anlagen zu beraten und diese sogar zu verkaufen“, berichtet die Stadt und macht deutlich: „Die Stadt Bad Berleburg würde niemals unaufgefordert solche Anrufe tätigen. Es handelt sich dabei um Betrugsversuche.“

Betrug erfolgreich angezeigt

Telefonbetrüger sind clever. Aber manchmal haben Betroffene auch Glück. So wie ein Ehepaar aus Feudingen: Die hatten im Februar 2022 auf ihrem Konto eine Buchung über 1530 Euro von einem Reiseanbieter entdeckt. Drahtzieher dieses Betruges ist ein 43-jähriger Mann aus Aachen gewesen. Den konnten die Behörden ermitteln und er wurde vor dem Amtsgericht Bad Berleburg zu 1400 Euro Geldstrafe verurteilt. Die 1530 Euro hatten die Geschädigten noch zurück bekommen und Anzeige erstattet.

Das rät die Polizei

Eberhard Kießler - Pressesprecher Sparkasse Wittgenstein und Leiter des Kreditsekretariats
Eberhard Kießler - Pressesprecher Sparkasse Wittgenstein und Leiter des Kreditsekretariats © Sparkasse Wittgenstein | Sparkasse Wittgenstein

Das wichtigste vorweg stammt dabei von der Polizei aus der Erfahrung mit dem Enkeltrick: Geben Sie keine kontobezogenen Daten an den Anrufer heraus. Legen Sie im Zweifel auf und rufen Sie Ihren Angehörigen selbst zurück. Geben Sie keine Details zu Ihren familiären und finanziellen Verhältnissen preis. Lassen Sie sich von einem Anrufer nicht drängen und unter Druck setzen. Übergeben Sie niemals Geld an unbekannte Personen. Informieren Sie sofort die Polizei, wenn Ihnen eine Kontaktaufnahme verdächtig vorkommt: Notrufnummer 110 und erstatten Sie Anzeige bei der Polizei.

Das sagen die Geldinstitute

„Wenn ein Kunde auf seinem Girokonto einen Missbrauch in Form einer unberechtigten Abbuchung feststellt, sollte er unverzüglich seinem Kundenberater kontaktieren. Dieser wird die notwendigen Maßnahmen einleiten. Außerhalb der Geschäftszeiten kann der Kunde über die Rufnummer 116116 z.B. seine EC-Karte oder seinen Onlinebanking-Zugang sperren lassen“, erläutert Eberhard Kießler, Pressesprecher der Sparkasse Wittgenstein. Und Volksbank-Vorstand Kerstin Lauber ergänzt: „Bei erfolgtem Missbrauch von Kontodaten sollte der Kunde immer eine Strafanzeige bei der Polizei stellen, um seine Rechte zu wahren.“ Und beide erläutern ein Problem: Bei durch Betrug veranlassten Überweisungen ist auf jeden Fall Eile geboten. Es gibt ein elektronisches Überweisungsrückruf-Verfahren. Geht dieser Rückruf noch vor der endgültigen Gutschrift auf dem Empfängerkonto ein, dann wird der abgebuchte Betrag wieder an den Kunden zurückgeleitet. „Geht der Überweisungsrückruf erst nach Gutschrift beim Empfänger ein, dann erfolgt eine Rücküberweisung nur, wenn der Empfänger dieser zustimmt. Dies wird in Missbrauchsfällen regelmäßig nicht der Fall sein. Denn der Empfänger wird das gutgeschriebene Geld sehr zeitnah vom Konto abheben“, erläutert Kießler.