Erndtebrück. Instagram-Promi Doc Caro kommt nach Erndtebrück. Im exklusiven Interview verrät sie, wie sie mit ihrer Bekanntheit und Hass aus dem Netz umgeht.

Doc Caro – bekannt unter anderem aus TV und den sozialen Medien – kommt nach Erndtebrück. Am Freitag, 10. Februar, liest sie ab 19 Uhr in der Evangelischen Kirche aus ihrem neusten Buch „Keine halben Sachen“. Zuvor wird sie – exklusiv für die Jugendfeuerwehr Erndtebrück – einen Erste-Hilfe-Kurs geben. „Ich freue mich sehr! Die Arbeit mit jungen Leuten ist etwas, was mir sehr am Herzen liegt“, so Dr. Carola Holzner, für die es der erste Besuch in der Edergemeinde ist. Im Interview verrät die passionierte Notärztin, Videobloggerin und Buchautorin, was die Zuhörer am 10. Februar erwartet und warum es so wichtig ist, über die Notfallmedizin aufzuklären.

Im Interview verrät die passionierte Notärztin, Videobloggerin und Buchautorin, was die Zuhörer am 10. Februar erwartet und warum es so wichtig ist, über die Notfallmedizin aufzuklären.
Im Interview verrät die passionierte Notärztin, Videobloggerin und Buchautorin, was die Zuhörer am 10. Februar erwartet und warum es so wichtig ist, über die Notfallmedizin aufzuklären. © FUNKE Foto Services | Lukas Claus

Frau Dr. Holzner, in wenigen Wochen kommen Sie nach Erndtebrück – waren Sie schon einmal im Wittgensteiner Land?

Nein, ich war bis jetzt weder in Erndtebrück noch in Wittgenstein. Tatsächlich kannte ich Erndtebrück überhaupt nicht und musste erstmal googeln, wo das überhaupt ist. Das ist ja das Tolle, wenn man unterwegs ist, um Menschen die Erste-Hilfe näher zu bringen und Lesungen zu halten. Man kommt in Regionen, in denen man noch gar nicht war. Das macht es besonders und ich freue mich sehr auf Erndtebrück.

In Ihrem Buch geht es um dramatische Einsätze, aber auch um Anekdoten. Welche von ihnen bleiben Ihnen immer in Erinnerung?

Sicherlich bleiben eben genau diese in Erinnerung, die ich aufgeschrieben habe. Da sind in beiden Büchern diverse Anekdoten zu lesen. Aus „Eine für alle“ sicherlich der „Latex Mann“ und auch die „Herbert und Gisela“-Geschichte, wo wir nachts zum Wecken eines älteren Herren mehr gelacht haben, als tatsächlich Leben zu retten. Und bei „Keine halben Sachen“ möchte ich sagen: Es sind eben „die Highlights aus der Notfallpraxis“.

Sie klären viel über die Notfallmedizin auf: Warum ist das aus Ihrer Sicht so wichtig?

Das Wichtigste für mich ist, über Notfälle generell aufzuklären, da es jeden von uns treffen kann. Es ist wichtig, dass die Leute aufgeklärt werden, wie sie sich im Notfall verhalten können bzw. verhalten müssen. Das Interessante ist: Es kann wirklich jeden treffen – zu jeder Zeit und mit jedem Notfall. Deswegen möchte ich, dass alle Bescheid wissen.

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Wie hat sich Ihre Arbeit in den vergangenen Jahren verändert? Und was müsste sich Ihrer Meinung nach ändern?

Meine persönliche Arbeit hat sich in den vergangenen Jahren tatsächlich dahingehend verändert, dass ich primär Medizin nicht nur am Patienten in der Notaufnahme und im Rettungsdienst machen darf, sondern auch in den sozialen Netzwerken an die Menschen bringen darf, die Interesse haben. Damit erreiche ich ganz andere Menschen – nicht nur den Patienten im Behandlungsraum, sondern auch die, die hoffentlich gar nicht erst zu Patienten werden, weil sie sich meine Videos anschauen. Ansonsten muss ich sagen, dass sich natürlich das Gesundheitssystem sehr verändert hat.

Inwiefern?

Der Personalmangel macht uns sehr zu schaffen – sowohl aus pflegerischer als auch aus ärztlicher Sicht. Das ist für mich eine Abwärtsspirale, die versucht wird in irgendeiner Form aufzuhalten. Es wird aber zunehmend schwer, gerade junge Menschen für die Gesundheitsberufe zu begeistern. Außerdem muss man sagen, dass es immer schwieriger wird, die Menschen, die sich gerade in den Gesundheitsberufen befinden, bei der Stange zu halten. Die wissen zwar, warum sie das tun, machen es gerne und mit Leidenschaft, aber irgendwann ist man ausgebrannt. Deshalb muss sich auch einfach das Image ändern. Wir dürfen weniger meckern und erzählen, wie schlecht alles ist. Wir müssen den Leuten erklären, warum es einfach der geilste Job der Welt ist. Da sehe ich mich tatsächlich auch über meine sozialen Netzwerke als eine Art Vermittlerin, die eben zeigen kann, auch im Fernsehen und in Büchern, wie cool und toll dieser Job einfach ist.

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Doc Caro kommt nach Erndtebrück
Doc Caro kommt nach Erndtebrück © WP | Jugendfeuerwer Erndtebrück

In den vergangenen Jahren gab es viel Lob, aber auch Kritik: Wie waren die ersten Tage in der Öffentlichkeit für Sie?

Das kann ich gar nicht so pauschal beantworten, denn ich habe es gar nicht so wahrgenommen, dass ich erste Tage in der Öffentlichkeit hatte. Ich bin über meinen Blog, über meine Social-Media-Tätigkeit ein bisschen da reingerutscht. Ich bin dann dazu im Fernsehen und in der Presse gewesen und dann kam Covid. Dadurch kamen natürlich einige Talksendungen und diverse Anfragen. Damit habe ich offensichtlich einen Nerv getroffen und die Sicht der praktizierenden Menschen im Gesundheitswesen ganz gut dargestellt. Und dann rutscht man da mehr oder weniger rein.

Ich kann also gar nicht sagen, wann der erste Tag in der Öffentlichkeit war. Letztlich muss ich sagen, dass es mir erst dann sehr bewusst wurde, als mir dann doch durch Themen, die kontrovers diskutiert werden, auf einmal auch Hass, Mobbing und Aggression entgegenschlug. Da habe ich zum ersten Mal gemerkt, was es bedeutet, doch auch als öffentliche Person irgendwie im Fokus zu stehen. Das ist nicht einfach und ich weiß auch mittlerweile, warum viele Menschen irgendwann sagen: „Ich ziehe mich zurück“. Ich habe mich entschieden, mich nicht zurückzuziehen. Ich glaube, dass wichtige Themen ein Sprachrohr brauchen, jemanden brauchen, der das transportiert. Ich sehe die Öffentlichkeit als Medium, um Inhalte zu vermitteln und möchte deshalb nicht damit aufhören.

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Wie wichtig sind Podcast und Videobeiträge in der heutigen Zeit für die Medizin?

Ich glaube, dass Medien wie ein Podcast, ein Videobeitrag, eine Fernsehsendung und Bücher essenziell und unabdingbar wichtig sind. Denn so können Sie wirklich lebensrettende Themen wie: „Wie machen ich eine Herzdruckmassage“, „Wie erkenne ich, dass jemand reanimationspflichtig ist“ in die Masse bringen. Ich finde, wir brauchen beides. Wir brauchen Forschung und Wissenschaft, die dafür sorgt, dass es weitergeht und wir uns weiterentwickeln. Wir brauchen aber auch Menschen, die dieses Wissen für die Breite Masse in die Wohnzimmer der Menschen transportieren. Dann haben wir eine Symbiose aus Forschung, Wissenschaft und Öffentlichkeitsarbeit die unschlagbar ist. Wenn Sie dann auf einmal eine Rückmeldung bekommen, dass jemand mit Hilfe Ihres TikTok- oder Instagram-Videos ein Leben gerettet hat, dann ist das unfassbar schön!