Raumland. Nach 27 Monaten verlässt Superintendentin Simone Conrad den Kirchenkreis Wittgenstein, in dessen Wandel sie eine wichtige Rolle spielte.
„Ich kann nur Krise“, das sagte Superintendentin Simone Conrad am Sonntag während ihrer Predigt in Bezug darauf, dass sie in ihrer 27-monatigen Amtszeit zunächst mit Corona, dann mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und den damit verbundenen Auswirkungen auf die Menschen und Kirchengemeinden in Wittgenstein und Hochsauerland konfrontiert war. Rund 100 Besucherinnen und Besucher waren in den Gottesdienst am Nachmittag des vierten Advents in die Raumländer Kirche gekommen. Darunter die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Annette Kurschus, in diesem Fall als Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW).
Denn die Wingeshäuserin Simone Conrad wurde in diesem Gottesdienst als Leiterin des Wittgensteiner Kirchenkreises verabschiedet und entpflichtet, auch wenn sie bis zum Jahresende das Amt der Superintendentin bekleidet. Aus allen 14 Kirchengemeinden des Kirchenkreises waren Gäste in Raumland, neben Matthias Braun an der Orgel umrahmte ein Wittgensteiner Ensemble mit Bläserinnen und Bläsern aus den CVJM-Posaunenchören Erndtebrück, Feudingen, Girkhausen, Hesselbach, Oberndorf und Raumland den Gottesdienst musikalisch, genau wie der weltliche Chor „Chorisma“ aus Birkelbach, wo Simone Conrad bis September 2020 Gemeindepfarrerin war.
Die halbe Stelle in Birkelbach hatte sie damals nach ihrer Wahl zur Superintendentin gegen die halbe Stelle in der nebenamtlichen Leitung des Wittgensteiner Kirchenkreises eingetauscht. Die ersten Schritte zur Vereinigung der Nachbar-Kirchenkreise Wittgenstein und Siegen waren da bereits unternommen, und von Anfang an hatte Simone Conrad signalisiert, dass sie für das Amt bis zum Entstehen des Kirchenkreises Siegen-Wittgenstein zur Verfügung stehen werde, diesen danach aber verlasse.
Der neue Kirchenkreis wird am 1. Januar 2023 Realität. Ausdrücklich lobte Annette Kurschus die Art und Weise, wie Simone Conrad ihre Position als Interims-Superintendentin mit Leben gefüllt habe. Auch deshalb überreichte die Präses ihr in Raumland das Bronzekreuz der Landeskirche. Über dem Gottesdienst stand die Jahreslosung von 1962 – dem Geburtsjahr der scheidenden Superintendentin – als Leitmotiv: „Sorgt euch nicht, die Freude am Herrn ist eure Stärke.“ Deutlich sagte Simone Conrad, wie genau dieser Gedanke sie durch die Krisen getragen habe und wie er zudem eine gute Perspektive sei für die Veränderungen, die der neue Kirchenkreis mit sich bringe.
Viele der Besucherinnen und Besucher des Gottesdienstes blieben zum anschließenden Empfang im Raumländer Gemeindehaus, wo es nicht nur Kaffee und Kuchen und Schnittchen gab, sondern auch Irish Folk von Stefanie August und Ingo Hackler. Zwischen den Grußworten kamen sie mit Akkordeon, Gitarre und Gesang zum Einsatz. Superintendent Peter-Thomas Stuberg als Simone Conrads Gegenüber auf Siegener Seite, Synodalassessor Peter Liedtke als ihr Stellvertreter in Wittgenstein und Stefan Berk als ihr Vorgänger im Amt dankten der scheidenden Superintendentin für ihre Arbeit, wobei Stefan Berk, inzwischen Leiter der Stabsabteilung „Theologie und Diakonie“ und des Pastoralen Dienstes beim Evangelischen Johanneswerk in Bielefeld, auch auf das große diakonische Engagement von Simon Conrad einging, die mit ihrer zweiten halben Stelle seit sechs Jahren die Diakoniepfarrerin des Wittgensteiner Kirchenkreises ist.
Kein Wunder also, dass auch Birgit Niehaus-Malytczuk als Geschäftsführerin des Diakonischen Werks Wittgenstein ein Grußwort sprach. Genau wie in aller ökumenischer Verbundenheit Pfarrer Stephan Berkenkopf für den Katholischen Pastoralverbund Wittgenstein. Die wichtige Rolle von Kirche im Allgemeinen, aber auch von Simone Conrad im Besonderen wurde außerdem in den Grußworten der Bundestagsabgeordneten Luiza Licina-Bode aus Bad Laasphe, der Landtagsabgeordneten Anke Fuchs-Dreisbach aus Sassenhausen sowie der beiden stellvertretenden Landrätinnen Ulla Belz aus Bad Berleburg für den Kreis Siegen Wittgenstein und Hiltrud Schmidt aus Olsberg für den Hochsauerlandkreis deutlich, schließlich gehören die Evangelischen in Eslohe, Schmallenberg und Winterberg ebenfalls seit Jahr und Tag zum Wittgensteiner Kirchenkreis und künftig auch zum neuen Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein.