Wittgenstein. Ist ein Veganer zum Weihnachtsessen eingeladen, sind viele verunsichert, was man anbieten kann. Mit unseren Tipps geht das ganz unkompliziert.

Weihnachten, das Fest der Liebe und der Familie. Und die Liebe geht ja bekanntlich durch den Magen – gerade an Weihnachten kann das aber zu Verunsicherung führen, wenn plötzlich einer der Gäste verkündet, auf bestimmte Lebensmittel zu verzichten. Weder extrem noch asketisch kommt der gewöhnliche „Pflanzenfresser“ daher. Und auch dem kann man an Weihnachten ganz unkompliziert ein festliches Gericht kochen.

Wie einfach und unkompliziert das geht, erkläre Ich Ihnen an dieser Stelle – und greife dabei auf mehr als ein Jahrzehnt von eigenen Erfahrungswerten zurück. Und glauben Sie mir – die allermeisten Veganer sind in aller erster Linie dankbar, wenn man sich überhaupt Gedanken um ihr Menü macht. Pingeligkeit ist dann eher eine Charakter- und viel weniger Ernährungsfrage.

Die Beilagen

Will man es ganz einfach und unkompliziert halten, sind Salzkartoffeln das Mittel der Wahl. Mehr als Kartoffeln, heißes Wasser und Salz braucht es nicht. Mit etwas Petersilie kann man am Ende noch garnieren – nur auf Butter sollte man dann verzichten. Aber wer genug Soße hat, braucht keine Butter. Wer sich etwas mehr Mühe machen will, kann Klöße anbieten. Kleiner Tipp: Die meisten Fertig-Kloßteige sind bereits vegan.

Die Soße

Damit kommen wir auch schon zur Soße bzw Bratensoße – in meinen Augen das Herzstück eines guten Essens, das alle einzelnen Komponenten miteinander zusammenbringt und für das geschmackliche I-tüpfelchen sorgt. Hier braucht man auch für den Veganer keine außergewöhnlichen Zutaten, um es schmackhaft zu machen. Im Gegenteil: Die Zutaten hat man vor allem an Weihnachten meistens schon zuhause. Ich verrate Ihnen jetzt mein Geheimnis für meine beliebte „Sauerbratensoße ohne Sauerbraten“: Schwitzen Sie Zwiebeln und Knoblauch in einem „buttrigen“ Öl (besonders gut ist dafür das Albaöl) an. Dann geben Sie grob gewürfelte Champignons, Möhren und Tomatenmark dazu und braten alles scharf an.

Löschen Sie dann das Ganze mit Rotwein – ich bevorzuge aufgrund des Geschmacks Blauen Zweigelt – ab und lassen Sie das Ganze auf kleiner Flamme einkochen. Kocht der Sud zu stark ein, geben Sie ab und an etwas mehr Wein dazu. Jetzt kommen nur noch Gewürze: Ein Zweig Thymian und etwas Majoran kommen in den Sud, in einem Gewürzsieb tauche ich Nelken, Wacholderbeeren und ein, zwei Lorbeerblätter in die Soße. Um dem Ganzen die Säure des Weins zu nehmen, kommt dann noch etwas Ahornsirup dazu. Dann fehlt nur noch Salz und Pfeffer je nach Geschmack. Ich lasse diese Soße dann den ganzen Nachmittag bis zum Servieren auf kleiner Flamme unter Aufsicht köcheln und ziehen

Das Gemüse

Das ist einfach – ob Rosenkohl, Möhren oder Sauer-/Rotkraut. Hier müssen Sie beim Einkaufen nur darauf achten, dass nicht schon Speck oder Butter zugefügt ist. Uromas Tipp, um das Sauerkraut sämig zu bekommen: reiben Sie eine halbe Kartoffel zum Kraut.

Das Herzhafte

Auch hier geht es einfach, aber effektiv: Man kann im Supermarkt entweder vegane „Hackbällchen“ kaufen – oder ein Pilzgulasch zubereiten. Einfach Champignons vierteln, in dem für die Soße verwendeten Öl anbraten und mit Salz, Pfeffer, Thymian und Majoran würzen. Zum Schluss kann man für den Geschmack noch einen Schuss von der Soße dazu geben.

Gedämpfter Rosenkohl, Sauerkraut, Pilzgulasch, vegane Hackbällchen und Kloß mit dicker „Bratensoße“ – ohne außerirdisch anmutende Zutaten und mit einigen gekonnten Kniffen ist ganz einfach ein Festtagsmenü zubereitet.
Gedämpfter Rosenkohl, Sauerkraut, Pilzgulasch, vegane Hackbällchen und Kloß mit dicker „Bratensoße“ – ohne außerirdisch anmutende Zutaten und mit einigen gekonnten Kniffen ist ganz einfach ein Festtagsmenü zubereitet. © WP | Lisa Klaus

Kommentar von Lisa Klaus

Ich kenne das selbst nur zu gut: Seit etwa zehn Jahren ernähre ich mich überwiegend pflanzlich. Und seit dem ersten Tag, an dem Familienmitglieder davon erfahren haben, gibt es für sie kein anderes Thema mehr, wenn ich mal zu Besuch komme: „Was stellen wir Dir nur an Essen auf den Tisch?“ Ich verstehe sehr gut, dass man gerade zu größeren Festen gerne für alle etwas Leckeres kochen möchte – und wenn man Zutaten aus dem Rezept streicht, die seit Jahrzehnten Grundlage für die Zubereitung bestimmter Gerichte sind, ist die Verunsicherung schnell groß. Ich habe mir in den zehn Jahren durch umfangreiches Ausprobieren und Kochen ein recht großes Wissen angeeignet, wie man auch auf anderem Weg – und trotzdem recht unkompliziert – geschmacklich mindestens ebenbürtige Festtags-Gerichte zaubert. Und regelmäßig werde ich gefragt, ob ich denn meine Rezepte rausrücke – von Veganern, Vegetariern und auch Fleischessern. Das zeigt: Es geht. Und es ist gar nicht schwierig.