Erndtebrück. Die Kulturinitiative Erndtebrück präsentiert an der Haflinger Hütte das Stück „Julia & Romeo“. Warum die Macher auf „Brachialromantik“ setzen.

„Julia & Romeo“ heißt es am Freitag, 22. Juli, ab 20 Uhr an der Haflinger Hütte in Erndtebrück – und nicht umgekehrt. Denn das Theaterstück, das an diesem Abend „open air“, als unter freiem Himmel gezeigt wird, sei eine eigenwillige Interpretation des Shakespeare-Originals, erklärt Dr. Ralf Wied von der Kulturinitiative Erndtebrück als Veranstalter, gemeinsam mit dem Gebrüder-Busch-Kreis. Da dürfen sich sowohl die Fans der klassischen Bühne, aber wohl mehr noch des modernen Theaters überraschen lassen. Apropos Bühne: Das Ensemble rückt mit einem riesigen Truck in Erndtebrück an.

Regie setzt auf Brachialromantik

Der Inhalt des Klassikers sei ja bekannt, so Wied weiter: „In Verona herrscht Bürgerkrieg. An der Spitze des Konflikts stehen die verfeindeten Familien Capulet und Montague. Ausgerechnet die Kinder der beiden unversöhnlichen Patriarchen verlieben sich ineinander – ein Streich des Schicksals mit tödlichen Folgen.“ Allerdings interessiere sich „Julia & Romeo“-Regisseur David Penndorf vom „tollMut“-Ensemble des Siegener „Bruchwerk Theaters“ in seiner Inszenierung nicht für „Liebesgesäusel“, sondern setze „auf Brachialromantik“.

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Denn in Zeiten jugendlicher Proteste gegen das Erbe der Erwachsenen-Generation sowie einem Krieg mitten in Europa lohne es sich, den Text einmal mit anderen Augen anzusehen. Schließlich gehe es hier nicht bloß um eine tragische Teenager-Romanze, so Penndorf, sondern auch um den Versuch von Selbstbestimmung zwischen den Trümmern, die der Stolz der Älteren hinterlasse. Als Bühne für die unangepasste Inszenierung dient ein 7,5-Tonnen-Truck mit drei Ebenen: Dach, Ladefläche und Platz vor der Ladefläche. „Die Künstler kommen damit an, packen aus, schminken und kleiden sich, präsentieren ihr Theaterstück – und reisen dann auch wieder mit allem ab“, erzählt Wied. Samt der rund 200 Gartenstühle, die am Eingang an das Publikum ausgegeben werden. Und das sitze dann schon „sehr nahe am Geschehen“.

Die Open-Air-Tour des „tollMut“-Ensembles samt Tänzern beginnt am 5. Juli in Siegen und macht am 22. Juli, in Erndtebrück Station – der einzigen in Wittgenstein. Alternativer Termin für Theater-Fans aus Erndtebrück und Umgebung: der letzte Tour-Auftritt am Sonntag, 21. August, in Hilchenbach.

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Das „tollMut“-Ensemble gehört im „Bruchwerk Theater“ zur Werkstatt-Sparte. Hier erarbeiten theaterbegeisterte Amateurinnen und Amateure ihre ganz eigenen Produktionen.

Diesmal kein Open-Air-Kino

Der Abend sei eine gute Chance, bei einer jungen Generation das Interesse für modernes Theater zu wecken, so Nanette Schorge-Brinkman von der Kulturinitiative. „Es war uns wichtig, so etwas einmal aufs Land zu holen“, ergänzt Ralf Wied. Ein Open-Air-Kino wie noch vor den beiden Corona-Jahren – das werde es in dieser Sommer-Saison im Übrigen nicht geben, bedauert Wied – aber vielleicht 2023 wieder. Schließlich sei das ja auch „ein sehr großer Erfolg“ gewesen.

Theater-Tickets für 12 Euro, ermäßigt 8 Euro (Schüler, Studierende, Menschen mit Behinderung), gibt es ab 23. Juni bei allen Filialen der Sparkasse Wittgenstein und online auf www.haflingerhuette.de. Mehr Infos zum Theater: www.bruchwerk-theater.de