Stünzel. Hätte das Stünzelfest wirklich stattfinden können? Das NRW-Innenministerium hätte laut Verein grünes Licht gegeben. Das sagt jetzt die Stadt.

„Das hat schon weh getan“, sagt Karsten Hof, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisvereins Wittgenstein, über ein weiteres Jahr ohne Stünzelfest. Bereits im April sorgte die Absage des beliebten Traditionsfestes für Entsetzen. In den sozialen Medien machte sich Fassungslosigkeit breit – erst recht, als der Grund für die Absage bekannt wurde: „Ein neues Sicherheitskonzept muss herbei, ansonsten können solche Großveranstaltungen mit Tausenden Besuchern künftig nicht stattfinden“, hieß es. Das Sicherheitskonzept aus dem Jahre 2011 sei veraltet. Doch: Laut NRW-Innenministerium hätte das Fest scheinbar doch stattfinden können. Für den Landwirtschaftliche Kreisverein Wittgenstein und vielen anderen Menschen eine Schocknachricht. Als der Verein nämlich Anfang April die Reißleine ziehen musste, weil er besagtes Sicherheitskonzept in so kurzer Zeit nicht mehr rechtzeitig erstellen konnte, wusste man nichts von den tatsächlichen Regelungen der Richtlinie aus dem NRW-Innenministerium.

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Ende April habe der Verein die Nachricht und damit Grünes Licht für das Stünzelfest seitens des NRW-Innenministeriums erhalten, so Hof. „Das lief über Anke Fuchs-Dreisbach (MdL). Sie hatte sich für uns beim Land informiert, was wir hätten ändern können, damit das Fest stattfinden kann.“ Konkret, so Hof, teilte das Innenministerium ihnen mit, dass „sollte es sich um eine Veranstaltung handeln, die bereits in der Vergangenheit problemlos stattgefunden hat, es nicht ersichtlich sei, warum nun bei gleichbleibenden Rahmenbedingungen die Vorlage eines Sicherheitskonzepts für notwendig erachtet wird“. Heißt also: Gab es in den vorherigen Jahren keine Probleme, hätte das Stünzelfest ohne Weiteres stattfinden können.

Das sagt die Stadt Bad Berleburg

Am 14. Januar hatte der Vorstand die Stadt bezüglich des Fests kontaktiert – zunächst wegen Corona. Zurück kam ein Leitfaden für Veranstaltungen – 118 Seiten lang. „Die Stadt Bad Berleburg hat die neuen gesetzlichen Regelungen Mitte Januar 2022 an den Landwirtschaftlichen Kreisverein weitergegeben – und zwar exakt neun Tage nachdem die Stadt die Informationen dazu durch den Städte- und Gemeindebund erhalten hat“, teilte die Stadt damals auf Nachfrage der Lokalzeitung mit. Und was sagt die Stadt nun zu den Aussagen des Innenministeriums?

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„Das Anschreiben liegt uns bislang nicht vor, so dass eine Bewertung nicht vorgenommen werden konnte. Auch hat das Innenministerium sich nicht bei der Stadt Bad Berleburg zu unserer Einschätzung erkundigt. Augenscheinlich ist hier eine „Ferndiagnose“ seitens des Innenministeriums erstellt worden. Wir haben das Schreiben inzwischen beim Landwirtschaftlichen Kreisverein angefordert. Wenn darin Lösungsansätze aufgezeigt werden, werden wir diese selbstverständlich in unsere weiteren Planungen einbeziehen. Ziel allen Handelns ist es, dass das Stünzelfest sowie alle weiteren Großveranstaltungen auch künftig gut und sicher stattfinden können“, heißt es seitens der Abteilung Sicherheit und Ordnung der Stadt Bad Berleburg.

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Was das Stünzelfest betrifft, so lässt der Landwirtschaftliche Kreisverein Wittgenstein derzeit das neue Sicherheitskonzept durch einen Sachverständiger überarbeiten, welches auf das vorherige Konzept aufbaut. Das neue Konzept soll noch im Herbst 2022 der Öffentlichkeit vorgestellt werden. „Nächstes Jahr wird das Stünzelfest wieder stattfinden – da sind wir uns alle einig“, so Hof und ergänzt: „Wir wollen hier niemanden die Schuld zuschieben. Am Ende wollen wir alle zusammen daran arbeiten.“