Wittgenstein. In Göttingen ist Baden „oben ohne“ eingeschränkt erlaubt. In Wittgenstein gibt es ein Schwimmbad, das sogar noch größere Zugeständnisse macht.

Seit dem 1. Mai dürfen alle Badegäste die Schwimmbäder in Göttingen ohne Oberkörperbekleidung besuchen. Vorerst samstags und sonntags gilt dort nun die Regelung, dass sich alle – auch Frauen – oben frei machen dürfen. Normalerweise gilt in öffentlichen Schwimmbädern die Hausregel, dass die primären Geschlechtsmerkmale – darunter eben auch die weibliche Brust – bedeckt werden müssen.

Das Göttinger Bündnis „Gleiche Brust für alle“ hatte sich schließlich dafür eingesetzt, dass Frauen wie Männer oben ohne und gleichberechtigt baden dürfen. Der Sportausschuss der Stadt stimmte schließlich dafür und das Angebot wird auch – wenn auch etwas zurückhaltend – angenommen.

FKK-Schwimmen in Bad Berleburg

In Wittgenstein bietet ein Schwimmbad in regelmäßigen Abständen nicht nur die Möglichkeit zum Oben-Ohne-Baden, sondern gleich zum FKK-Schwimmen: „Das Rothaarbad bietet regelmäßig am letzten Freitag des Monats die Möglichkeit zum FKK-Schwimmen außerhalb der regulären Öffnungszeit an“, erklärt Manuel Spies, Betriebsleiter des Bad Berleburger Rothaarbades auf Anfrage. Darüber hinaus habe es dort aber keine Anfragen der Badegäste zum Baden „Oben Ohne“ gegeben.

Für Frauen nicht gestattet

Die Haus- und Bäderordnung des Hallenbad Erndtebrück besagt, dass „der Aufenthalt in der Schwimmhalle nur in der üblichen Badebekleidung gestattet ist. Die Entscheidung darüber, ob eine Badekleidung diesen Anforderungen entspricht, trifft der Schwimmmeister“. Das teilt die Erndtebrücker Gemeindeverwaltung auf Nachfrage mit. Bis zum heutigen Zeitpunkt habe es im Erndtebrücker Hallenbad aber auch noch keine Nachfrage zu einer Oben-Ohne-Erlaubnis von Badenden gegeben, heißt es aus dem Rathaus.

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Genauso in Bad Laasphe: „Die Haus- und Badeordnung für die Freibäder der Stadt Bad Laasphe sieht vor, dass der Aufenthalt in den Freibädern und vor allen Dingen das Schwimmen im Becken nur in üblicher Badekleidung gestattet ist. Zudem ist in der Badeordnung geregelt, dass die Badegäste alles zu unterlassen haben, ,was den guten Sitten sowie dem Aufrechterhalten der Sicherheit, Ruhe und Ordnung zuwiderläuft’“, teilt die Verwaltung auf Nachfrage der Redaktion mit. Somit sei der Aufenthalt „Oben Ohne“ in den Freibädern der Stadt Bad Laasphe „für weibliche Gäste nicht gestattet“.

Hausverbot war Auslöser

Ausgelöst wurde alles von Mina Berger – einer non-binären Person, die sich weder als Mann noch als Frau identifiziert und auch nicht so angesehen werden möchte. Berger hatte sich im vergangenen August in einem Göttinger Bad das Bikini-Oberteil ausgezogen – weil das Schwimmbad Berger jedoch als Frau ansah, wurde ein Schwimmbadverweis und Hausverbot wegen Badens „Oben Ohne“ erteilt.

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Die Entscheidung, dass das „Oben-Ohne-Baden“ in Göttingen nun an Wochenenden erlaubt, sieht Berger als Etappensieg, wie aus einem Interview mit dem WDR hervorging: „Es wird vorgegaukelt, es gäbe Gleichberechtigung. Und gleichzeitig ist klar: An fünf von sieben Tagen sind wir nicht erwünscht. Und dürfen nicht so sein, wie wir sind, wie wir gerne baden möchten.“

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Gleiche Brust für alle“

„Gleiche Brust für Alle“ ist eine „intersektionale feministische Bewegung“, die laut eigener Aussage gegen die Sexualisierung der Brust und für Gleichberechtigung kämpft.

Die Bewegung möchte, dass „bundesweit in Ergänzung zu Artikel 3 des Grundgesetzes sowie der lokalen Kleiderordnungen eine konkrete Regelung geschaffen wird, die eine explizite Erlaubnis beinhaltet, dass alle Personen unabhängig des Geschlechts sich gleichermaßen ohne Einschränkungen mit freiem Oberkörper bewegen dürfen.“

Zudem fordern sie die Abschaffung von „diskriminierenden und verfassungswidrigen“ Polizeikontrollen: „Ein nackter Oberkörper an sich erregt kein öffentliches Ärgernis und stellt keine Belästigung der Allgemeinheit dar.“