Rückershausen.

Als sich der gelernte Maurer, Günther Weber, 1952 in seinem Heimatort Rückershausen mit dem Handel von Bauwerkzeugen selbstständig machte, ahnte er wohl noch nicht, dass aus den kleinen Anfängen später ein branchenbekanntes Unternehmen hervorgehen sollte.

Nach einigen Jahren Handelstätigkeit konnte Weber auf die Anfrage eines Kunden nach einer Rüttelplatte für ein bestimmtes Einsatzgebiet nichts Adäquates anbieten und tüftelte fortan an eigenen Produkten. Sein erstes Modell einer Rüttel- bzw. Vibrationsplatte trug die Bezeichnung WVP 450 – der Sprung in das produzierende Gewerbe war gemacht.

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Heute sieht sich Weber MT, so die Kurzform der Weber Maschinentechnik GmbH, als Spezialist für handgeführte Verdichtungstechnik. Die Produkte kommen im Baugewerbe zum Einsatz und dienen beispielsweise der Verdichtung von Erde, Kies und Sand oder sind unerlässliche Helfer bei Pflasterarbeiten. Innerhalb Europas zählt man zu den Marktführern. Grund genug, um einen Blick auf die 70-jährige Geschichte zu werfen.

Der Weg zum Global-Player

70 Jahre Weber Maschinentechnik Rückershausen: Ein Stampfer wird montiert.
70 Jahre Weber Maschinentechnik Rückershausen: Ein Stampfer wird montiert. © Weber MT | Weber MT

Der Ausbau der Produktpalette, zahlreiche technische Weiterentwicklungen und Patente bereiteten den Weg für die heutige Größe des Unternehmens. Die Erfindung der sogenannten Wefix-Schaltung ermöglichte es zum Beispiel, auch leichtere Rüttelplatten mit Vor- und Rücklauf zu betreiben. In den 1970er Jahren fertigte man bei Weber zeitweise reversierbare Bodenverdichter für namhafte Großmaschinenhersteller, die dadurch ihr Programm ergänzten. In der Folgezeit stellte sich Weber MT zunehmend international stärker auf. Parallel zum Ausbau des Exports erfolgte die Gründung mehrerer Tochterfirmen. Zunächst in Frankreich und den Niederlanden; später kamen die USA, Brasilien, Polen und Tschechien hinzu.

Führungswechsel zur Jahrtausendwende

Zur Jahrtausendwende schied der Firmengründer Günther Weber aus dem Unternehmen aus. Sein Sohn Wolfgang Weber, der bislang als Geschäftsführer Vertrieb fungierte, übernahm die alleinige Geschäftsführung. Eine Restrukturierung des Unternehmens prägte die folgenden Jahre. Forschung und Entwicklung wurden ausgebaut, zahlreiche Produkte nach und nach überarbeitet und der Fokus auf die Kernkompetenz des Unternehmens gelegt. Ein neues Logo und die Produktfarben Blau und Grau verdeutlichten die Neuausrichtung.

Für Aufsehen in der Branche sorgte Weber MT im Jahr 2004. Auf der Fachmesse BAUMA in München wurde unter der Produktbezeichnung COMPATROL die erste flächendeckende Verdichtungskontrolle für handgeführte Bodenverdichter vorgestellt. In Zusammenarbeit mit der Universität Siegen und nach unzähligen Testläufen konnte eine Verdichtungskontrolle der Öffentlichkeit präsentiert werden, die bis dato nur bei großen Straßenwalzen zu finden war. Heute werden ähnliche Messsysteme auch von anderen bedeutenden Herstellern handgeführter Bodenverdichter angeboten. Aber, wie sagt man so schön: Wer hat’s erfunden?

Dritte Generation

Vor vier Jahren ging die Geschäftsführung fließend auf die nunmehr dritte Generation über. Katharina Weber, kaufmännische Geschäftsführerin, und Matthias Weber, technischer Geschäftsführer, vertreten gemeinsam das Unternehmen, nachdem sie es durch unterschiedliche Aufgaben und Leitungsfunktionen von allen Seiten kennengelernt haben.

70 Jahre Weber Maschinentechnik Rückershausen: Die Geschäftsleitung Katharina Weber und Matthias Weber.
70 Jahre Weber Maschinentechnik Rückershausen: Die Geschäftsleitung Katharina Weber und Matthias Weber. © Weber MT | Weber MT

„Die Digitalisierung wird in viele Bereiche und Produkte weiterhin Einzug halten“, so kommentiert Geschäftsführer Matthias Weber eine der künftigen Herausforderungen. „Bereits vor ein paar Jahren haben wir die Fertigung auf die sogenannte One-Piece-Flow-Produktion umgestellt. Diese Art der Fertigung ermöglicht eine flexible und stärker an den Bedarf angepasste Produktion. Ein neues ERP-System unterstützt uns bei der Planung.“

Der Trend geht aufwärts

Weber MT ist nach wie vor ein inhabergeführtes Familienunternehmen und beschäftigt rund 200 Mitarbeiter/innen, inklusive der Tochterfirmen.

Zuletzt verließen rund 18.000 Produkte pro Jahr die Fertigungshallen am zentralen Unternehmensstandort Rückershausen – Tendenz steigend.

Das Produktportfolio umfasst vorwärtslaufende Vibrationsplatten, reversierbare Bodenverdichter, Vibrationsstampfer, handgeführte Walzen und Grabenwalzen. Beton-Innenrüttler zur Verdichtung von Beton und Fugenschneider ergänzen das Angebot.

Knapp 60 Prozent des Umsatzes werden im Export erzielt. Größter und damit wichtigster Einzelmarkt sind die USA.

Seinen Kunden bietet Weber MT seit kurzem eine Service-App an. Diese Handy-Anwendung ermöglicht zum Beispiel den On- und Offline Zugang zu Bedienungsanleitungen, Ersatzteillisten und Service-Videos. Einzigartig auf dem Markt ist ein sogenannter MDM-Motorschutz, der bestimmte Parameter des Antriebsmotors überwacht und ihn damit vor Ausfällen schützt. In diesem Zusammenhang wird zusätzlich eine Telematikfunktion mit GPS-Ortung der Maschine angeboten. Den Anforderungen an emissionsfreie Baustellen folgend, begann zum Saisonstart 2022 die Präsentation von fünf unterschiedlichen Maschinen, die mit Elektromotor bzw. Akkutechnik ausgestattet sind.

Marktposition ausbauen

In den letzten beiden Jahren konnte der Umsatz stark ausgebaut werden und Weber MT verzeichnete die umsatzstärksten Jahre der Unternehmensgeschichte. Die Auftragsbücher der Bauindustrie - und bei Weber MT - sind gut gefüllt. Deshalb rechnet man mit einer weiteren Absatzsteigerung.

„Wir setzen uns ambitionierte Ziele“, so umschreibt Geschäftsführerin Katharina Weber die Zukunft des Unternehmens. „Die Leidenschaft zur Technik und unser Anspruch an höchste Qualität bieten eine gute Basis für weiteres Wachstum. Dabei haben wir zahlreiche Märkte in Europa, Südamerika und vor allem die USA fest im Blick. Hier wollen wir wachsen und unsere Marktposition weiter ausbauen.“